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Der schönste Tag im Leben wird im Neuköllner Standesamt jetzt von einer Security überwacht.

© Patrick Pleul/dpa

Eheschließungen in Berlin: Neukölln: Hochzeit mit Security vor der Tür

Da es oft Ärger mit den Hochzeitsgästen gibt, hält das Standesamt in Neukölln nun Großfamilien mit Sicherheitsbeamten im Zaum.

Von Fatina Keilani

Das Neuköllner Standesamt an der Blaschkoallee in Britz hat viele Vorzüge für Heiratswillige: Der Backsteinbau aus dem 19. Jahrhundert ist ansehnlich, es gibt in der Umgebung genügend Parkplätze, und mit Schloss, Gutshof und Mühle finden sich ganz in der Nähe idyllische Orte zum Feiern. Das Gebäude war früher ein Krankenhaus, und die einstige Kapelle im Erkerzimmer über dem Eingangstor ist heute ein hübsches historisches Trauzimmer. Insgesamt gibt es zwei Trauzimmer mit je 30 Plätzen, und die sind gefragt: 1700 Trauungen finden hier jährlich statt, allein 22 jeden Freitag.

Bei den meisten Hochzeiten reichen 30 Plätze vollständig. Manche Heiratswillige mit Migrationshintergrund kommen aber auf ganz andere Zahlen. Öfter müssen daher einige der erschienenen Gäste vor der Tür warten. Dies führte zu Spannungen und sogar Handgreiflichkeiten, und deshalb werden Hochzeiten in Neukölln jetzt von Security-Personal geschützt.

Der zuständige Stadtrat Jochen Biedermann (Grüne) bestätigte einen RBB-Bericht, wonach es Sicherheitsleute gibt, allerdings nur an den „Haupteheschließungstagen“ Freitag und Sonnabend. „Die Sicherheitsleute sind im wesentlichen damit beschäftigt, die Besucherströme zu lenken“, sagte Biedermann auf Anfrage. Die Gesellschaften sollten sich schließlich nicht ins Gehege kommen.

Dass der Raum nur 30 Leute fasst, unterschreiben die Brautleute vorher ebenso wie die Verpflichtung, nicht mit Reis, Glitter oder Konfetti zu werfen – es kann also niemand ernsthaft überrascht sein, dass 60 Leute nicht hineinpassen. Der Bezirk hat eine pragmatische Lösung gefunden: Dem Brautpaar werden 30 Eintrittskarten in die Hand gedrückt, die es den Fast- schon-Eheleuten ermöglichen, selbst zu bestimmen, wer zu den 30 gehören soll. „Es sind ja immer die gleichen Diskussionen“, sagt Biedermann. „Da ist ja noch Platz, ich kann stehen und so weiter.“ Das könne man nicht riskieren. Wenn es brenne und etwas passiere, sei das Geschrei groß.

Es gibt in Neukölln auch andere schöne Räume, in denen das Bezirksamt gern Eheschließungen anbieten würde und die größer sind – etwa der Ochsenstall auf dem Gutshof. Doch es mangelt an Personal. „In der Zeit, in der ich eine Außentrauung mache, kann ich vier Innentrauungen machen“, sagt Biedermann. So müssen diejenigen, die nicht mit hineindürfen, eben warten. Rein zeitlich gesehen ist das zu verschmerzen: Der Bund fürs Leben wird binnen 20 Minuten geschlossen.

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