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Lebensfreude. Die Gruppe Mumtoz Navo präsentiert Musik aus Usbekistan beim jährlichen Nowruz- und Frühlingsfest, zu dem das Ethnologische Museum einlädt – mit Unterstützung durch die „Ethnofreunde“.

© Udo Siegfriedt

Engagement für Berliner Humboldt Forum: Die Freude gibt's obendrauf

Ambitionierte Freundeskreise sind wichtig für Museen. Gerade für jene, die ins Humboldt Forum ziehen.

Aus den Augen, aus dem Sinn: Wer in dieser Stadt von einem Viertel in ein anderes zieht, läuft Gefahr, ein paar Freunde zu verlieren. Das könnte auch dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst blühen. Denn an ihren angestammten Adressen in Berlin-Dahlem ist längst alles verrammelt, die Sammlungen ziehen ins Humboldt Forum. Sie sind froh über den „Sprung in die Mitte“– und vor allem: Ihre engsten Vertrauten stehen ihnen treu zur Seite, die Mitglieder der jeweiligen Förder- und Freundeskreise.

Das betrifft auch das Stadtmuseum Berlin, das im Humboldt Forum rund 4000 Quadratmeter Ausstellungsfläche bekommen wird. „Ein neues Schaufenster“, freut sich Claudia Hartmann, Mitglied im Vorstand vom Förderkreis des Stadtmuseums. Die Keimzelle, das Märkische Museum am Köllnischen Park, wird von 2020 an saniert und mehrere Jahre schließen. Seine Vorstellung im Hinblick auf die neue Adresse hat Paul Spies, Chefkurator des Landes Berlin im Humboldt Forum so formuliert: „Unser Ziel ist die Ermunterung zur Weltoffenheit.“ Auf Berliner und Touristen gleichermaßen hofft Claudia Hartmann.

Geschenk vom Freundeskreis: farbenfrohe Bildwirkerei aus der Ming-Dynastie

Auch Mayen Beckmann, Vorsitzende in der Gesellschaft für Ostasiatische Kunst e. V., findet es „super, dass wir in die Stadt ziehen“. Schließlich lag das Museum für Asiatische Kunst, für das sie sich einsetzen, in der Dahlemer Lansstraße doch etwas abseits. Das Humboldt Forum bietet dabei aber auch neue Herausforderungen. „Die Räume sind jetzt viel größer. Da kann man keine kleine Keramik mehr hinstellen.“ Zum Glück ist die Auswahl der Objekte groß – und auch daran hat die Gesellschaft mit ihren rund 400 Mitgliedern ihren Anteil. 1990 neu gegründet, half sie beim Erwerb vieler Kunstwerke wie etwa der farbenfrohen Bildwirkerei aus der frühen Ming-Dynastie. Hunderte Teeschalen und Holzschnitte hat der Freundeskreis für die Sammlung gekauft.

Monatlich ist ein „Jour Fixe“ anberaumt, bei dem die Mitglieder oft hochkarätigen Vorträgen lauschen können. Das ist auch bei der Gesellschaft für Indo-Asiatische Kunst so, die seit 2006 mit den „Ostasiaten“ zum Museum für Asiatische Kunst zusammengeschlossen wurde. Dietrich Mahlo, 2. Vorsitzender, nennt rund 170 Mitglieder für seine Gesellschaft und hebt die Qualität und Bedeutung der indo-asiatischen Sammlungsbestände in Berlin hervor.

Beide Gesellschaften geben jeweils eine Zeitschrift heraus, beide organisieren Führungen durch andere Ausstellungen, und wer einen Mitgliedsausweis hat, kommt gratis in die Ausstellungen sämtlicher Museen, die zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz gehören. Dass die beiden Freundeskreise sich unter dem Dach des Humboldt Forums vereinen, „würde sich empfehlen“, sagt Dietrich Mahlo vorsichtig. Wer weiß, vielleicht gibt es ja in Zukunft sogar einen „Freundeskreis Humboldt Forum“.

Größte Sorge ist der Altersdurchschnitt

Doch auch jetzt ist den Förder- und Freundeskreisen ja einiges gemeinsam. Zum Beispiel der Wunsch, auch jüngere Mitglieder zu finden. „Meine größte Sorge ist der Altersdurchschnitt“, sagt etwa Jochen Brüning, Vorstandsvorsitzender des Vereins der Freunde des Ethnologischen Museums, kurz Ethnofreunde genannt. Mehr als 500 000 ethnografische Objekte umfasst die Sammlung, deren herausragende Stücke im Humboldt Forum präsentiert werden werden. Das Nowruz- und Frühlingsfest, seit Jahren vom Museum mit Unterstützung der Ethnofreunde und in Kooperation mit mehreren Botschaften organisiert, wurde in diesem Jahr schon mal in Mitte gefeiert.

Wer gern Stücke aus aller Welt betrachtet, liebt es auch, sich in der Ferne umzusehen. Ingo Weber ist der „Reiseleiter“ der Ethnofreunde. „Die erste Reise führte vor zwölf Jahren nach Hildesheim, die entfernteste ging in die Volksrepublik China“, erzählt Weber. Aktuell können die Mitglieder eine Tour durch den Iran buchen.

