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Eine "Erhebungsbeauftragte" im Einsatz

© Daniel Karmann/dpa

Ehrenamtliche Interviewer: Zensus sucht noch Volksbefrager in Berlin und Brandenburg

Für die Volksbefragung Zensus 2022 werden in der Region noch Ehrenamtliche gesucht. Der Senat erhofft sich Erkenntnisse zum Leerstand.

Nach elf Jahren Pause läuft seit Mitte Mai wieder eine bundesweite Volksbefragung. Ehrenamtliche gehen auch in Berlin und Brandenburg von Haus zu Haus, um den Fragenkatalog mit der Bewohnerschaft durchzugehen. Die Teilnahme ist Pflicht, bei Weigerung droht ein Zwangsgeld: 700.000 Menschen in der Region müssen dem gemeinsamen Statistischen Landesamt für den Zensus 2022 Auskünfte über ihre Wohn- und Lebenssituation erteilen, davon 300.000 in der Hauptstadt.

Die von der EU vorgegebenen Fragen kann jeder der zufällig ausgewählten Bürger vor dem schriftlich angekündigten Interview einsehen. Die Antworten sollen Verwaltungen bessere Entscheidungsgrundlagen an die Hand geben, wenn es um die Planung von Schulen und Kitas oder den Zuschnitt von Wahlbezirken geht.

Zusätzlich werden in einem Online-Verfahren alle Gebäude mit Wohnraum gezählt. Hier müssen Eigentümer nach schriftlicher Aufforderung ohne persönlichen Kontakt Auskunft erteilen, auch zu Fragen der Beheizung und möglichem Leerstand.

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„Mal wieder frische Luft und echte Begegnungen“ – so wirbt das Landesamt in Imageclips um Mithilfe bei der Erhebung der Daten. Der Hauptteil des Zensus wird von sogenannten Erhebungsbeauftragten durchgeführt, die bis Ende August zufällig ausgewählte Personen zur Terminabstimmung anschreiben und persönlich besuchen. Maximal 1.000 Euro an Aufwandsentschädigung haben die Helfer:innen für diese Tätigkeit zu erwarten. In Berlin sind rund 2.000 unterwegs, 3.000 sind es in Brandenburg.

Interviewer sollen rund 150 Adressen abarbeiten

Interviewer erhalten nach einer eintägigen Schulung und unterschriebener Verschwiegenheitserklärung  „Arbeitspakete von ca. 150 Auskunftgebenden“, schreibt Janin Rynski, die das Projekt als Referentin betreut. Je nach Einsatzgebiet können sich die Adressen auf einen großen Wohnblock oder viele einzelne Einfamilienhäuser verteilen.

Wo noch Volksbefrager fehlen

In etlichen Gegenden Berlins und mehreren Landkreisen Brandenburgs fehlen der Behörde noch Ehrenamtliche. Unter anderem im Märkischen Viertel und Wittenau (Reinickendorf), Mitte, Neukölln und Marzahn. In Brandenburg in den Landkreisen Dahme-Spreewald, Oder-Spree, Potsdam-Mittelmark, Spree-Neiße, Teltow-Fläming und Uckermark.

Zwischen fünf und zehn Minuten sollte für das Interview mit Fragen zum Haushalt einkalkuliert werden. Es reicht, wenn für jeden Haushalt eine Person anwesend ist. Ein zweiter Teil der Erhebung mit Fragen zur Erwerbstätigkeit und dem Bildungsstand erfolgt online, wofür Zugangsdaten im Anschluss an das Gespräch übergeben werden.

Interviewer müssen sich schriftlich ankündigen und unaufgefordert ausweisen. Es werden keine Fragen zum Einkommen, zur Religion oder dem Impfstatus gestellt. Die Gespräche lassen sich auch an der Haustür oder im Flur führen.

Senat hofft auf Erkenntnisse zum Leerstand

Gegen Ende nächsten Jahres sollen die Ergebnisse zur Verfügung stehen. Einen hohen Mehrwert erwartet die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung aus den Daten der Gebäude- und Wohnungszählung, wie Sprecher Martin Pallgen schreibt. Die Angaben zu Leerstand, Haushaltszusammensetzung und Wohnungsbelegung könnten planerische Aufgaben beeinflussen. Eine zeitweise Alternative zum alle zwei Jahre erscheinenden Mietspiegel sei der Zensus indes nicht, hierzu fehlten wesentliche Merkmale. Für alle Verwaltungen dürfte interessant werden, wie stark die Daten aus dem Zensus mit dem Berliner Melderegister übereinstimmen.  

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