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Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hat den Schulleitern bis Schuljahresende ihren Pflichtunterricht erlassen..

© Wolfgang Kumm/dpa

Erleichterung im Corona-Schuljahr: Berliner Schulleiter müssen nicht mehr unterrichten

Wegen der Coronakrise entlastet Senatorin Scheeres die Leiter öffentlicher Schulen. Die erlassenen Stunden sollen aus dem Vertretungsbudget bezahlt werden.

Berliner Schulleiterinnen und Schulleiter an öffentlichen Schulen bekommen mehr Zeit für Verwaltungsaufgaben in Verbindung mit der Pandemie. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) erlässt ihnen ab sofort die Unterrichtsverpflichtung für das gesamte laufende Schuljahr bis zu den Sommerferien Ende Juni.

Das erfuhr der Tagesspiegel aus Schulleitungskreisen. Demnach habe die Senatorin angeregt, diese "Möglichkeit" zu eröffnen. Schulleitungen, die davon keinen Gebrauch machen wollen, können diese Befreiung auch an ihre Konrektorinnen und Konrektoren übertragen. 

Um die Stunden, die dann von anderen Lehrern unterrichtet werden müssen, finanzieren zu können, dürfen die Schulen Mittel aus dem Personalkostenbudget (PKB) beantragen, das normalerweise für die Bezahlung von Vertretungspersonal gedacht ist. Begründet wird das Entgegenkommen mit der besonderen Belastung der Schulleitungen durch die Corona-Pandemie.

Die so entstehenden Freiräume sollen für zusätzliche Verwaltungsaufgaben genutzt werden, wie zum Beispiel die Umsetzung der erforderlichen Hygienemaßnahmen, die Abstimmungen mit der regionalen Schulaufsicht bezüglich des Stufenplans und die Planung und Umsetzung digitaler Unterrichtsformate, hieß es. Auch mit den Gesundheitsämtern müssen die Leitungen zeitaufwändig Kontakt halten.

Die Senatsverwaltung für Bildung bestätigte die Information. Bildungssenatorin Scheeres sagte dem Tagesspiegel: "Die Schulen leisten derzeit Außergewöhnliches. Mit diesem Schritt wollen wir ein Stück weit für Entlastung sorgen." Die Vorsitzende der Interessenvertretung Berliner Schulleitungen (IBS), Astrid-Sabine Busse, und der Vorsitzende der Vereinigung der Sekundarschulleitungen, Sven Zimmerschied, begrüßten Scheeres’ Entscheidung auf Nachfrage ausdrücklich.

Kritik aus der Oberstudiendirektoren-Vereinigung

Hingegen meinte der Vorsitzende der Vereinigung der Oberstudiendirektoren (VOB), Ralf Treptow, die „Anregung“ der Senatorin, „die Möglichkeit zu eröffnen“ sei lediglich "eine nette Geste und von Andeutungen geprägt". Realistisch gebe es fast keine Chance, den eigenen Unterricht derzeit auf andere zu übertragen.

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"Verantwortliche Politik  wäre es gewesen, bereits im Frühjahr 2020 eine politische Entscheidung zu treffen, den Schulleitungen für das Schuljahr 20/21 Spielräume zu gewähren, weil abzusehen war, was auf die Schulleitungen im Pandemieschuljahr zukommen wird", sagte Treptow dem Tagesspiegel. Im Übrigen erinnerte er daran, dass der VOB schon 2017 eine Vorschlag für eine „Neuordnung der den Berliner Schulen zugewiesenen Leitungszeit“ unterbreitet habe.

"Wenn man ihn damals ernsthaft diskutiert und umgesetzt hatte, dann müssten heute nicht anlässlich netter Gesten der Senatorin die Schulleitungen Berlins im wahrsten Sinne des Wortes müde lächeln", so der Leiter des Pankower Rosa-Luxemburg-Gymnasiums weiter. Wann und in welcher Form die Regelung auf freie Schulen übertragen werden könnte, wurde am Donnerstag nicht mitteteilt.

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