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Mariette Rissenbeek Carlo Chatrian sprechen am Mittwoch bei der Eröffnung des Filmfestivals auf der Museumsinsel

© Stefanie Loos/AFP POOL/dpa

Ein Kinoabend wie im Märchen: Die Berlinale holt die Gesellschaft zurück aufs Parkett

Die Eröffnungsgala der Berlinale war vor Corona das letzte große Ereignis. Nun gab es das große Wiedersehen bei den Filmfestspielen in Berlin.

Der Glanz hält wieder Einzug in der Stadt. Die Eröffnungsgala der Berlinale, traditionell eines der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse im Jahresreigen, war das letzte große Event, bevor Corona kam.

Die Gefahr lag zwar schon in der Luft vor 16 Monaten. Aber noch hatte niemand rechte Vorstellungen von einer Pandemie, es war ein vorerst letztes Mal unbeschwerter Glamour, die Stars, die Spitzenrepräsentanten der Gesellschaft, Küsschen und Umarmungen trotz bereits ahnbaren aufkommenden Unheils. Der Sekt schwappte noch fröhlich in den Gläsern, man schmiedete Pläne. Dann kam die ganz große Pause.

Und nun auf der Museumsinsel das Wiedersehen hinter Masken, die ausgedruckte Eintrittskarte sorgfältig gefaltet um das negative Corona-Testergebnis. Man ging noch ein bisschen ungläubig, wie auf Zehenspitzen nach der langen Abstinenz durch die Stuhlreihen, aber die Freude, alte Bekannte wiederzusehen, brach sich rasch die Bahn.

An Küsschen denkt niemand mehr, aber das Lächeln ist zurück, wenn auf dem Sitzplatz die Maske abgelegt werden darf. Staatsministerin Monika Grütters spannte den Bogen zwischen dem vorpandemischen Event im Februar 2020 und dem Comeback der Kultur in dieser Juninacht, in der Weltkino auf Weltkulturerbe traf und manche sich innerlich die Augen rieben: Ist das jetzt wirklich wahr?

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Am selben Abend wurden im Hotel Zoo die Nominierten für den Deutschen Schauspielpreis bekannt gegeben. Auch dort durfte die Maske nur im Sitzen abgenommen werden. Die 50 Gäste, überwiegend Schauspieler, waren an Disziplin gewöhnt, mussten sich während Dreharbeiten fast täglich testen lassen.

Jodie Foster freut sich auf ihre Lieblingsstadt

Beim Verein der Berliner Kaufleute und Industriellen diskutiert man schon, ob im Oktober der große Ball der Wirtschaft nachgeholt werden kann. Skeptiker halten das für ausgeschlossen, Befürworter wünschen sich sehnlich ein festliches Wiedersehen.

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Der Wettergott ist mit den Mutigen. Die Berlinale-Gastgeber Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian freuten sich sichtlich über die märchenhafte Sommernacht. Klar, noch ist das Reisen nicht wieder selbstverständlich.

Die Hauptdarstellerin des Eröffnungsfilms, Jodie Foster, grüßte per Video, in der Hoffnung, bald wieder ihre Lieblingsstadt Berlin live besuchen zu dürfen. Die von ihr dargestellte Anwältin Nancy Hollander sprach für ihren Mandanten, den Mauretanier, dessen Geschichte das Publikum bis tief in die Nacht fesselte. Iris Berben, Ulrich Matthes und Natalia Wörner unter anderem wärmten den roten Teppich an.

Hummus und rosa Prosecco

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller nutzte seinen Abschied als Eröffnungsredner der Berlinale für einen politischen Appell zum Thema Flüchtlinge. Moderatorin Hadnet Tesfai würzte den Reigen mit flotten Sprüchen, und auf den Knien der Zuschauer raschelten die Berlinale-Picknick-Boxen mit Oliven, Hummus und rosa Prosecco.

Die Hoffnung auf Mehr flirrte durch die Luft wie Blütenpollen. Werden Masken bald Vergangenheit sein, wird man, geläutert vom Lockdown, gesellschaftliches Leben noch intensiver genießen können?

Die Sommernacht ließ Bilder entstehen, wie sie bei einem künftigen Berlinale-Eröffnungsfilm über die Leinwand flackern könnten. Die Pandemie überwunden und dann verfilmt: Eine Erzählung von Schicksalen und Wegscheidungen, wie sie nicht absehbar waren an jenem Februarabend 2020, als die bittere Realität noch nicht erkennbar war. Die Museumsinsel bot die perfekte Kulisse für das glückliche Wiedersehen.

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