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Expertenrunde. Professor Bernd Hirschl erklärt das Berliner Energie- und Klimaschutzkonzept.

© Doris Spiekermann-Klaas

Energiewende in Berlin: Wie die Hauptstadt klimaneutral werden soll

Experten diskutierten beim Tagesspiegel, wie Berlin klimaneutral werden kann. Die Zeit bis 2050 ist knapp. Größter Posten ist der Gebäudebestand.

In Paris soll gerade die Rettung der Welt vor dem Klimakollaps vereinbart werden – aber umgesetzt werden muss sie lokal. Passend dazu trafen sich Dienstagabend im Tagesspiegel-Verlagsgebäude rund 80 Experten zum „Fachforum Energie“, wobei der Fokus auf der Wärmewende lag. Denn die Gebäudeheizung ist der mit Abstand größte Einzelposten auf der Energierechnung und in der CO2-Bilanz.

Die Ausgangslage ist schwierig, wie Bernd Hirschl vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung zeigte: Nach relativ stetem Rückgang seit dem Mauerfall ist der CO2-Ausstoß Berlins in den aktuellsten erfassten Jahren (2007 bis 2012, neuere Bilanzen liegen nicht vor) nicht mehr gesunken. Deshalb ist nur scheinbar noch viel Zeit, um Berlin bis 2050 wie vom Senat beschlossen klimaneutral umzubauen. Klimaneutral bedeutet: 4400 Tonnen Kohlendioxid statt zuletzt 20 000. Oder: höchstens 1,5 Tonnen pro Person und Jahr statt zurzeit knapp sechs.

Noch fehlt der Überblick über den Zustand der öffentlichen Gebäude

„Wenn Energiewendegesetz sowie Energie- und Klimaschutzkonzept nicht jetzt verabschiedet werden, sind mehrere Jahre verloren“, mahnte Hirschl mit Blick auf Wahlkampf, Koalitionsbildung und mögliche Korrekturen an dem Gesetz, dessen vom Senat beschlossener Entwurf im Januar ins Abgeordnetenhaus gehen soll. Die Zeit drängt auch deshalb, weil viele einfache Maßnahmen längst umgesetzt sind. Siegfried Rehberg vom Verband der Wohnungsunternehmen (BBU) sagte, schon jetzt lägen viele sanierte Plattenbauwohnungen bei weniger als einer Tonne CO2 pro Jahr. Für typische Berliner Altbauten gilt dieser Wert als ambitioniert, für die rund 6500 Gebäude von Land und Bezirken momentan auch. Zumal deren energetischer Zustand noch gar nicht zentral erfasst ist, wie Lothar Stock, Leiter des Klima- und Energiereferats in der Umweltverwaltung, sagte. Klar sei immerhin, dass mit 240 Millionen Euro pro Jahr für die energetische Gebäudesanierung der Energieverbrauch der öffentlichen Gebäude bis 2030 um rund 20 Prozent gegenüber 2010 gesenkt werden könne – sofern diese Summe jedes Jahr bereitstehe. Tue sie aber nicht, kritisierte Michael Schäfer (Grüne): Einen Haushaltstitel für die Energiewende habe Rot-Schwarz abgelehnt.

Dabei hatte Umweltstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) zuvor gesagt, es gehe weniger um möglichst große Summen als um sinnvollen Einsatz der Mittel. Um den kommt auch die öffentliche Hand nicht herum, denn im Gesetzentwurf steht deren Vorbildfunktion drin.

Vattenfall baut seinen Kraftwerkspark komplett um

Während das Land als Etappenziel seinen CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 senken will, hat sich Vattenfall bis dahin zur Halbierung seiner Berliner Emissionen verpflichtet. Wärme- Vorstand Gunther Müller beschrieb den Umbau des Kraftwerksparks, dessen größter Posten der Neubau des Heizkraftwerks Lichterfelde sei. Klingenberg werde von Braunkohle auf Gas umgestellt, die Anlagen in Moabit und im Märkischen Viertel auf Biomasse umgerüstet. Die muss nach Ansicht von Hirschl in Berlin nachwachsen: Brandenburg brauche seine Vorräte künftig selbst.

Das „Fachforum Energie“ wurde von der Vattenfall Wärme AG unterstützt.

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