zum Hauptinhalt
...und die Gendergerechtigkeit bleibt im Abkürzungswahn auch auf der Strecke. Geht ja gar nicht!

© Sebastian Gollnow/dpa

EBBR, salzH, LuL, SuS?: Schluss mit dem Abk.-Irrsinn der Schulbehörde!

Berlins Bildungsverwaltung verheddert sich in Kürzeln, als sei überhaupt nicht geplant, dass die jemand lesen oder aussprechen muss. Was für ein AlKaBi! Eine Glosse.

Eine Glosse von Barbara John

Warum nicht mal andersrum? In der Märchenwelt der Gebrüder Grimm verwandelte die Prinzessin einen Frosch in einen Prinzen. Im 21. Jahrhundert gibt es im englischen Königshaus eine Herzogin, die ihren Prinzen in einen Frosch verwandelt hat und in Berlin eine Senatsverwaltung, genauer, die für Bildung, Jugend und Familie, deren Magie darin besteht, lebendige Sprache zu kauderwelschen Abkürzungen zu schrumpfen.

Eine Auswahl, worum es sich handelt und das Neueste zuerst:

Was könnte „salzH“ heißen? Richtig: schulisch angeleitetes Lernen zu Hause.

Weiter geht’s:

Was heißt Bega-Schulen? Begabten-Schulen.

EBBR? Erweiterte Berufsbildungsreife.

EFöB? ergänzende Förderung und Betreuung, betrifft die Grundschulen.

An JüL für „jahrgangsübergreifendes Lernen“ und MSA für Mittlerer Schulabschluss und VERA für Vergleichsarbeiten hatten Kenner sich ja mittlerweile gewöhnt. Aber was ist mit „Lmb-Faktor“?

Genau, das steht natürlich für „Lernmittelbefreiungs-Faktor“.

Und SEP-Klassik? Für Selbstevaluationsportal des ISG, was nicht weniger als Institut für Schulqualität Berlin-Brandendburg bedeutet.

Und was heißt dann SIBUZ? Schulpsychologische und Inklusionspädagogische Beratungs- und Unterstützungszentren, ganz genau. Und zum Abschluss die Krönung:

Wofür steht LuL? Richtig, für Lehrerinnen und Lehrer.

Und SuS? Schülerinnen und Schüler!

Warum solche Schrumpfungsverfahren nun gerade in einer Verwaltung Karriere machen, die zuständig sind für sprachliche Bildung, erschließt sich auch nach längerem Grübeln nicht.

Dass manche Akronyme sprachökonomisch sehr sinnvoll sind - wie beispielsweise Abk. oder Initialen wie rbb oder HU (Humboldt-Universität) -, ist einsehbar, doch das oben genannte Verwaltungs-Kauderwelsch ist mündlich nicht zu verwenden und schriftlich verwirrend und missverständlich.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Was hat man sich inhaltlich vorzustellen, wenn man hört oder liest, wie wichtig beim digitalen Lernen salzH ist? Wie soll man das aussprechen? Salz-Ha?

Und hätten nicht bei LuL und SuS längst die Gender-Aktivisten auf die Barrikaden gehen müssen? Entweder werden die Mitteilungen der Schulverwaltung nicht gelesen oder die LuL kommen gar nicht auf den Gedanken, sie könnten damit gemeint sein.

Das sollten sie aber, denn in der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Berliner Behörden (GGO) ist die „sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“ verbindlich geregelt, ebenso wie im 2018 erschienenen Leitfaden der Bildungsverwaltung.

Allein in diesen beiden Vorschriften ist schon die Anrede mit dem „generischen Maskulinum“ ein absolutes Tabu. Aber da hat die Bildungsverwaltung sich jetzt noch mal mächtig gesteigert – aber voll danebengehauen. Die Großbuchstaben L und S machen sowohl Geschlecht und Gruppenzuordnung völlig unsichtbar. Komplett genderungerecht, eine totale Abweichung vom rechten Weg. Höchste Zeit für ein Aufbegehren gegen das AlKaBi, das alphabetische Kauderwelsch der Bildungsverwaltung.

Zur Startseite