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Walter Momper im Jahr 1999 bei einer Wahlkampfveranstaltung in Berlin - mit seinem roten Schal.

© Imago/Kai Hostmann

Ein Blick nach Frankreich: Herr Momper, wie finden Sie die neuen roten Schals?

Ulrich Zawatka-Gerlach fragt Walter Momper nach seinem liebsten Begleiter. Eine Glosse.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Er fühle sich geehrt, sagt Walter Momper. Auch wenn die Ereignisse, die in diesen Tagen ganz Frankreich bewegen, nicht seine volle Aufmerksamkeit gefunden haben. Die „foulards rouges“ sind dort im Kommen, um dem gewaltbereiten Teil der „Gelbwesten“ auf der Straße Paroli zu bieten. Und wenn es um rote Schals geht, ist der Regierende Bürgermeister a.D., der nach dem Mauerfall weltweit berühmt wurde, ein unangefochtener Experte.

Die knallige Textilie, locker um den Hals geschlungen, war im epochalen Winter 1989/90 nicht nur ein wärmendes Utensil, sondern wurde bald zum Erkennungszeichen Mompers, neben dem Brandenburger Tor zu einem globalen Symbol des zusammenwachsenden Berlins. Auch wenn der „Mann mit dem roten Schal“, der damals an der Spitze einer rot-grünen Koalition stand, schon bald wieder abgewählt wurde. Egal – ein Anruf beim Ex-Regierungschef, der vor ein paar Tagen seinen 74. Geburtstag gefeiert hat. „Herr Momper, wie finden Sie die neuen roten Schals?“ Völlig okay, sagt er. „Schließlich handelt es sich um eine gute, dem Fortschritt geweihte Angelegenheit.“ Aus eigener Erfahrung weist der Sozialdemokrat auf den Vorteil der roten Farbe hin: „Sie leuchtet allen voran.“

Gegendemonstranten, die sich die "Roten Schals" und "Blauen Westen" nennen, protestieren in Paris gegen die "Gelbwesten".
Gegendemonstranten, die sich die "Roten Schals" und "Blauen Westen" nennen, protestieren in Paris gegen die "Gelbwesten".

© Kamil Zihnioglu/AP/dpa

Aber nein, er habe der neuen Bewegung, die dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron nahesteht, keine guten Tipps gegeben. „Nicht, dass Sie denken, ich hätte für die roten Schals Pate gestanden“, sagt Momper. Er habe nicht einmal eine besondere Affinität zu Frankreich, auch wenn es ein sehr schönes und freundliches Nachbarland sei. „Aber man weiß ja, dass die Leute dort immer gleich auf die Straße gehen, wenn es was zu protestieren gibt.“ Mehr könne er zu der Sache jetzt aber wirklich nicht sagen.

Nur dieses noch: Seine roten Schals trägt Momper an kalten Tagen immer noch gern. Er hat mehrere Exemplare, man will ja mal wechseln. Und das Original liegt gut verwahrt in seinem Kleiderschrank.

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