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„Well done!“ Roger Waters lobt die Verteidiger der East Side Gallery.

© AFP

East Side Gallery: Die Mauer muss nicht weg!

Roger Waters kämpft an mehreren Fronten: Beim Besuch an der East Side Gallery setzte er sich für deren Erhaltung ein. Die Kritik an seinem Rock-Spektakel "The Wall" wegen der als antisemitisch interpretierten Symbolik nimmt aber zu.

„Good of you! Well done!“ Eine kurze, prägnante Rede, mündend in ein energisches „Weiter so!“, dazu eine Faust gereckt – Roger Waters, am Dienstagnachmittag zur Visite an die East Side Gallery gekommen, ließ keinen Zweifel daran, dass er die Bemühungen, die bemalte Mauer ohne weitere Lücken und entgegen allen Baupläne zu erhalten, unterstützt. Das Bündnis „East Side Gallery retten!“, das den Rockmusiker anlässlich seiner heute im Olympiastadion steigenden Show „The Wall“ eingeladen hatte, durfte sich gratulieren.

Knapp 200 Personen, Maueraktivisten, Schaulustige und Journalisten, hatten sich versammelt, als der schwarze BMW des Musikers gegen 15 Uhr kurz vor dem Wandbild des US-Künstlers Lance Keller stoppte. Der mittlerweile gestorbene Keller hatte etwa zu der Zeit, als Roger Waters 1990 mit „The Wall“ auf der Brache des Potsdamer Platzes auftrat, ein Mauersegment mit einem der Bilderwelt von „The Wall“ entlehnten Werk bemalt: das weiße Mauerwerk, das schon die Pink-Floyd-Platte zierte, dazu Figuren aus der Show wie die marschierenden Hämmer oder die Monstermutter.

Roger Waters lobte die East Side Gallery

Waters, der von dem Künstler Kani Alavi eine kleine Reproduktion des Mauerbilds erhielt, pries die East Side Gallery als ein Mahnmal des Kalten Krieges, das komplett erhalten bleiben müsse. Er sei ja nicht dafür bekannt, Mauern zu erhalten, sondern sie einzureißen. In diesem Fall müsse er aber eine Ausnahme machen. Was die Künstler geschaffen hätten, sei unglaublich schön, und es sei ein Ort, an dem man der getöteten Angehörigen gedenken könne.

Die Show im Olympiastadion erwähnte Rogers nicht, trotz aller Kritik. Wie berichtet, trägt das berühmte Pink-Floyd- Schwein, das auch diesmal über dem Publikum schwebt und von diesem schließlich zerstört wird, neben anderen Symbolen auch den Davidstern, für Waters ein Symbol für den von ihm scharf kritisierten Staat Israel. Daran, die Bemalung des Schweins zu ändern, sei nicht gedacht, sagte Waters’ Tourmanager Andrew Zweck am Rande der Mauer-Veranstaltung dem Tagesspiegel. Das Schwein in der aktuellen Form – bei der Hallenshow fehlte der Stern – verwende man seit einem Jahr. Darauf seien verschiedene Symbole wie Hammer und Sichel, Kreuz, Dollarzeichen zu sehen. „Alle Religionen haben die Menschen voneinander getrennt“ – so verstehe Waters die Symbolik des Schweins.

Die Kritik daran weitet sich allerdings aus. Das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) wies darauf hin, „das Schwein, das im Judentum nicht-koscher ist“, sei schon im Mittelalter für antijüdische Hetzbilder benutzt worden. „Die Benutzung antisemitischer Bilder, noch dazu an einem historisch sensiblen Ort wie dem Olympiastadion, sprengt die künstlerische Freiheit“, sagte Lala Süsskind, die JFDA-Vorsitzende und frühere Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Und das American Jewish Committee forderte in einem offenen Brief vom Senat eine Stellungnahme: „Ausgerechnet am Abend des jüdischen Neujahrsfests Rosh Hashana plant Waters seine Skandalshow im Berliner Olympiastadion, das von den Nazis für zahlreiche Propaganda-Events missbraucht wurde.“ Für die Senatsverwaltung für Kultur sagte Sprecher Günter Kolodziej: „Wir sind der Auffassung, auch die Kunst sollte so sensibel mit Symbolen umgehen, dass Religionsgemeinschaften in ihren Gefühlen nicht verletzt werden.“ 

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