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Klaus Wowereit will nicht in die aktive Politik zurückkehren.

© dpa

Ehemaliger Regierender von Berlin: Populärer Hedonist, flapsiger Aktenfresser: Klaus Wowereit wird 65

Mehr als 13 Jahre prägte er Berlin, im Guten wie im Schlechten. Ein Rückblick zum Geburtstag des einstigen Regierenden Bürgermeisters.

Die Historiker sind sich noch uneins: War Klaus Wowereit ein Unikat im Amt? Oder ein Rollenmodell für viele Politiker, die noch kommen? Aktenfresser und Hedonist, irgendwie links, aber ohne sozialistische Phraseologie, oft flapsig, ständig in der Kritik, und doch auf seine Weise zugänglich und populär – wie geht das in einer einzigen Person zusammen? Hat der Regierende Bürgermeister nicht einfach nur das Erbe von Ernst Reuter, Willy Brandt und Richard von Weizsäcker zu verwalten?

Es ist unklar, ob sich Klaus Wowereit solche Fragen überhaupt gestellt hat, bevor er das Amt mit Spaß an der Macht und am Gestaltenkönnen 2001 überhaupt antrat.

Da ist nichts mehr und da kommt auch nichts mehr

Heute muss er sie sich ohnehin nicht mehr stellen, denn er feiert seinen 65. Geburtstag, tritt also ein in jene Reifezone, die den Namen „Rentenalter“ trägt, auch wenn das längst rententechnisch nur noch ein Anhaltspunkt ist. Er selbst ist bekanntlich schon mit 61, lustlos, ausgestiegen und hat dennoch später Spekulationen über ein Comeback süffisant Nahrung gegeben. Aber spekulieren wir: Da ist nichts mehr und da kommt auch nichts mehr.

Wowereit, das macht er immer wieder schon durch sein entspanntes Auftreten deutlich, ist mit sich im Reinen. Viele tragen ihm das Chaos um den Flughafen BER nach, werfen ihm vor, verantwortlich zu sein für die an vielen Stellen kaputtgesparte Verwaltung – und sind nicht auch die Nichtentscheidungen zur Sanierung der bröselnden Infrastruktur in seiner 13 Jahre währenden Amtszeit gefallen, als er Party machte?

17. Januar 2002. Klaus Wowereit wird zum Regierenden Bürgermeister vereidigt.
17. Januar 2002. Klaus Wowereit wird zum Regierenden Bürgermeister vereidigt.

© dpa/Peer Grimm

Wowereit hat die Attraktivität der Stadt gesteigert

Hinterher sind alle klüger, wenngleich nicht so nervenstark und entspannt wie Wowereit. Falls er sich Vorwürfe macht wegen falscher Einschätzungen und Entscheidungen, bleibt das sein Geheimnis. Denn was wäre die Alternative gewesen, damals, als Berlin am Rand der Pleite stand? Ist er als Aufsichtsrat des BER nicht einfach von den Machern hinters Licht geführt worden? Und wer konnte schon diese Zuzugswelle ahnen?

Party, na ja, da ist viel Übertreibung im Spiel. Wowereit ist sicher nicht der Erfinder der Touristenmetropole Berlin, aber er hat durch sein Agieren dazu beigetragen, die Attraktivität der Stadt zu steigern, was wiederum Geld in die Kassen gespült hat und noch spült. Gut oder schlecht – Wowereit ist durch, jeder hat ein unverrückbares Urteil über ihn. Vielleicht wird er sogar mal wieder unberühmt. Dafür muss er aber noch sehr, sehr lange leben.

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