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Die Berliner können endlich wieder in die Bars und Biergärten.

© Jörg Carstensen/dpa

„Endlich wieder leben“: So lief die Öffnung der Berliner Biergärten und Restaurants

Schon am Freitagmittag füllten sich die Tische in Biergärten und vor Bars. Einige Regeln mussten eingehalten werden – das drückte die Stimmung aber nicht.

Berlin macht auf – und die Stadt feiert es. In der Gaststätte Zollpackhof gegenüber vom Kanzleramt steht die Belegschaft am frühen Freitagmittag Spalier und klatscht für die Gäste. Ein Gläschen Sekt zur Begrüßung und ab auf die sonnige Terrasse auf ein Augustiner-Bier und eine Haxe. Die Gastronomie fährt wieder hoch, nach sieben Monaten Shutdown. Hier an der Spree, im Sony-Center – und in allen Kiezen der Stadt.

„Ein Gefühl, wie zur Euro-Einführung“, sagt der Chef des Zollpackhofs, Benjamin Groenewold, und strahlt. „Aber alles mit den drei G’s, sie wissen ja“, sagt er noch, das wiederum mit ernster Miene. Getestet, geimpft oder genesen, eins von den dreien muss jeder sein, der in den Biergarten will. Für den Notfall ist aber vorgesorgt: Im Restaurant-Gebäude ist ein Testzentrum eingerichtet.

Dietmar und Liliya Freise warten am Vormittag auf ihr Ergebnis. Sie wollen Liliyas Geburtstag mit einem befreundeten Paar nachfeiern. „Bitte auf den Abstand achten, Leute!“, ruft ein Mann, auf dessen weißer Jacke „21DX Test“ prangt – und die Schlange bewegt sich träge.

Im Biergarten ist noch Platz. Claudia und Uwe Brähm beugen sich über ein gebratenes halbes Hähnchen. Sind sie deshalb gekommen? „Nee, wegen des Edelstoffs“, sagt Uwe und zeigt auf seinen halben Liter Bier.

Für das Augustiner sind sie von Reinickendorf nach Mitte geradelt. Und weil der berlinernde Uwe hier seine Heimatgefühle stillen kann: Er kam aus Bayern in den 1970er Jahren nach West-Berlin. Damals war am Packhof der Zoll, der hier die Fracht der Binnenschiffe checkte. Das weiß Uwe, sein Bruder arbeitete hier.

Benjamin Groenewald öffnet seinen Zollpackhof in angemessener Tracht.
Benjamin Groenewald öffnet seinen Zollpackhof in angemessener Tracht.

© Ralf Schönball

1000 Plätze im Biergarten, 150 auf der Terrasse – Groenewold darf diese wegen der Abstandsregeln nur zur Hälfte füllen. „Bei 100 Prozent der Kosten“, sagt er. Seine 80 Mitarbeiter und zehn Auszubildenden hat er durch die Schließung gebracht, obwohl die staatliche „Novemberhilfe erst im März ankam“.

Trotzdem: „Alles ist besser, als zu Hause zu sitzen“, sagt er. Zur Feier des Tages schlug er sogar die „Augustiner-Glocke“ an, die sonst nur beim Anzapfen eines neuen Fasses ertönt – „damit meine Ohren wieder diesen zarten, wohlvertrauten Klang vernehmen konnten“.

Ina genießt ihren Latte Macchiato in der Bar Corroboree.
Ina genießt ihren Latte Macchiato in der Bar Corroboree.

© Ralf Schönball

„Endlich wieder leben“

Am Potsdamer Platz unter dem Zeltdach des Sony-Centers nippt Ina, die ihren Nachnamen nicht sagen möchte, an einem Latte Macchiato in der australischen Bar Corroboree. Ein Covid-Testzentrum gibt es auch hier in Sichtweite. Aber die Berlinerin ist schon geimpft. Sie will zur Mode-Ausstellung ins Kulturforum, wollte noch shoppen in den Potsdamer Platz Arkaden, die aber wegen Sanierung geschlossen sind. „Endlich wieder leben“, sagt sie und lächelt.

Direkt bei der Gaststätte Zollpackhof ist auch eine Corona-Teststation.
Direkt bei der Gaststätte Zollpackhof ist auch eine Corona-Teststation.

© Ralf Schönball

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Im Lindenbräu nebenan ist ein halbes Dutzend Tische besetzt und Geschäftsführer Philipp Davidoff hoch zufrieden. „Wie haben 50 Reservierungen für heute Abend, das ist ein Drittel der verfügbaren Plätze“. Das Lindenbräu nahm die Überbrückungshilfen und nutzte die Schließung, um ein neues Bier zu brauen, „ein obergäriges Helles, das Bio-zertifiziert ist“, sagt Davidoff. Auch eine neue Speisekarte gibt es.

Die meisten Mitarbeiter konnte das Lindenbräu halten. Jürgen Grübel zum Beispiel. Der freut sich, dass der Betrieb wieder anläuft, fragt sich aber, wo die Gäste alle herkommen. Das Sony-Center sei ein Geisterhaus gewesen, als er vor einigen Wochen mal vorbeikam. Und Hotels wie das Ritz Carlton seien bis auf seltene Gäste leer gewesen. Es sind die Berliner, die die Öffnung feiern, noch fast ohne auswärtige Gäste – und das geht auch.

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