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Klaus Wowereit beim Besuch der Ausstellung "Ey,Alter".

© promo

Ehemaliges Gasometer in Berlin-Schöneberg: Neue Ausstellung will das Alter neu denken

Eine neue Ausstellung behandelt das Thema Altern. Klaus Wowereit war unter den ersten Besuchern.

Klaus Wowereit kennt die Sticheleien, die man im fortgeschrittenem Alter zu hören bekommt. „Wenn ich mich in Berlin in bestimmten Clubs anstelle“, erzählt der ehemalige Regierende Bürgermeister am Mittwoch lachend, „dann sagen die: Jetzt kommt der schon zum Sterben her!“ Der 64-Jährige war einer der Gäste, die im ehemaligen Gasometer in Schöneberg vorab eine Ausstellung besuchten, die ab diesem Donnerstag offiziell fürs Publikum geöffnet ist.

„Ey, Alter“ lautet der etwas gewollt jugendlich klingende Titel der Schau, die zuvor schon in Stuttgart und Bremen zu sehen war. Sie entstand auf Initiative von Mercedes-Benz und widmet sich dem demografischen Wandel und den Vorurteilen, die mit Alter einhergehen. Die Veranstalter wollen der „Defizithypothese des Alters“ entgegenwirken und versuchen, den Wandel als Chance zu begreifen - Jung und Alt sollen voneinander lernen, sich ergänzen.

Denn, so die Initiatoren, Altersstereotype sind noch immer weit verbreitet, vor allem im Berufsleben. Sie haben nicht Unrecht: Auch, wenn in einigen Bereichen Erfahrung durch Alter noch als Vorteil angesehen wird, ist Altsein allgemein eher negativ konnotiert. Jungsein hingegen wird als etwas Positives gesehen. Unternehmen verkaufen „junge, frische Konzepte“, und Produkte mit noch jüngeren Models. Seit Sebastian Kurz dürfen sogar Spitzenpolitiker erst Anfang 30 sein. Alt zu sein hingegen ist uncool, wer alt ist, so das Vorurteil, wird körperlich unfit, geistig senil. Und wer braucht noch Erfahrung, wenn man alles googeln kann? Gleichzeitig wird unsere Gesellschaft immer älter, wir stehen vor Problemen bei Rente und Pflege. Welche Lösungen es dafür geben könnte, zeigt die Ausstellung leider nicht, es bleibt alles sehr auf der Ebene der Arbeitswelt.

„Du glaubst doch, ‘Browser‘ ist ’ne Dusche“

Stattdessen reproduziert sie teilweise das, woraus sie eigentlich ausbrechen will und teilt die Besucher nach ihren Geburtsjahren ein: in Nachkriegsgeneration, Babyboomer, Generation X, Y, Z. Den einen spricht man dabei zu, besonders traditionsbewusst zu sein, den anderen, offen für Neues, ambitioniert. Die Generation Y ist sinnsuchend, die Generation Z, die „Digital Natives“, dagegen mehr auf der Suche nach Anerkennung (eine nettere Formulierung für Likes). In gewissem Maß mögen solche Zuschreibungen sicher zutreffen. Größtenteils aber sind auch sie ein Konstrukt, das eher Vorurteile schafft, als irgendwem zu nutzen – und ob die Ausstellungsmacher diesen Kategorisierungen nun affirmativ gegenüberstehen oder nicht, bleibt unklar.

Vereinsamung sei ein großes Problem

Am Anfang der Schau muss sich der Besucher denn auch entscheiden: alt oder jung? Es folgen, je nachdem, welchen Weg man gewählt hat, die passenden Vorurteile, von „Handy angewachsen?“ bis „Du glaubst doch, ‘Browser‘ ist ’ne Dusche“. Klaus Wowereit zumindest sieht beim Thema Altern in der Stadt die Probleme weniger beim Alter an sich, als in der hohen Zahl der Single-Haushalte. Vereinsamung sei ein großes Problem in Berlin. Da müssten neue Lösungen gefunden werden. Nicht nur in der Pflege, sondern auch mit Konzepten wie Alters-WGs.

In den 20 Stationen der interaktiven Ausstellung können die Besucher ihre Fähigkeiten testen – Geschicklichkeit, Wahrnehmung, Denkleistung. Da muss man springen, Fragen zum Allgemeinwissen beantworten, Geschwindigkeiten einschätzen oder mit geschlossenen Augen auf einem Bein stehen. Außerdem kann man sein biologisches, soziales und gefühltes Alter berechnen lassen, auch wenn solche Zahlen, das will das Projekt ja vermitteln, eigentlich egal sind. Beim Sprungtest beweist Wowereit, dass Alter und körperliche Leistung sich nicht ausschließen – und schafft zehn von zehn Punkten.

Ausstellung im ehem. Gasometer, Euref Campus, Torgauerstr. 12, 10829 Berlin Schöneberg, Eintritt 9/4,50 €, www.eyalter.com

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