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Die AfD-Politikerin Lorenz-Hoffmann vor der Werbefläche. Der Screenshot stammt von der Facebook-Seite der Neukölln Arcaden.

© Martin Niewendick

Update

Einkaufszentrum in Berliner Migrantenbezirk: Werbefläche mit AfD-Politikerin aus Neukölln Arcaden entfernt

Neben dem Slogan "So bunt wie unser Kiez" ist in dem Einkaufszentrum nun keine rechtspopulistische Politikerin mehr zu sehen. Diese stand zuvor Modell für eine Werbekampagne.

Bis Freitagabend empfing eine kurzhaarige Dame im Holzfällerhemd mit einem breiten Lächeln die Kundschaft in den Neukölln Arcaden. "Franziska, 68", stand unter dem Foto auf der großformatigen Werbefläche, und: "So bunt wie unser Kiez." Irritierend: Bei der Frau handelt es sich um Franziska Lorenz-Hoffmann, stellvertretende Vorsitzende der rechtspopulistischen AfD, Bezirk Neukölln. Nach dem Bericht dieser Zeitung hat die Betreiberfirma "Uniball-Rodamco" am späten Freitagnachmittag reagiert und die Werbefläche entfernt.

Die Werbung sorgte für Empörung: Auf ihrer Facebook-Seite macht die AfD-Politikerin Stimmung gegen Flüchtlinge und verbreitet Verschwörungstheorien über Angela Merkel (in deren Stammbaum sich angeblich der ehemalige US-Präsident George W. Bush, sowie "eine ganze Reihe von Betreibern des Holocaustes" befinden). Am vergangenen Montag haben die Neukölln Arcaden ein Foto der Politikerin vor ihrer Werbefläche veröffentlicht. Inzwischen wurde auch dies wieder entfernt.

Eine Rechtspopulistin als Aushängeschild im Multi-Kulti-Kiez

"Als ich das Gesicht von Frau Lorenz-Hoffmann an der Fahrstuhltür sah, wurde mir schlecht", sagt Sercan Aydilek von der SPD Tempelhof-Schöneberg. Er arbeitet in Neukölln und kommt regelmäßig an den Arcaden an der Karl-Marx-Straße vorbei. Mit einem Post auf Facebook hat er seinem Ärger Luft gemacht.

"Als Mitglied einer rechten und menschenfeindlichen Partei, welche gegen Ausländerinnen und Ausländer hetzt und deren Bundeschefin auf Geflüchtete schießen will, Werbung für den 'bunten Kiez' zu machen, ist schäbig", sagt er dem Tagesspiegel.

"Dazu sage ich lieber nichts"

Warum lässt sich die Politikerin einer Partei, die gegen Zuwanderung polemisiert, in einem solchen Kontext ablichten? "Das hat ja nichts mit der Partei zu tun, das ist meine Privatsache", sagt Lorenz-Hoffmann auf Anfrage. Sie sei in den Arcaden spontan angesprochen worden und habe mitgemacht.

Hat sie denn gar kein Problem mit einem "bunten Kiez" wie Neukölln, der immerhin eine Migrantenquote von über 40 Prozent aufweist? "Dazu sage ich lieber nichts." Der Betreiberfirma der Arcaden ist die Sache peinlich. "Wir sind politisch neutral", sagte eine Sprecherin am Freitagabend dem Tagesspiegel. "Das war ein offenes Casting, jeder durfte teilnehmen." Dass ausgerechnet eine AfD-Politikerin Modell für die Kampagne steht, sei ihrer Aufmerksamkeit schlicht entgangen: "Wir entschuldigen uns dafür."

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