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Ein Regionalexpress auf der neuen Brücke am Karower Kreuz.

© dpa / Jörg Carstensen

Engpass im Berliner Norden beseitigt: Bahn nimmt zweites Gleis am Karower Kreuz in Betrieb

Das Karower Kreuz war nach dem Ostkreuz lange die zweitwichtigste Baustelle der Bahn. Am Dienstag wurde das neue zweite Fernbahngleis eröffnet.

Es war das Nadelöhr im Norden der Stadt. Seit dem Krieg gab es am Karower Kreuz nur noch ein Gleis auf der Bahnstrecke Richtung Bernau, Eberswalde und Stettin. Wie am Ostkreuz warteten Fahrgäste Jahrzehnte, wie am Ostkreuz dauerte die Sanierung Jahre. Nun ist auch die zweite große Baustelle der Deutschen Bahn fertig.

Am Dienstag eröffneten Berlins Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese (Grüne) und Bahnvorstand Ronald Pofalla das neu gebaute zweite Fernbahngleis am Karower Kreuz. "Damit gewinnt die einzige Zulaufstrecke von und nach Norden der Stadt deutlich an Stabilität – das bringt auch mehr Pünktlichkeit", teilte die Bahn mit. 

Tatsächlich stauten sich die Fern- und Regionalzüge seit dem Krieg auf der Strecke zwischen Berlin und Bernau immer wieder. Das einzige Gleis führte über eine 100 Jahre alte Brücke über den Berliner Außenring. Diese Brücke hatte die DDR nach dem Krieg woanders abgebaut und nach Karow versetzt. Sie sah aus, wie man das Ostkreuz von früher kennt: verrostet, windschief und optisch einsturzgefährdet. 

Auch die Technik im Stellwerk dort war uralt, deshalb stießen 2009 zwei Züge zusammen, ein Regionalexpress und ein mit hochexplosivem Propen beladener Güterzug. 24 Menschen wurden damals verletzt. 2018 wurde das erste neue Gleis eröffnet. Mehrfach gab es in den letzten Jahren teilweise monatelange Vollsperrungen.

Nun ist alles neu, der Engpass beseitigt. Die Stellwerkstechnik wurde digitalisiert, alle Gleise und die Verbindungskurven erneuert. Fahrgäste Richtung Rostock, Stralsund und Stettin profitieren, weil die 120 Züge pro Tag sich nicht mehr gegenseitig behindern. Mehr als 200 Millionen Euro investierten die Bahn, der Bund und das Land Berlin. 

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Über das Karower Kreuz fahren die Urlaubszüge Richtung Ostsee (RE5 und RE3 nach Stralsund sowie die IC-Linie 17 Dresden–Berlin–Rostock) genauso wie die Pendlerzüge nach Eberswalde, Angermünde und Polen. Zudem fahren viele Güterzüge, etwa aus der Raffinerie in Schwedt. 

"Wir schaffen mehr Kapazität und werden deutlich zuverlässiger", versprach Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla. Die Strecke Richtung Nordosten ist jetzt für Tempo 160 ausgebaut, die Oberleitungen wurden erneuert, acht Brücken neu gebaut sowie Lärmschutzwände. Seit Jahren beklagten sich Anwohner über den Krach der Güterzüge.  

Ein Sonderzug hielt 2018 auf der Brücke am Karower Kreuz. Seitlich wurde Platz für mögliche spätere Bahnsteige gelassen.
Ein Sonderzug hielt 2018 auf der Brücke am Karower Kreuz. Seitlich wurde Platz für mögliche spätere Bahnsteige gelassen.

© Jörn Hasselmann

Verkehrssenatorin Regine Günther, die sich von ihrem Staatssekretär vertreten ließ, hatte zuvor betont, dass das zweite Gleis am Karower Kreuz "ein sehr wichtiges Element zum Infrastrukturprojekt i2030" sei, mit dem Berlin und Brandenburg die Schienenverbindungen verbessern wollen. 

Der Ausbau des Karower Kreuzes ist Teil des Vorhabens „Ausbau Eisenbahnknoten Berlin“. Angedacht ist noch mehr: Denn anders als das Ostkreuz ist das Karower Kreuz kein Bahnhof, weder an den S-Bahn-Gleisen, noch an den Fernbahngleisen. Seit DDR-Zeiten ist zum Beispiel die Verlängerung der S-Bahnlinie S75 über Wartenberg hinaus geplant, die Trasse wurde freigehalten neben den beiden Gleisen des Außenrings.

Für einen Kreuzungsbahnhof hat die Bahn jetzt immerhin an den Regionalbahngleisen Platz freigehalten am Karower Kreuz. Im Bezirk Pankow wird ein Bahnhof seit Jahren von den Parteien gefordert. Ein S-Bahn-Kreuz wird es vermutlich nie geben, denn unter der neuen Brücke wurde am Außenring kein Platz für S-Bahn-Gleise gelassen. Falls die S75 einmal verlängert werden sollte, ist am Karower Kreuz ohne erneuten Totalumbau kein Bahnhof möglich, die S-Bahn könnte nur nach Buch geleitet werden.

Seit September 2016 wurden zwischen Buch und Bernau im Zuge der Stettiner Bahn 14 Eisenbahnbrücken ersetzt. In den kommenden Jahren ist dann die Dresdner Bahn das wichtigste Bauprojekt Berlins. 

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