zum Hauptinhalt
Zu wenig Hände, die helfen. Altenpfleger werden seit Jahren gesucht.

© Kitty Kleist Heinrich

Endlich mehr Altenpflege-Azubis in Berlin: Hilfe für die Helfer

Altenpfleger werden schlecht bezahlt, obwohl sie in den Heimen fehlen. Der Senat startete eine Werbekampagne, das Schulgeld wird übernommen. Reicht das?

Wenn andere schlafen, heben sie 50, 60 oder 70 Kilo aus Betten, helfen beim Toilettengang, bereiten Essen vor, sortieren Medikamente. Manchmal lassen sie sich von nervenkranken Patienten beschimpfen – Altenpflege ist ein harter Job, der zudem schlechter bezahlt wird als andere Ausbildungsberufe. Examinierte Fachkräfte bekommen kaum 2400 Euro Vollzeitbrutto – Nachtzuschläge eingerechnet. Und weil der Schichtjob so hart ist, vereinbaren vor allem viele Pflegerinnen für weniger Lohn 30-Stunden-Wochen. Azubis fehlen, doch von ihren rund 800 Euro Lohn gehen 150 Euro Schulgeld ab.

Fast 400 Pflege-Azubis mehr

Der Bedarf an Pflegern aber steigt: Bald brauchen 115 000 Berliner beim Waschen, Essen, Spazieren professionelle Hilfe. Am Montag nun sagte Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU): „Wir haben viel erreicht, 2014 haben 2819 Azubis ihre Ausbildung begonnen.“ Im Vorjahr waren es keine 2470, als Czaja die Kampagne für Altenpflege startete, die er am Montag das erste Mal auswertete.

„Gepflegt in die Zukunft“ – unter diesem Motto haben sich Prominente wie Ross Antony, Stefan Kretschmar und Désirée Nick für stadtweit aufgehängte Plakate optisch älter machen lassen: Pflege könne im Alter schließlich jeder mal brauchen. Der Senat richtete eine Homepage ein, um Azubis zu werben. Kürzlich einigte man sich in der Landesregierung auch noch darauf, das Schulgeld zu übernehmen, was den Senat vier Millionen Euro im Jahr kostet, aber den mageren Azubilohn nicht weiter schmälert.

Altenpflege: 2,5 Prozent mehr Lohn möglich

Noch für dieses Jahr, sagte Czaja, hätten Krankenkassen und Senat zudem vereinbart, dass Heime und Dienste rund 3,5 Prozent mehr Geld bekommen, 2,5 Prozent sollen für Lohnerhöhungen in den 290 Heimen und 600 ambulanten Diensten der Stadt genutzt werden. Eine Trendwende also?

Noch nicht, obwohl Senator Czaja zentrale Impulse gesetzt hat – das sehen Vertreter von Berufsverbänden, Heimbetreibern und Fachgesellschaften gleichermaßen so. Doch wegen des medizinischen Fortschrittes wird es mehr Senioren geben, die Pflege brauchen – noch reichen die Azubis bei Weitem nicht. Doris Windels-Buhr, Leiterin der Akademie von Pflegeheimbetreiber Vitanas, sagte am Montag: Auch für 2015 gebe es wenig Bewerbungen.

Der Bedarf an Fachkräften steigt, weil es deutlich mehr Pflegebedürftige geben wird.
Der Bedarf an Fachkräften steigt, weil es deutlich mehr Pflegebedürftige geben wird.

© Tsp/Bartel

Nicht nur Czaja forderte indirekt stärkere Gewerkschaften in der Branche, damit der Job attraktiver wird. Langfristig seien Tariflöhne nötig, sagte auch Martin Matz, Regionalvorstand der Diakonie und somit eines Arbeitgebers. Die Gewerkschaften haben zu wenig Pflegekräfte organisieren können, um bessere Tarife durchzusetzen. Ob sich das absehbar ändert? Im Schnitt wechseln Pfleger nach sieben Jahren den Job, was mögliche Betriebsarbeit erschweren dürfte.

Grüne: ausländische Abschlüsse anerkennen

Kritisch reagierten am Montag die Grünen. Die Pflegeexpertin der Fraktion im Abgeordnetenhaus, Jasenka Villbrandt, sagte: „Senator Czaja glaubt, die Probleme der Altenpflege in Berlin mit einer PR-Kampagne lösen zu können.“ Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, sollten etwa ausländische Qualifikationen rascher anerkannt werden. An Letzterem – heißt es dem Vernehmen nach – arbeite man in der Senatsverwaltung. Einige Heime und Kliniken werben schon seit zwei, drei Jahren im Ausland um Fachkräfte.

Ein Kommentar dazu finden Sie hier: Lasst die Hilfe kommen!

Zur Startseite