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Psst, hör’ mal. Am BER, meint Hartmut Mehdorn (links), wird’s eng. Klaus Wowereit hat damit bald wenig zu tun.

© dpa

Eröffnungschaos am Flughafen: Hartmut Mehdorn warnt Klaus Wowereit: BER zu klein für Berlin

Der BER hat laut Flughafenchef Hartmut Mehdorn am Anfang nur eine Kapazität von 21 Millionen Passagieren – und nicht 27 Millionen, wie eigentlich geplant.

Neue Probleme am Hauptstadtflughafen gefährden die von Hartmut Mehdorn angepeilte Eröffnung im Jahr 2016. Das ist seit Ende voriger Woche auch dem BER-Aufsichtsratsvorsitzenden und Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bekannt. Nach Tagesspiegel-Informationen können nach einer Warnung von Flughafenchef Hartmut Mehdorn zur geplanten BER-Inbetriebnahme 2016 im neuen, bislang knapp zwei Milliarden Euro teuren und bisher nicht fertigen Fluggastterminal in Schönefeld zunächst lediglich 21 Millionen Passagiere abgefertigt werden. Mehdorn hält die konzipierte BER-Kapazität von 27 Millionen Passagieren am Anfang nicht für erreichbar. Darüber hat Mehdorn letzten Donnerstag den Projektausschuss des Aufsichtsrates der Flughafengesellschaft Berlin, Brandenburg und des Bundes informiert. Und zwar in Anwesenheit von Aufsichtsratschef Wowereit.

Am neuen Flughafen müssen aber 2016 bereits 31 Millionen Passagiere abgefertigt werden. Es wäre laut Mehdorn sogar noch ein zusätzlicher Kapazitätspuffer von acht Millionen Passagieren nötig, um ein Eröffnungschaos zu vermeiden. In einer Mehdorn-Unterlage „Kapazitätserweiterung – Strategische Kapazitätsplanung“ vom 21.August 2014 für Wowereit und die anderen Aufsichtsräte heißt es unter Verweis auf diese Zahlen wörtlich: „Bereits bei Eröffnung ist der Flughafen überlastet. Eine gesicherte IBN ist stark gefährdet.“ Die Geschäftsführung könne nur für eine Startkapazität von 21 Millionen Passagieren die Verantwortung übernehmen.

Zugleich steht Mehdorn mit seinem jüngsten Plan vor dem Scheitern, die Kapazitätsprobleme am BER mit einer dauerhaften Weiternutzung des alten DDR-Terminals als zweite BER-Abfertigungshalle in den Griff zu bekommen. Doch dieses „Double-Roof-Konzept“, von dem der bisherige und vom Aufsichtsrat nicht freigegebene Wirtschaftsplan der defizitären Flughafengesellschaft für die nächsten Jahre ausgeht, wird Makulatur. Denn die Bundesregierung hat sich jetzt festgelegt – und einer für den Dauerbetrieb von Schönefeld-Alt nötigen Verlegung des bislang unmittelbar daneben geplanten Regierungsterminals die endgültige Absage erteilt. Das geht aus einer aktuellen Antwort der Bundesregierung – abgestimmt zwischen den beteiligten Ministerien und dem Kanzleramt – auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen hervor.

Neue Pleiten, Rückschläge und Verzögerungen sind nicht ausgeschlossen

In der Antwort heißt es wörtlich: „Eine Standortverlagerung des Regierungsterminals mit allen notwendigen Flächen und Einrichtungen wird von der Bundesregierung abgelehnt.“ Die Bundesregierung halte an den mit der FBB geschlossenen Verträgen zum Standort des Regierungsflughafens fest. „Jede Standortverlagerung birgt Risiken in zeitlicher, finanzieller und planerischer Sicht. Ein unterbrechungsfreier Betrieb des politisch-parlamentarischen Flugverkehrs sowie die Protokollfunktionen haben für die Bundesregierung oberste Priorität.“

Diese Linie machten die Bundesvertreter vergangene Woche bereits im Projektausschuss klar. Das Gremium gab Mehdorn deshalb lediglich grünes Licht, Planungen für eine übergangsweise Zwischennutzung des alten DDR-Terminals für die Startphase des neuen Airports anzupacken. Als Interimslösung für die Flugbereitschaft der Bundeswehr, bislang in Tegel ansässig, soll das „Generalshotel“ ausgebaut werden, in dem bereits zu SED-Zeiten Staatsgäste empfangen worden waren. Auch dagegen gibt es Widerstände im Bund.

Auf seiner Pressekonferenz im Roten Rathaus hatte Wowereit angekündigt, dass er sich auch als Flughafen-Aufsichtsratschef zurückziehen wird – und gefrotzelt, dass dieser Posten anders als der im Roten Rathaus ja nicht begehrt sei.

Tatsächlich sind neue Pleiten, Rückschläge und Verzögerungen nicht ausgeschlossen, ob auf der Baustelle in Schönefeld selbst oder im Wettlauf mit der Kapazitätsnot, durch die im Terminal akute Engpässe drohen. Nach einer Luftverkehrsprognose der für alle großen deutschen Flughäfen tätigen Münchner Firma Intraplan kann Berlin, wo an den Flughäfen Tegel und Schönefeld-Alt wohl dieses Jahr 28 Millionen Passagiere abgefertigt werden – eine Million mehr als die Planungskapazität des BER – auch in den kommenden Jahren mit überproportional steigenden Fluggastzahlen rechnen, bis 2035 mit 49 Millionen Fluggästen.

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