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Berühmtes Paar. Louise Ebert und ihr Mann Friedrich Ebert.

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Ehrung im Schloss Bellevue: Die erste First Lady Deutschlands

Vor 100 Jahren wurde Louise Ebert Deutschlands erste First Lady, als Ehefrau von Reichspräsident Friedrich Ebert. Im Schloss Bellevue wurde sie geehrt.

Louise Ebert war Pionierin, Vorbild, Wegbereiterin und Deutschlands erste First Lady. Und doch ist sie gar nicht so bekannt. Elke Büdenbender hat sich aufgemacht, das zu ändern. Ihr Mann, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, saß in der ersten Reihe im Schloss Bellevue, als sie im Rahmen einer Matinee zu Ehren der Vorgängerin in einer aufrüttelnden Rede an die Verdienste der Frau des ersten gewählten deutschen Staatsoberhauptes erinnerte – und an ihren Kampf um Bildung und Gleichberechtigung. Unter den Zuhörern waren auch Elektromeister Thomas Friedrich Ebert, ein Urenkel von Friedrich Ebert, und die frühere First Lady Eva-Luise Köhler.

Mit zwölf Jahren musste Louise Ebert die Schule verlassen, arbeitete erst als Jungmagd, dann als Dienstmädchen, später in einer Tabakfabrik. Sie engagierte sich gewerkschaftlich für bessere Arbeitsbedingungen, lernte ihren Mann, den späteren Reichspräsidenten Friedrich Ebert, kennen und unterstützte ihn in seiner Gastwirtschaft „Zur Guten Hilfe“. Fünf Kinder bekam sie. Zwei Söhne fielen im Ersten Weltkrieg, eine Tochter starb 31-jährig.

Als sie vor 100 Jahren Deutschlands erste First Lady wurde, musste sie diese Rolle ganz neu definieren und grenzte sich mit ihrem bescheidenen Auftreten bewusst vom Pomp der Kaiserzeit ab. Ihr würdevoller Stil wurde zur Legende. Beleidigungen von den reichlich vorhandenen Feinden der Demokratie, als ehemaliges Dienstmädchen wisse sie bei Staatsbanketten ja wohl nicht mal mit Messer und Gabel umzugehen, ertrug sie souverän. Sie galt als exzellente Gastgeberin und war sozial hoch engagiert, zum Beispiel als Schirmherrin der Deutschen Kinderhilfe.

In ihrer Heimatstadt ist eine Straße nach Louise Ebert benannt

Um die 300 Veröffentlichungen gebe es über Hitlers Gefährtin Eva Braun, aber nur ein schmales Buch über Louise Ebert, gab Büdenbender kritisch zu bedenken. Vorbilder verdienen wirklich mehr Beachtung. Langsam scheint sich aber etwas zu ändern. In Weyhe, ihrer Heimatstadt, ist eine Straße nach Louise Ebert benannt, in Heidelberg, ein Seniorenzentrum. Über Bildungschancen und faire Arbeitsbedingungen diskutierte Elke Büdenbender mit Jugend- und Gewerkschaftsverterinnen.

Auch ihr sei es nicht an der Wiege gesungen worden, dass sie mal Richterin und später First Lady werden würde, sagte sie. Glücklicherweise sei sie in einer Gesellschaft aufgewachsen, die sich „Bildung für alle“ auf die Fahnen geschrieben habe. Auch sie habe in ihrer Jugend sehr profitiert von gewerkschaftlicher Unterstützung.

Gegen strukturelle Diskriminierung

Als es darum ging, dass Männer künftig auch in klassischen Frauenberufen erfolgreich sein könnten, und dass dort dann auch die Bezahlung besser werden würde, widersprach die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Elke Hannack. Wenn gerechte Bezahlung von der Präsenz der Männer abhinge, würde die strukturelle Diskriminierung von Frauen ja nur manifestiert. „Stimmt“, gab Elke Büdenbender lachend zu. Dann solle man doch, statt auf die Evolution zu warten, lieber gleich die Revolution anstreben.

Louise Ebert musste für ihren gewerkschaftlichen Einsatz noch befürchten, die harte Arbeit als Kistenkleberin zu verlieren – und das in einer Zeit, in der es ums nackte wirtschaftliche Überleben ging. Was wirklich alles in ihr steckte, konnte sie erst später zeigen, als sie in der Rolle als Präsidentengattin Wissenschaftler, Künstler und Diplomaten empfing und bei ihren öffentlichen Auftritten der jungen Demokratie ein sympathisches Antlitz verlieh. Elisabeth Binder

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