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Um auf die Bedrohung der East Side Gallery durch die Bauvorhaben aufmerksam zu machen, lassen Künstler am Sonntag einen Teil des 1,3 Kilometer langen Freiluft-Kunstwerks hinter Papierbahnen verschwinden.

© Kai-Uwe Heinrich

East Side Gallery in Papier gehüllt: Künstler protestieren - niemanden interessiert's

Ein Teil der East Side Gallery verschwand am Sonntag hinter Papierbahnen. Künstler wollen damit auf die nach wie vor vorhandene Bedrohung durch die Bauvorhaben aufmerksam machen. Doch nach den großen Protesten vom März scheint sich mittlerweile kaum noch jemand für das Freiluft-Kunstwerk zu interessieren.

Im Frühjahr waren es noch Tausende, die gegen die Zerstückelung der East Side Gallery zugunsten eines Bauprojekts am Friedrichshainer Spreeufer protestierten. Doch an diesem Sonntag sind die Handvoll Künstler und Unterstützer von der Initiative zur Erhaltung des Denkmals zumindest vormittags fast unter sich. Für einen Tag lassen sie einen Teil des 1,3 Kilometer langen Freiluft-Kunstwerks hinter Papierbahnen verschwinden - um auf die nach wie vor vorhandene Bedrohung durch die Bauvorhaben aufmerksam zu machen und den drohenden Verlust der Kunstwerke zu illustrieren.

"Die Stadt hat Glück, solche weltbekannte Geschichte hier zu haben", sagt Kani Alavi, der die Künstlerinitiative seit Jahren anführt. Er habe inzwischen sogar an die Bundeskanzlerin geschrieben und sie um Hilfe gebeten. In ihrer Antwort habe Angela Merkel sein Engagement gewürdigt und auf die Zuständigkeit der Berliner Verwaltung verwiesen.

Aus Sicht des ebenfalls anwesenden CDU-Kulturpolitikers Michael Braun sind sowohl die Berliner Verwaltung als auch rücksichtslose Besucher schuld am Verfall des Denkmals. Bezirk und Senat hätten im vergangenen Jahr zumindest diskutieren müssen, ob sie ein Vorkaufsrecht der öffentlichen Hand für die Baugrundstücke auf dem Mauerstreifen wahrnehmen wollen. Und Vandalismus lasse sich "mit einfachen Mitteln" eindämmen. Die Vorschläge der Initiative reichen von einem Halteverbot über bessere Beleuchtung und einen Wachschutz bis zu einer dezenten Abstandsmauer, um die Besucher auf Distanz zu den Kunstwerken zu halten. "Im Museum malt doch auf keiner auf den Bildern herum", sagt Braun. Außerdem dürfe die East Side Gallery "nicht zum Gartenzaun dieses Neubauprojekts verkommen."

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