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Dies ist in der Vattenfall-Zentrale, aber nicht der Vattenfall-Sprecher - sondern Peng!-Aktivist Jean Peters, der sich als Konzernvertreter ausgab.

© Hendrik Lehmann

Update

Erfolgreicher Fake: Kreuzberger Aktivisten verkünden Vattenfall-Ausstieg aus Braunkohle

Eine Pressekonferenz in der Berliner Vattenfall-Zentrale, eine Website, ein Video: Das Kreuzberger Peng!-Kollektiv hat am Freitag den schwedischen Konzern vorgeführt und die Energiewende in der Lausitz bis 2030 verkündet.

Über eine halbe Stunde spricht der falsche Pressesprecher im Foyer der Berliner Konzernzentrale von Vattenfall von Verantwortung. Immer wieder erklärt er strahlend, dass der Konzern in der Lausitz bleibe, die Braunkohle-Abbaustätten renaturieren, und saubere Arbeitsplätze schaffen werde. Seine Kollegen - wie er im dunkelgrauen Anzug - haben während dessen drei riesige Aufkleber an den Wänden des Foyers angebracht, "Vattenfall Responsability Initiative" prangt jetzt dort.

Erst da kommt der echte Vattenfall-Pressesprecher herein - die Wachleute haben ihn herbeigerufen - und merkt schnell, dass hier etwas schief läuft. "An die echten Journalisten: Wir haben damit nichts zu tun", sagt er. "Entschuldigen Sie, die Pressemitteilung, die Sie bekommen haben, ist nicht von uns." Davor hat Jean Peters, der falsche Pressesprecher, sich noch neben ihn gestellt, und gesagt: "Ich freue mich, dass wir endlich Verantwortung in der Lausitz übernehmen."

Das Kreuzberger Peng!-Kollektiv kaperte am Freitagmorgen für ein paar Stunden die Kommunikationsabteilung des schwedischen Energiekonzerns. Zeitgleich mit der Pressekonferenz in der Vattenfall-Lobby verschickten die Aktivisten im Namen von Vattenfall-Managern Pressemitteilungen und Twitter-Nachrichten, Hashtag #Vattenfall. Sie hatten dafür Twitter-Accounts von Vorständen erstellt. Sogar eine passende Webseite hatten die Aktivisten vorbereitet: vattenfall-responsibility.de - selbst ein aufwendig produziertes Video war dort eingebettet.

Die Märkische Allgemeine Zeitung, der RBB und ein CDU-Bundestagsabgeordneter verbreiteten die falsche Nachricht vom angeblichen Kurswechsel des Konzerns weiter. Vattenfall dementierte sofort. Doch auf Twitter war die Falschmeldung erst mal nicht zu stoppen, der Hashtag #Vattenfall sogar kurzzeitig Deutschlandtrend.

"Vattenfall will sich einfach aus der Verantwortung in der Lausitz ziehen", erklärt Jean Peters, der falsche Pressesprecher, im Büro des Peng!-Kollektivs. "So einfach wollten wir es ihnen nicht machen." Einen Monat haben die selbsternannten "Kommunikationsguerilleros" die Aktion vorbereitet. Anlass ist die vierteljährliche Vattenfall-Pressekonferenz, die am Dienstag in Stockholm stattfindet und bei der die Verkaufsabsichten verkündet werden sollen. "Wir wollen dem Konzern ein alternatives und natürlich viel besseres Handlungskonzept zur Hand geben", so der 31-jährige Peters.

Die aktuelle schwedische Regierung will die CO2-Emissionen reduzieren und die Stromversorgung auf erneuerbare Energien umstellen, der Staatskonzern Vattenfall soll seine fünf Braunkohlegruben und mehrere Kraftwerke in der Lausitz verkaufen. "Jahrzehntelang hat Vattenfall Milliardengewinne in der Region gemacht. Jetzt sollen sie dort auch aufräumen", sagt Peters.

Die Peng!-Aktivisten haben sich in der Vergangenheit unter anderem schon als Google-Mitarbeiter und CDU-Politiker ausgegeben, auf einer Shell-PR-Veranstaltung haben sie eine Mini-Ölkatastrophe inszeniert.

Vattenfall selbst zeigte sich verärgert und erklärte, "rechtliche Schritte" prüfen zu wollen. Eine weitere Beurteilung oder genauere Angaben zum rechtlichen Vorgehen will Vattenfall bislang nicht machen, so ein Konzernsprecher.

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"Vattenfall übernimmt Verantwortung" - und verkündet den Ausstieg aus der Braunkohle in der Lausitz bis 2030. Das behauptete am Freitag das Kreuzberger Peng!-Kollektiv.
"Vattenfall übernimmt Verantwortung" - und verkündet den Ausstieg aus der Braunkohle in der Lausitz bis 2030. Das behauptete am Freitag das Kreuzberger Peng!-Kollektiv.

© vattenfall-responsibility.de/Tagesspiegel

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