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East Side Gallery: Der Protest gegen die Bauvorhaben an der East Side Gallery geht weiter

Zum Tag des offenen Denkmals wird die Mauer von Künstlern verhüllt und Aktivisten haben bei der Senatsverwaltung eine Analyse zum Denkmalschutz eingereicht. Der Widerstand vor und hinter den Kulissen geht weiter.

Roger Waters ist weg. Aber die Aktivisten kämpfen weiter, gegen die Bebauung hinter der East Side Gallery und die Durchbrüche in der Mauer. Etwas weniger öffentlichkeitswirksam überreichte das Bündnis „East Side Gallery retten“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt in dieser Woche eine Analyse. Demnach verstoßen die Genehmigungen der Bauvorhaben hinter der East Side Gallery gegen den Denkmalschutz. „Es geht uns nicht nur um die Bausubstanz der Mauer selbst, also die Größe der Lücke in der Mauer und die Risse“, sagte Jordi Pérez vom Aktionsbündnis am Mittwoch. „Es geht auch um den Gesamteindruck des Denkmals. Der steht auch unter Denkmalschutz und das wurde nicht beachtet.“

Um das längste noch erhaltene Mauerstück gibt es nach wie vor heftigen Streit – wenn auch mittlerweile weniger in der Öffentlichkeit. Hinter der Mauer kommt langsam der Rohbau des umstrittenen Luxuswohnprojekts „Living Levels“ hervor. Kompromissgespräche, die das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg und der Senat zwischen dem Bauherren und den Aktivisten moderieren wollten, haben bisher zu keinem Ergebnis geführt.

Doch mit den wachsenden Bauten wird auch der Gesamteindruck der weltweit berühmten Mauerreste verändert, wenn nicht gar verwischt – also das Gefühl der Grenze, des Eingemauertseins. „Sind dahinter Hochhäuser, hat man höchstens das Gefühl, es ist ein Gartenzaun“, sagte Pérez. Einen „Geteilten Himmel", wie ihn die Schriftstellerin Christa Wolf in ihrer Erzählung plastisch beschrieben hat, gibt es nicht mehr. Die Sichtachse bleibt nach Meinung der Baugegner nur erhalten, wenn die Bauvorhaben gestoppt werden. Das Bündnis kritisiert insbesondere, dass es hierzu thematisch keinen offenen Dialog mit Bezirk und Senat gebe. „Da wird gemauert.“ Eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Städtebau und Umwelt ist da ganz anderer Ansicht. „Wir waren immer sehr kooperativ. Den aktuellen Brief haben wir erhalten. Wir werden die Ansätze eingehend prüfen.“

„Die East Side Gallery ist doch ein Bauwerk, das Berlin in der Welt ausmacht“, sagt Kani Alavi von der Künstlerinitiative East Side Gallery e.V. „Sie sollte von der Unesco als Weltkulturerbe eingestuft, statt abgerissen und zugebaut zu werden.“ Bisher ist dieser Wunsch nicht erhört worden. Der Protest geht ebenfalls weiter. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) soll in den nächsten Wochen die Petition gegen die Bebauung erhalten. Es sind online schon mehr als 90 000 Unterschriften gesammelt worden. Und an diesem Sonntag wird die Mauer im Rahmen des Tags des offenen Denkmals wie berichtet weiß verhüllt. Ein Nachdenkmoment wie beim verhüllten Reichstag soll beim Betrachter erzeugt werden.

„Die Menschen sollen sehen, wie es ist – ohne die Mauer, ohne die Bilder, ohne die Erinnerung“, sagt Alavi nicht ohne Pathos. Das Motto des diesjährigen Tages des offenen Denkmals lautet schließlich: „Unbequeme Denkmale?“ Es scheint für die East Side Gallery ganz angebracht zu sein. Franziska Klauke

Franziska Klauke

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