Als Grund für den Eintritt bei den Ethnofreunden nennt Weber „innere Motivation“. Da sei natürlich das Interesse an den Ausstellungen, aber es entwickelten sich auch Freundschaften. Einfluss auf die Präsentation im Humboldt Forum haben die Ethnofreunde nicht. „Wir sind keine Ethnologen, auch wenn manche von uns fachkundig sind“, sagt Weber. „Wir begleiten und unterstützen das Museum, und manchmal werden wir auch gefragt, ob wir dies oder jenes kaufen wollen.“ Nicht selten machen sie es dann möglich. Der Lohn ist immerhin ein Vermerk: „Erworben mit Mitteln des Freundeskreises“.

Rapper Romano aus Köpenick beim Fest des Stadtmuseums

Der Freundeskreis des Stadtmuseums ist vielleicht am weitesten damit gekommen, eine jüngere Klientel für sich zu interessieren. Beim letzten Hoffest auf dem Gelände des Märkischen Museums führte Rapper Romano aus Köpenick („kein Bock auf große Gesten“) durchs Programm. Und weil der Mann mit den blonden Zöpfchen anwesend war, „hatten wir ein völlig anderes Publikum“, erzählt Claudia Hartmann, die dort auch „Menschen mit Tätowierungen“ ausgemacht hat. Fans von Rapper Romano werden nicht unbedingt Mitglieder, aber auf diese Art schaffe der Freundeskreis „ein Bewusstsein“.

Ingo Weber ist optimistisch. Das Interesse an der Ethnologie steige, die Menschen reisten viel und brächten mehr Aufmerksamkeit mit, sagt er. Und die Ethnologen schüren sie mit Führungen durch Archive und Depots, bieten Tagesreisen an zu spannenden Ausstellungen, etwa nach Stralsund zum „Gold der Wikinger“.

Mittun ist verlockend und faszinierend zugleich

Wer in einem der Förder- und Freundeskreise ist, so scheint's, wird Teil einer verschworenen Gemeinschaft. Zusammen will und kann man etwas erleben, dem gleichen Interesse frönen – aber auch selbst etwas auf die Beine stellen. Das Humboldt Forum mit Leben zu füllen, das ist auch eine Herausforderung für die Vereine und Gesellschaften in den Museen. „Wir sollten alle optimistisch sein, aber auch fordern“, sagt Ingo Weber und fügt hinzu: „Wenn es um die neue Vermittlung von Kompetenzen geht, werden wir unsere Stimme erheben.“

Dass man mittun kann, ist verlockend und faszinierend zugleich.

Die Freundeskreise: Was die Mitgliedschaft bringt

Förderverein Berliner Schloss: Der Förderverein hat rund 1500 Mitglieder aus allen Schichten der Gesellschaft. 60 Euro (Mindestbetrag) kostet der Jahresbeitrag pro Person. Schüler, Studenten, Arbeitslose und Rentner zahlen

35 Euro. Internet: berliner-schloss.de/der-verein

Stadtmuseum Berlin: Mitglieder im Förder- und Freundeskreis des größten Stadtmuseums Deutschlands haben viele Vorteile: freier Eintritt in alle der Stiftung angeschlossenen Museen und bei den meisten Sonderausstellungen sowie im Brücke-Museum. Previews und Sonderführungen in den Ausstellungen. Einladungen zu allen Vernissagen der Stiftung Stadtmuseum sowie zum jährlichen Museumsfest und dem Nikolauskonzert. Regelmäßige Mitgliederbriefe und Newsletter über die Aktivitäten des Vereins und Aktuelles aus dem Museum. Beitrag: 65 Euro, Schüler und Studenten 35 Euro. Internet: freunde-des-stadtmuseums.de

Ethnologisches Museum: Die „Ethnofreunde“ begleiten den Weg ins Humboldt Forum. Es gibt Einladungen zu zahlreichen Veranstaltungen und spannende Reiseangebote. Freier Eintritt in alle ständigen Ausstellungen und Sonderschauen der Staatlichen Museen zu Berlin. Die Mitgliedschaft im Förderverein kostet 70 Euro pro Jahr, Schüler und Studenten zahlen 35 Euro. Internet: ethnofreunde-berlin.de

Museum für Asiatische Kunst: Das Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin wurde Ende 2006 aus dem Museum für Indische Kunst und dem Museum für Ostasiatische Kunst gebildet. Aus diesem Grund hat es nach wie vor zwei Freundeskreise:

Gesellschaft für indo-asiatische Kunst Berlin e. V.(GIAK)

Mitglieder haben freien Eintritt in das Museum für Asiatische Kunst sowie in die Dauerausstellungen aller Staatlichen Museen zu Berlin. Einladung zu Vorträgen und Vernissagen des Museums. Jährlicher Neujahrsempfang. Erhalt der jährlichen Ausgabe der „Indo-Asiatischen Zeitschrift (IAZ)“.

Beitrag: 100 Euro, Studenten bis 28 Jahre zahlen 50 Euro. Internet: giak.org

Deutsche Gesellschaft für ostasiatische Kunst e. V.

Im Vordergrund steht die Vermittlung der Kulturen Chinas, Japans und Koreas. Ziel der Deutschen Gesellschaft für ostasiatische Kunst ist es, dem Museum zu helfen, die Sammlungen durch Ankäufe und Vermittlung von Kontakten weiter auszubauen. Herausgabe der „Ostasiatischen Zeitschrift“. Etliche Veranstaltungen. Beitrag: 120 Euro, Studenten: 35 Euro. Internet: dgok.de

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