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Er nimmt kein schönes Ende: der Einwegbecher.

© Stefan Sauer/dpa

Ein Appell an die To-go-Gesellschaft: Setzen Sie sich lieber ins Café, als den Becher mitzunehmen

Einwegbecher schaden der Umwelt. Doch seit Beginn der Coronakrise sind die Leute wieder mit ihrem Kaffee unterwegs. Muss das sein? 

Die Corona-Krise schadet Berlin massiv, wie wir jeden Tag aufs Neue lesen und hören müssen. Gerade erst bangten wir um das beliebte Traditionskino um die Ecke und fragten uns besorgt, ob wir künftig noch das Lieblingskaufhaus in Wohnungsnähe besuchen können oder erst einmal eine kleine Reise für den nächsten Einkauf unternehmen müssen. Auch ob unser Stammcafé wieder öffnen würde, war lange nicht klar.

Dass wir unter dem Mangel an sozialen Kontakten in den vergangenen Monaten sehr gelitten haben, ist uns bewusst. Auch die vielfältigen Auswirkungen der Krise auf Wirtschaft und Kultur werden uns jeden Tag von den Medien vor Augen geführt.

Mir ist jedoch kürzlich eine weitere Folge der Coronakrise aufgefallen: der Müll. Es scheint, als seien die Anstrengungen der vergangenen Jahre, einen Bewusstseinswandel anzustoßen, völlig umsonst gewesen. Zumindest machen selbst jene, die vor der Krise stets ihren eigenen Becher zum Kaffeeholen mitnahmen, in Sachen Umweltschutz eine Rolle rückwärts, auch wenn sie das gar nicht möchten. Aus hygienischen Gründen muss die Annahme verweigert werden. Der Umweltschutz hat das Nachsehen.

Besonders in den Berliner Bezirken mit der höchsten Gastronomiedichte sieht man wieder vermehrt die traurigen Spuren der To-go-Gesellschaft. Angesichts dieser Restposten freue ich mich darüber, dass die Europäische Union (EU) beschlossen hat, Einweg-Gegenstände wie Styropor-Verpackungen, Plastikbesteck und -geschirr sowie Strohhalme aus Kunststoff ab Juli 2021 zu verbieten.

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Mir ist bewusst, dass beispielsweise Industrieverpackungen sehr viel mehr Müll verursachen. Ich halte das Verbot aber dennoch für zukunftsweisend, da wir sicherlich alle schon von Meeresregionen gehört haben, über die sich bereits ganze Teppiche aus menschengemachtem Müll ausbreiten.

Dörte Elß, die Chefin der Verbraucherzentrale Berlin.
Dörte Elß, die Chefin der Verbraucherzentrale Berlin.

© Doris Spiekermann-Klaas TSP

Das Bundesumweltministerium beklagt, dass stündlich rund 320.000 Einwegbecher in Deutschland verbraucht werden, davon allein bis zu 140.000 To-go-Becher. Es ist also sehr zu begrüßen, dass Deutschland nun den Beschluss der EU umsetzen wird.

Sich einfach mal eine Tasse gönnen

Auch, wenn der To-go-Becher aus Kunststoff erst nächstes Jahr nicht mehr verkauft werden darf, können wir doch eigentlich gleich heute damit anfangen, ihn nicht mehr zu verwenden, oder? Vielleicht hat die Coronakrise mit ihren Auswirkungen dann zumindest im Hinblick auf die Entschleunigung des Alltags etwas Gutes bewirkt. Bleiben Sie beim nächsten Mal doch einfach mit einer klassischen Tasse Kaffee kurz sitzen, bevor sie mit Ihrem Getränk durch Berlins Straßen eilen.

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Glücklicherweise sind die Restaurants und Cafés ja nun wieder seit einiger Zeit geöffnet. Gern würde ich Ihnen natürlich jetzt mein Lieblingscafé in der Hauptstadt empfehlen, aber Sie kennen ja das Motto der Verbraucherzentrale: Guter Rat ist unabhängig.

Dörte Elß ist Vorstand der Verbraucherzentrale Berlin e. V. An dieser Stelle gibt sie wöchentlich Tipps rund um den Verbraucherschutz. Weitere Verbraucherthemen finden Sie hier.

Dörte Elß

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