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Eierkocher: Die Betreiber Thies Wulf (l.) Patrick Walter (m.) und Daniel Günther (r.).

© Kai-Uwe Heinrich

"Egg-Kneipe" in Kreuzberg: In diesem Berliner Imbiss dreht sich alles um Eier

Drei Freunde betreiben in Kreuzberg Berlins einzige Gastronomie für Ei-Spezialitäten. Klar, dass hier am Ostersonntag gefeiert wird.

Sie kennen sie alle, die Sprüche. „Ja, habt ihr denn selbst auch welche?“, wird da schon mal gefoppt. Oder sie machen die Wortspiele selbst: „Ostern gibt es Eggtion!“ Dann ertönt in dem Imbiss, der mit seiner nautischen Einrichtung an salzige Meeresluft denken lässt, ein jungenhaftes Lachen aus drei Männerkehlen.

Das Lachen gehört zu Patrick Walter, Thies Wulf und Daniel Günther. Vor rund anderthalb Jahren haben die Freunde am Kottbusser Damm zwischen Neukölln und Kreuzberg die „Egg Kneipe“ eröffnet. Es ist die erste Gastronomie in Berlin, in der sich alles um Eier dreht.

Da gibt es Egg Rolls aus Kastanienmehl-Teig mit Antipasti und Büffelkäse, Eier-Sandwiches mit Avocado-Sauce, Omelettes mit hausgebeiztem Lachs und den Klassiker „Rittberger“: pochierte Eier mit Beilagen in getoastetem Sauerteigbrot, garniert mit rotem Pfeffer. Die Eier stammen von einem Bioland-Familienbetrieb aus der Oberlausitz, Fleisch und Wurst aus einem Rixdorfer Handwerksbetrieb, der Fisch vom Wochenmarkt und der Kaffee von einer Hinterhof-Rösterei am Landwehrkanal.

„Unser Motto ist ‚Leidenschaft und Handwerk’. Wir möchten Qualität und auch Experimentierfreude auf den Teller bringen“, sagt Günther. Sie haben Erfolg damit. Das Imbissangebot in dem nur 18 Quadratmeter kleinen Raum und dem dazugehörigen Straßenbereich – ein bunter Teppich, darüber ein paar hohe Hocker und Klapptische – findet viele Kunden. So viele, dass die Gründer bereits darüber nachdenken, größere Räume für eine Street-Food-Kantine zu suchen.

Dort sollen auch mehr Tages- und Wochengerichte wie die Senfeier mit Muskat-Kartoffelstampf und Preiselbeer-Kräuter-Pesto auf den Teller kommen. Sogar die Ausdehnung der Ei-Gastronomie auf mehrere Standorte ist angedacht.

Der Männertraum von der eigenen Kneipe

Auf die Idee zur „Egg Kneipe“ sind die drei an einem warmen Sommerabend vor bald vier Jahren auf Walters Terrasse in Neukölln gekommen. Da kannten sie sich über eine gemeinsame Freundin gerade mal etwa zwei Jahre: Walter, der Fotograf und leidenschaftliche Hobbykoch, Wulf, der Interior-Designer und Günther, der Mann mit dem kaufmännischen Hintergrund. „Das ist ja ein Männertraum, die eigene Kneipe. Bei uns kommt die Freude an gutem Essen dazu“, erzählt Wulf.

Der 51-Jährige ist für die Inneneinrichtung der „Egg Kneipe“ zuständig. Die zwei großen, in dunkles Holz gefassten Bullaugen, durch die man in die Nasszelle der Küche blicken kann, stammen von einem Binnenschiff. Gefunden hat Wulf sie bei einem rheinischen Winzer und Bullaugen-Sammler. An den Wänden hängen Drucke, Plakate und Zeichnungen, alle mit Bezug zum Ei.

Nur 18 Quadratmeter misst der kleine Laden.
Nur 18 Quadratmeter misst der kleine Laden.

© Kai-Uwe Heinrich

Doch warum ausgerechnet Eier? „Es ist toll, was man alles aus so etwas Einfachem und Gesundem machen kann. Eier sind nahrhaft, leicht, energiespendend und sättigend“, sagt Günther, der seine Liebe zu Eierspeisen über herzhafte russische Crêpes entdeckt hat. Der 36-Jährige aus Schöneberg hat zwei Kinder. Das erste Wort seiner Tochter? Natürlich: „Ei!“ Da Günther sich um alles Kaufmännische kümmert, steht er wenig am Herd.

Ganz anders Walter. Obwohl die Gastronomie-Neulinge Unterstützung durch eine professionelle Köchin haben, kocht der 37-jährige Neuköllner, der während früherer Aufenthalte in Kalifornien den Eier-Sandwiches verfallen ist, oft hier am Gasherd.

Walter liebt es, neue Kreationen zu erschaffen, holt sich Ideen aber auch aus seiner Kindheit: „Meine Mutter war eine begnadete Köchin und Ärztin, sie hatte unter der Woche nur wenig Zeit. Am Sonntag war immer unsere ‚Prime Time’. Früh morgens wartete ich als Junge schon aufgeregt in der Küche, um mit ihr zu kochen“, erzählt er. Das Familienrezept für Rinderhack mit Paprika, Sahne, Gurkenstückchen und pochierten Eiern hat er auch schon für die „Egg Kneipe“ nachgekocht.

New York, L. A. und London sind Vorbilder

International ist die Idee einer Ei-Gastronomie nicht neu: Etwa New York, Los Angeles, London und Amsterdam haben vorgezogen. „Ich war früher häufig in New York und habe es geliebt, mir nach dem Flug ein ‚Egg on a Roll’ mit einem heißen Kaffee bei meinem Stammimbiss zu kaufen. Es gibt nichts Besseres gegen Jetlag“, findet Wulf.

Und Günther ergänzt: „Im Unterschied zu anderen Ländern gehören in Deutschland Eier immer noch hauptsächlich zum Frühstück. Das wollen wir ändern und Gästen die Vielfalt der Ei-Küche nahebringen.“ Zum Beispiel mit einer Japan- oder Korea-Woche.

Doch erst mal ist Ostern, die Eier-Zeit schlechthin. Sie wird unter anderem mit verschiedenen „Egg Poke Bowls“, der Eier-Variante des hawaiianischen Nationalgerichts, gefeiert. Und mit einem „Eiertanz“. Am Ostersonntag lädt die „Egg Kneipe“ außerdem zu Street Disco, Osterdekoration und Osterbowle. „Das wird sicher egg-statisch“, ulken die drei Freunde. Die Eier-Witze gehen wie immer aufs Haus.

Kottbusser Damm 1. Ostersonntag, 11 bis 18 Uhr. Ostermontag geschlossen. Danach Mo bis Sa 12 bis 19.30 Uhr

Eva Steiner

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