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Björn Hiss (links) und Nikolai Jäger vor ihrem Prototypen

© Benjamin Moscovici

Ein Bett auf dem Parkdeck: Neues Hotelkonzept: Einzelne Zimmer auf Parkhausdächern

Leere Stellflächen gibt’s oft in der City. Zwei Unternehmer hatten da eine spezielle Idee.

Vor zweieinhalb Jahren saßen Nikolai Jäger und Björn Hiss im KaDeWe und aßen Fisch. Damals ist eine Idee entstanden: Leere Parkhausdächer bebauen und als Hotels nutzen. Und zwar im Modulbauverfahren. Jetzt wurde auf dem Ring Center an der Frankfurter Allee ihr erster Prototyp vorgestellt.

Wenn man drinnen steht, fühlt es sich gar nicht besonders an. Man merkt weder, dass das hier der Prototyp eines Immobilien-Start-Ups ist, noch merkt man, dass man auf dem Dach von einem Parkhaus sitzt. Es ist leise, nur die Klimaanlage rauscht ganz seicht und zwischendurch hört man hin und wieder ganz gedämpft das Quietschen der nahen S-Bahn. Alles funktioniert. Was will man da schon feststellen. Wasser läuft, Lampen leuchten und auch der Fernseher funktioniert. Es wirkt alles wie in einem modern eingerichteten Hotel. Schön, sauber und funktional. Nichts wo man ins Träumen käme. Hotel halt.

In der Virtual Reality entwickelt

Aber von dem Fisch im KaDeWe bis hierher, in dieses ganz normale Hotelzimmer, war es ein weiter Weg. Als die beiden 2014 im KaDeWe saßen, fiel ihr Blick beim Essen auf das gegenüberliegende Parkhaus. Das oberste Parkdeck war komplett leer. Mitten in Berlin eine ungenutzte Fläche von mehr als zweitausend Quadratmetern. Und wenn man es einmal sieht, dann sieht man es überall: Leere Parkhausdächer mitten in der Stadt.
Seit ihrem Fischessen haben Jäger und Hiss an ihrer Idee gearbeitet. Sie haben Gelder eingeworben, sich mit Baurechtsvorschriften und Statik beschäftigt. Am Computer haben sie die Räume entworfen, haben mit 3D Brillen versucht, die Räume virtuell zu erleben. Vor zwei Wochen haben sie ihren Prototypen mit einem Kran auf das oberste Parkdeck vom Ring Center heben können. Von außen ein schlichter Kasten. Vier Meter breit, gut sechs Meter lang und knapp vier Meter hoch. Innen alles da. Das Bad ist fertig eingerichtet, es gibt eine Küchenecke.

Von außen ganz unspektakulär: Der Prototyp eines mobilen Hotelzimmers
Von außen ganz unspektakulär: Der Prototyp eines mobilen Hotelzimmers

© Benjamin Moscovici

Rund um das Hotelzimmer ist noch ein wenig Baustelle. Ansonsten ist das Parkdeck leer. Niemand da. Nur zwei Häuschen – die Maschinenräume für die Aufzugsschächte. Was macht man bloß, wenn man hier wirklich übernachtet? Alles! Man könnte alles machen! Man könnte Party machen gehen – vorher noch schnell shoppen, Bier holen und los. Und man muss nicht mal das Gebäude verlassen. Oder man könnte sich einen gemütlichen Abend machen. Kurz eine DVD kaufen, im Supermarkt Chips und Tiefkühlpizza kaufen und wieder rauf und ab aufs Bett. Oder man könnte mal wieder ins Fitness-Studio gehen. Gibt’s natürlich auch.

Zeigen, dass es möglich ist.

Das Ziel von Jäger und Hiss: Einen Prototypen bauen, um Investoren zu zeigen, dass sie Hotelzimmer im Modulbauverfahren nicht nur entwerfen und bauen können, sondern auch transportieren, aufstellen und anschließen. Transportiert werden die Kisten mit einem Lastwagen und anschließend mit dem Kran auf’s Dach gehoben. Wenn alles klappt, lässt sich so übers Wochenende ein ganzes Hotel aufbauen. Soweit der Plan. Auch für die Betreiber der Parkhäuser lohnt sich die Idee. Mehr jedenfalls als ewiger Leerstand.

Trotzdem irgendwie schade, wenn auf Berlins Parkdächern demnächst überall Hotels stehen. Warum nicht Wohnungen?
„Geht leider nicht“, sagt Jäger. „Parkhäuser sind im Bebauungsplan als Gewerbeflächen eingetragen. Da kann man nicht einfach Wohnraum draus machen.“ Deshalb trage ihr Projekt auch nicht zur Wohnungsnot in Berlin bei. Im Gegenteil, meint Jäger: „Wir nehmen niemandem Wohnraum weg, wir nutzen nur Flächen, die seit Jahren leer stehen.“

Wenn man nachts oben auf dem Parkdeck steht, ist die Verführung groß: Das Dach vom Fahrstuhlschacht ist vielleicht vier Meter höher als der Rest des Parkdecks. Schnell über eine Absperrung springen und die Leiter rauf. Das macht einen riesigen Unterschied. Auf einmal hat man wirklich das Gefühl am höchsten Punkt in Berlin zu stehen. Rundum sieht man die Lichter der Stadt. Vielleicht fotografieren ja bald jeden Abend Touristen von hier den Sonnenuntergang über Berlin.

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