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Die Selbsttests bei Aldi waren sofort ausverkauft.

© Christophe Gateau/dpa

Eigentlich seit dieser Woche auf dem Markt: Corona-Selbsttests sind im Berliner Handel kaum zu bekommen

Testen, testen, testen, lautet das Credo der Politik. Doch wer Schnelltests für Laien kaufen will, wird nicht so leicht fündig. Woran liegt das?

Deutschland soll sich testen. Der Corona-Check für den Eigengebrauch könnte dazu beitragen, Infektionen schnell zu erkennen und Lockerungen zu ermöglichen. Doch im Berliner Handel sind die Selbsttests bislang schwer zu bekommen - dabei sollten sie seit dieser Woche ausgeliefert werden.

Vor den Selbsttests also ein Selbstversuch am Mittwochabend bei fünf Apotheken und einer Drogeriefiliale in Moabit. „Wir wissen nicht, wann wir Selbsttests anbieten können“, heißt es in einer Apotheke in der Turmstraße. „Wir kriegen ständig Faxe, auf denen uns gute Tests von Roche angeboten werden, mit Stempel und allem. Aber das sind alles Anbieter, die ich nicht kenne, von denen ich noch nie gehört habe. Wir warten, bis unsere seriösen Lieferanten uns ein Angebot machen.“

Die nächste Apotheke, ebenfalls in der Turmstraße - auch hier nur Ratlosigkeit. „Vielleicht haben die Discounter die meisten aufgekauft, die ordern große Stückzahlen“, mutmaßt der Mann am Tresen. „Wir haben natürlich Laientests bestellt. Geliefert wurde uns eine Palette Tests, auf denen dick draufstand: für den Profi-Gebrauch.“ Die Anleitungen darin seien für Laien völlig unverständlich, findet er. „Diese Tests haben die zurückgeschickt.“

Dann eben zu den Großen, die können es sicher besser - wie Aldi, wo es am Sonnabend Tests gab, wenn auch nur kurz. Doch in der „dm“-Filiale geht das große Rätseln weiter. „Wir haben noch keine Selbsttests im Angebot und auch noch keinen Termin dafür“, sagt das Personal der Drogeriekette. „Vielleicht Ende nächster Woche. Vielleicht versuchen Sie es online?“

So geht es weiter: Mitte oder Ende nächster Woche hofft eine weitere Apotheke in der Turmstraße auf Lieferung, Ende dieser Woche vielleicht schon eine in der Elberfelder Straße. Keinen Termin haben sie in der Jagowstraße - aber bieten immerhin an, Name, Telefonnummer und Anzahl der gewünschten Tests zu notieren. „Wir rufen Sie dann an.“

Aldi, Lidl und Rossmann sowie Behörden und Schulen haben Vorrang

So zahlreich wie die Apotheken sind auch die Gründe, warum sie bisher noch keine Schnelltests abbekommen haben. Vom Vertreiber Technomed aus Graz ist bekannt, dass die erste Lieferung seiner Tests in diesen Tagen in Berlin eintrifft. Die Tests gingen vorrangig an die Unternehmen Aldi, Lidl und Rossmann.

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Ab kommender Woche will Technomed wöchentlich bis zu zehn Millionen Tests nach Deutschland liefern. Siemens Healthineers beliefert erst Behörden und Schulen und ab Mitte März den Pharmagroßhandel. Bei der Lissner Qi GmbH aus Hamburg wird ebenfalls mit Lieferungen zum Ende dieser Woche gerechnet.

Dementsprechend kann also auch der Apothekengroßhandel seine Abnehmer erst seit kurzer Zeit mit der Ware versorgen - wenn überhaupt. Auf Anfrage teilt der Pharmahändler Phoenix mit, seit Dienstag Corona-Schnelltests für Laien an Apotheken auszuliefern. Auch in Berlin habe er bereits Kunden mit ersten Sets ausgestattet. Ähnlich der Großhändler GEHE/AHD: Er gibt an, in einem hohen vierstelligen Bereich in Berlin Ware ausgeliefert zu haben..

Auch der Berliner Apotheken-Verein (BAV) führt als zentralen Grund für den Mangel an, dass bei der hohen Nachfrage derzeit längst alle Apotheken beliefert werden könnten. Diese haben jedoch noch ein anderes Problem: Sie bekommen derzeit sehr viele, teilweise undurchsichtige Angebote unterbreitet, erklärt ein BAV-Sprecher. Denn anders als der Medikamentenmarkt sei der Handel mit Medizinprodukten nicht so streng reguliert. Die Apotheken warteten aber lieber auf Angebote aus verlässlicher Quelle - etwa von ihren vertrauten Großhändlern.

Was bei den Selbsttests zu beachten ist

Sollten Berliner:innen es dennoch schaffen, bereits jetzt einen Corona-Schnelltest für den Eigengebrauch zu erhalten, so sei dabei einiges zu beachten, ergänzt der BAV-Sprecher. Insbesondere sollten Verbraucher:innen auf eine korrekte Anwendung und auf einen richtigen Umgang mit dem erhaltenen Testergebnis Wert legen. So stelle ein negatives Ergebnis lediglich eine Momentaufnahme dar.

Beispielsweise können Probanden trotz eines negativen Corona-Schnelltests mitunter dennoch bereits mit der Krankheit infiziert seien, wenn diese durch das entsprechende Testverfahren noch nicht nachgewiesen werden kann, warnen die Apotheken. Des Weiteren bedeute ein positives Ergebnis, dass sich Getestete auch entsprechend des Resultates sich selbst isolieren sowie mit einem Arzt Kontakt aufnehmen müssten. Letztlich muss ein PCR-Test eine Corona-Infektion bestätigen. Die Genauigkeit der ermittelten Resultate bei einem Schnelltest für Laien variiert von Test zu Test.

Bei den Testsets für den Laiengebrauch die derzeit vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizin (BfArM) zugelassen sind, handelt es sich entweder um Stäbchentests oder um Spucktests. Stäbchentests funktionieren über die Entnahme einer Probe aus dem vorderen Nasenbereich, die anschließend mit einer Lösung vermengt wird und dann auf einen Teststreifen gegeben wird. Spucktests funktionieren durch das Gurgeln einer Testflüssigkeit, die dann in ein Testgefäß gegeben wird und von dort aus auf einen Teststreifen gegeben wird.

In beiden Fällen zeigt eine entsprechende Verfärbung des Streifens einen positiven oder negativen Befund oder ein ungültiges Ergebnis an. Bei den Tests für Laien handelt es sich um Antigentests, die in einer abgegebenen Probe ein Virusprotein, also einen Bestandteil des Coronavirus, nachweisen können - wenn man sie denn erst einmal ergattert hat.

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