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Im April wurde in die Ausländerbehörde eingebrochen. Jetzt hat die Bundespolizei vor gefälschten Pässen gewarnt.

© Doris Spiekermann-Klaas

Update

Einbrecher kamen über die Herrentoilette: Erneut Dokumente aus Berliner Ausländerbehörde gestohlen

Blankodokumente und Dienstsiegel haben Unbekannte aus einem Berliner Landesamt entwendet. Es ist nicht der erste Einbruch in die Behörde.

Erneut sind aus der Berliner Ausländerbehörde Blankodokumente und Dienstsiegel gestohlen worden. Die Einbrecher kamen in der Nacht zu Ostersonntag, über eine Herrentoilette verschafften sie sich Zugang zum Landesamt für Bürger-und Ordnungsangelegenheiten (Labo) am Friedrich-Krause-Ufer. In einem Sachbereich, der für Einreisen zuständig ist, sollen die Täter einen Tresorschrank und Kassetten aufgebrochen haben.

Es handelt sich nach Tagesspiegel-Informationen um einen sogenannten Passschrank. Daraus sollen zahlreiche Dokumente und Siegel entwendet worden seien. Offenbar um Spuren zu verwischen, sind in mehreren Büroräumen Feuerlöscher entleert worden.

Ein Polizeisprecher konnte am Dienstag zunächst nur den Einbruch bestätigen. Es seien Türen aufgebrochen und Dokumente gestohlen worden, sagte er auf Anfrage. Nähere Angaben, welche Dokumente gestohlen wurden, wie die Täter vorgegangen sind und welche Abteilung der Ausländerbehörde von dem Diebstahl betroffen war, konnte der Polizeisprecher nicht machen.

Ein Sicherheitsmitarbeiter habe den Einbruch am Ostersonntag um 11 Uhr bemerkt und die Polizei alarmiert. Die Ermittlungen zum Diebesgut und den bislang unbekannten Tätern habe die Kriminalpolizei der Direktion 3 übernommen. Die Senatsinnenverwaltung erklärte auf Anfrage:" Die Bestandsaufnahme, Meldung sowie Fahnungsausschreibung der entwendeten Gegenstände erfolgte in enger Abstimmung mit dem Landeskriminalamt."

Der Fall erinnert an einen Einbruch in die Ausländerbehörde am 9. Oktober 2017. Damals waren in einer für Asylanträge aus Armenien, Georgien, Moldau und der Russischen Föderation zuständigen Abteilung Blankodokumente, Stempel und durchnummerierte Siegel gestohlen worden. Damit konnten Duldungspapiere verlängert und gefälscht werden. Zudem sind die Täter nach dem gleichen Muster vorgegangen. Auch damals hatten die Täter mit Pulverfeuerlöschern die Räume verwüstet, um den Ermittlern und der Spurensicherung der Polizei die Arbeit schwer zu machen.

Alle verschärften Sicherheitsvorkehrungen hätten schon längst ergriffen werden müssen

Am Dienstag konnte die Ausländerbehörde nur nach großem Aufwand der Mitarbeiter wieder den Dienstbetrieb aufnehmen. Die Innenverwaltung erklärte, es sei dem großen Einsatz und Engagement der Mitarbeiter zu verdanken, "dass der Dienstbereit im betroffenen Bereich ohne Einschränkungen aufgenommen werden konnte.“

Als Konsequenz aus dem Vorfall hat der Sicherheitsdienst die Maßnahmen verschärft, die Nacht- und Wochenenddienste sollen verstärkt werden. Zudem sollen die Streifen des Sicherheitsdienstes das Gelände häufiger kontrollieren. Über weitere Maßnahmen soll bis zur nächsten Woche beraten werden.

In der Ausländerbehörde ist das Entsetzen nach dem erneuten Einbruch groß. Alle verschärften Sicherheitsvorkehrungen hätten schon längst nach dem ersten Einbruch im Oktober 2017 ergriffen werden müssen, hieß es intern. Schon bei den damaligen Gesprächen sei es auch um die Planung für eine Alarmanlage gegangen. Doch die Investitionsmittel in Höhe von einer halben Million Euro sind noch nicht freigegeben. Darüber soll erst in den anstehenden Haushaltsberatungen für den Doppeletat 2020/21 beraten werden.

Gewerkschaftssprecher Jendro kritisiert das zögerliche Einschreiten

Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei in Berlin, hält das zögerliche Einschreiten gegen die Mängel für hochgefährlich. „Der aktuelle Vorfall vom Wochenende zeigt sehr deutlich, dass es hochriskant ist, die Ausländerbehörde nicht mit entsprechender Sicherheitstechnik auszustatten“, sagte Jendro dem Tagesspiegel. „Wir werden Einbrüche nie ausschließen können, aber es kann nicht sein, dass Kriminelle derart wichtige Dokumente praktisch auf dem Tablett serviert bekommen.“

Ein Teil der im Oktober 2017 gestohlenen Dokumente war dann im Dezember wieder aufgetaucht. Bei einer Drogenrazzia des Landeskriminalamtes in Wedding stießen Ermittler zufällig auf die Papiere.

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