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Der Bezirk hat den Mietvertrag gekündigt und eine Räumungsklage eingereicht.

© imago images/Olaf Wagner

Einsatz auf Clan-Anwesen in Berlin: Kündigung, Räumungsklage und nun Razzia in Remmo-Villa in Neukölln

Ermittler durchsuchten am Donnerstagmorgen das Clan-Anwesen der Remmos in Alt-Buckow. Es geht um den Verdacht der Urkundenfälschung bei einem Mietvertrag.

Wieder Razzia bei den Remmos: Am Donnerstagmorgen rückten 40 Spezialkräfte und Ermittler in der Villa des Clans im Neuköllner Süden an. Nach Tagesspiegel-Informationen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Urkundenfälschung gegen Mitglieder der deutsch-arabischen Großfamilie, die die Villa weiter bewohnen. Es geht um einen mutmaßlich gefälschten Mietvertrag.

Das Bezirksamt hatte Mitgliedern des bundesweit bekannten Clans die von ihnen bewohnte Villa in Alt-Buckow zum 31. Oktober gekündigt. Die Familie aber zog nicht aus, obwohl der Bezirk den Remmos wegen deren „familiären Situation“ und der schwierigen Suche nach „Ersatzwohnraum“ eine mehrmonatige Frist eingeräumt hatte.

Der Clan hätte die Villa am 1. November um 12 Uhr an das Bezirksamt übergeben müssen - doch nichts geschah. Kürzlich reichte der Bezirk deshalb eine Räumungsklage ein.

Das Bezirksamt wirft der Mutter der in Alt-Buckow residierenden Kernfamilie des Clans vor, „einen gefälschten Mietvertrag“ vorgelegt zu haben, „um eine in Wahrheit nicht bestehende Rechtsposition“ für ein angrenzendes Gartengrundstück zu belegen.

Die Remmos hätten versucht, das Bezirksamt „von der Wahrnehmung berechtigter Vermieterinteressen am Schutze unseres Eigentums vor unberechtigter Inanspruchnahme abzuhalten“. Bedeutet: Der Clan soll nach Ansicht des Bezirksamts getäuscht haben.

Die Clan-Mitglieder hatten stets auch den Garten neben der Villa genutzt, obwohl der rechtlich ein fremdes Grundstück und aus Sicht des Bezirksamts nicht Gegenstand des Mietvertrags ist.

Unter Polizeischutz wurde ein Zaun errichtet

Unter Polizeischutz errichteten Arbeiter auf Order des Bezirksamt im Juli zwischen beiden Grundstücken einen Zaun. Die Remmos wollten den Garten weiter nutzen und legten einen Mietvertrag auch über diesen Garten vor, geschlossen zwischen einem Remmo-Spross und dessen Mutter.

Das Bezirksamt geht davon aus, dass dieser Vertrag gefälscht ist – bislang haben dem weder Gutachter noch Juristen widersprochen. Ein solcher Vertrag war auch den anderen mit der Familie befassten Behörden – darunter Jobcenter und Landeskriminalamt – nicht bekannt.

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Hikel hatte im Kündigungsschreiben „die Anfertigung von gefälschten Urkunden zu Beweiszwecken“ als „unüberwindbaren Bruch des Vertrauensverhältnisses zwischen Mieter und Vermieter“ gewertet. In dem Anwesen sind in den vergangenen Jahren zwischen acht und zwölf Personen gemeldet gewesen. Die Miete zahlt das Jobcenter, weil den Bewohnern offenbar Sozialleistungen zustehen.

Ein Remmo-Sohn hatte als Heranwachsender das Anwesen 2012 gekauft, offenbar mit schmutzigem Beutegeld. Nach umfangreichen Geldwäsche-Ermittlungen hatte Berlins Justiz das Haus im Sommer 2018 als eine mit Schwarzgeld finanzierte Immobilie eingestuft und konfisziert. Im Herbst 2020 entschieden Richter, dass das Haus endgültig an den Staat fällt. Seither gehört es dem Bezirksamt, das als Vermieter auftritt.

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Das Gebäude gehört zu den 77 Immobilien aus dem Umfeld der Großfamilie, die von der Staatsanwaltschaft vor drei Jahren vorläufig konfisziert wurden. Vorwurf: Sie wurden mit Beutevermögen erworben. Neben der Villa in Alt-Buckow sind weitere Häuser in Berlin an den Staat gefallen.

Gegen Remmo-Männer wird immer wieder wegen Gewalttaten und Eigentumsdelikten ermittelt, in vielen Fällen wurden Familienmitglieder rechtskräftig verurteilt. Zuletzt wegen des Diebstahls der millionenteuren Goldmünze aus dem Bodemuseum, beim Diebstahl des Goldnest-Schmuckstücks aus einer Grundschule spielte der Remmo-Clan eine Rolle.

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Das einstige Einfamilienhaus der Familie Remmo in Alt-Buckow und Clanboss Issa.. 
Das einstige Einfamilienhaus der Familie Remmo in Alt-Buckow und Clanboss Issa.. 

© Gestaltung: Tagesspiegel/Schuber • Fotos: imago images / Olaf Wagner, AFP/Odd Andersen

Zudem verurteilte das Landgericht einen entfernten Verwandten des Neuköllner Remmo-Zweigs wegen eines blutigen Überfalls auf eine tschetschenische Gruppe. Dem war ein Bandenkrieg vorausgegangen. Dieser Clan-Mann sitzt derzeit auch wegen Handels mit Kriegswaffen und mit Drogen im großen Stil vor Gericht, weil die Behörden verschlüsselte Chats knacken konnten.

In den vergangenen Monaten waren Remmo-Mitglieder auch in Brandenburg gesichtet worden. Die Männer sollen sich, vermuten Ermittler, dort nach Immobilien umgesehen haben.

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