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Ein Trümmerfeld zeigte sich nach dem Horror-Crash am Treptower Park.

© Paul Zinken/dpa

Update

„Ein Flammeninferno“ am Treptower Park: Fünf Jahre Haft für Raser nach Unfall mit drei Toten in Berlin

Durch sein Imponiergehabe starben drei Freunde: Ein 22-Jähriger bekommt eine hohe Strafe für einen Raserunfall. Er fuhr mindestens Tempo 135, wo 30 erlaubt war.

Er wollte imponieren, er wollte als Fahrer zeigen, was man aus dem 450 PS starken Wagen „rausholen kann, wenn man richtig draufdrückt“. Davon waren die Richter im Prozess um den schweren Autounfall in Treptow mit drei Toten überzeugt. Omran El H. habe sich eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens sowie der vorsätzlichen Gefährdung des Straßenverkehrs schuldig gemacht. Fünf Jahre Haft ergingen gegen den 22-Jährigen, außerdem wurde eine fünfjährige Führerscheinsperre verhängt.

Er war gerade 21 Jahre alt geworden, als ihm ein wohl gemieteter Audi RS5 – ein 119.000 Euro teures Fahrzeug – überlassen wurde. Mit drei Freunden im Wagen steuerte er am späten Abend des 2. Februar 2021 die Straße am Treptower Park an – „eine beliebte Raser-Strecke“, hieß es am Freitag im Urteil des Landgerichts. Ziel des Angeklagten sei es gewesen, die höchstmögliche Geschwindigkeit auf der etwa 1,7 Kilometer langen Strecke zu erreichen.

Die Staatsanwältin, die sechs Jahre und sieben Monate Haft verlangt hatte, sprach von einer „Protzerfahrt, eine Angeberfahrt mit allerschwersten Folgen“. Der Angeklagte am Steuer habe „eine Bestie entfesselt“. Er habe falsch und rücksichtslos überholt, Gas gegeben. Bis drei Menschen, 19 bis 21 Jahre tot waren.

Es hatte geregnet an dem Tag, Pfützen standen auf der Straße. Doch Omran El H. habe Gas gegeben – „er beschleunigte auf mindestens 135 km/h“. In Schlangenlinien und riskant habe er andere Fahrzeuge überholt. Nach einer Kollision mit einer Bordsteinkante kam es zum Horror-Crash auf der Straße, die eine Tempo-30-Zone ist.

Durch den Aufprall brach die Baumkrone ab

Der damals 21-jährige Fahrer verlor die Kontrolle. Der Wagen schleuderte nach rechts, dann kam er von der Fahrbahn ab, krachte frontal gegen einen Baum. Die Wucht des Aufpralls war so groß, dass die Krone des Baumes abbrach.

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Das Auto wurde zerrissen, drehte sich um die Hochachse, stieß gegen einen Lichtmast, prallte gegen einen weiteren Baum, kollidierte mit einem Schaltkasten, wurde erneut zerteilt. Schließlich fing das Heck Feuer. „Ein Flammeninferno“, sagte eine Zeugin. „Dann sah ich einen brennenden Menschen.“

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Einer der jungen Insassen wurde aus dem Fahrzeug geschleudert. Er starb im Krankenhaus. Ein 19-Jähriger, der im Fonds saß, verbrannte im Wagen. Der junge Mann, der neben ihm saß, war zunächst noch bei Bewusstsein und konnte das Wrack verlassen. Er wurde mit schwersten Brandverletzungen an 80 Prozent seines Körpers in ein Krankenhaus eingeliefert. Vergeblich kämpften Ärzte um sein Leben – er starb am 6. Februar 2021.

Lediglich der Fahrer kam bei dem Unfall glimpflich davon. Er wurde nur leicht verletzt. Omran El H. wurde festgenommen, wurde allerdings bald von weiterer Untersuchungshaft verschont und konnte seine Ausbildung zum Hotelfachmann fortsetzen. Auch nun blieb er frei – das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Mutter eines Opfers: Unfall soll Mahnung für andere sein

Omran El H. hatte tiefes Bedauern geäußert im Prozess. Das Ziel, höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen, habe allerdings nicht bestanden. Eine Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern habe sich bei ihm eingebrannt, sagte er. Die Richter glaubten das nicht – „ein Ausblenden, als könnten Sie es aus Ihrem Leben drängen“. Im Urteil sei allerdings berücksichtigt worden, dass der Tod seiner Freunde auch für El H. traumatisch sei.

Im Prozess hatte sich El H. als Autofan bezeichnet. Sein Verteidiger erklärte, es sei um das Fahren eines so kraftvollen Wagens gegangen. „Das Auto selbst war die Attraktion und nicht das, was man damit machen kann“, sagte der Anwalt. Omran El H. sei kein klassischer Raser – „ein junger, unerfahrener Poser“. Er habe kein Rennen gefahren – nicht gegen einen anderen und nicht gegen sich selbst. Es sei um „Ego pushen, auffallen“ gegangen.

Der Verteidiger plädierte auf einen Schuldspruch wegen fahrlässiger Tötung. Er werde Rechtsmittel prüfen, sagte der Anwalt. Eltern, Schwestern, und Brüder der Verstorbenen waren als Nebenkläger aufgetreten. Eine Mutter erklärte, sie hoffe auf Gerechtigkeit – „damit andere Jungs nicht so schnell fahren“.

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