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Alles elektrisch. Peugeots E-Mobility-Flotte wächst.

© Markus Heimbach

E-Mobility à la Peugeot: Franzosen unter Strom

Peugeot hat sich ein ehrgeiziges Ziel gestellt: Bis 2025 soll es für jedes Modell auch eine elektrische Variante geben.

Eigentlich sollten bis Ende dieses Jahres eine Million Elektroautos über deutsche Straßen rollen. Die Bundesregierung hatte dies bereits vor acht Jahren als Ziel ausgegeben. Von der Million ist man weit entfernt. Die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE), der Berater der Bundesregierung, davon davon aus, dass erst 2022 so viele Elektroautos in Deutschland unterwegs sein dürften. Es könnte aber auch noch später werden.

Die Deutschen tun sich noch immer schwer mit der Elektromobilität. Denn sie ist nicht nur neu und ungewohnt. Sie steht und fällt auch mit drei Anforderungen, die so ganz anders sind als bei Autos mit Verbrennungsmotoren. Erstens darf der Preis nicht so utopisch hoch sein wie aktuell: Batterieelektrische Autos sind viel teurer als solche mit Verbrennungsmotoren. Zweitens muss das E-Auto alltagstauglich sein: einfach im Umgang, effizient beim Fahren und unterwegs möglichst schnell aufladbar. Noch grassiert die weit verbreitete „Reichweitenangst“. Drittens muss eine vernünftige Ladestruktur her – vor allem für Städter mit Laternengarage, die ihr Stromkabel nicht einfach aus dem Fenster hängen können.

E-Neuzulassungen haben kräftig zugelegt

Doch es bewegt sich etwas an der elektrischen Mobilitätsfront, nicht zuletzt wegen der von der Bundesregierung ausgelobten Zuschüsse. Bei den Neuzulassungen hat Deutschland 2019 kräftig zugelegt und folgt gleich hinter China und den USA auf Rang 3. Mit 16.798 Neuzulassungen katapultieren sich die Stromer im Juli aus der Nische und erreichen einen Marktanteil bei den Neuzulassungen von 5,3 Prozent – eine prozentuale Steigerung um 182 Prozent! Wohlgemerkt in einem von der Corona-Krise gebeutelten Markt, der im Juli um 5,4 Prozent zurückging.
Kaufpreis: Elektroautos erleben momentan einen Boom. Im Juli 2020 gab es mit 19.993 Anträgen zur E-Auto-Förderung die höchste Zahl seit Einführung der Prämie im Juni 2016. Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) wurden bislang insgesamt 234.805 Förderanträge gestellt. Davon entfallen 148.889 auf reine Elektroautos, 85.782 auf Plug-in-Hybrid-Modelle und 134 auf Brennstoffzellenfahrzeuge.
Die Käufer eines E-Autos bekommen nämlich ordentliche Zuschüsse. Im Rahmen des jüngsten Konjunkturprogramms zur Bewältigung der Corona-Krise wurde der staatliche Anteil bei der Förderung seit dem 8. Juli verdoppelt. Außerdem wurde die Mehrwertsteuer zeitlich befristet auf 16 Prozent gesenkt, was beim Autokauf etliche Euros spart. So können bis Ende 2021 Käufer von E-Autos einen Zuschuss von bis zu 9000 Euro bekommen, bei Hybrid-Modellen sind es maximal 6750 Euro.

Der Peugeot e-208 fährt sich sportlich, aber nur bis 150 km/h.
Der Peugeot e-208 fährt sich sportlich, aber nur bis 150 km/h.

© Markus Heimbach

Anlässlich des Konjunkturprogramms hat Peugot mit seiner Innovationsprämie noch eine Schippe draufgepackt. So profitieren Käufer nun von attraktiven Leasingangeboten, bei denen die Franzosen über die hauseigene PSA-Bank quasi einige Extra-Euro locker machen. So gibt es den Peugot e-208 bereits ab 99 Euro monatlich. Zum Vergleich: Die Benziner-Version ist erst ab 129 Euro im Monat zu haben.
Dennoch schreckt der e-208 einen zunächst ab – allerdings nur beim Preis. 29.682,35 Euro werden laut Preisliste mindestens fällig, womit der Stromer 6456,84 Euro teurer ist als die Top-Version des 208 mit 130-PS-Benziner und Achtstufenautomatik. Doch zieht man die Zuschüsse von 9.480 Euro brutto ab, sinkt der echte Kaufpreis des e-208 auf attraktive 20.202,35 Euro. Und liegt damit plötzlich in einem Bereich, in dem es für viele interessant wird.
Und wer partout kein E-Auto haben möchte? Für den offeriert Peugeot seine effizienten Benzin- und Dieselautos ebenfalls mit attraktiven Leasingangeboten. So kann der 2008 ab 155 Euro im Monat geleast werden. Übrigens erfüllen alle Verbrenner die erst ab 2021 gültige schärfere Abgasnorm Euro 6d.
Ladeinfrastruktur: In Deutschland sollen bis 2030 insgesamt eine Million Ladepunkte zur Verfügung stehen. Das Bundeskabinett hat dafür im November 2019 einen „Masterplan Ladesäuleninfrastruktur“ beschlossen. In den nächsten zwei Jahren sollen 50.000 öffentliche Ladepunkte eingerichtet werden. Ab 2020 wird die Bundesregierung 50 Millionen Euro für private Lademöglichkeiten zur Verfügung stellen. Sie wird außerdem Ladepunkte an Kundenparkplätzen fördern. An allen Tankstellen soll man künftig Batterieautos laden können. Größere Parkplätze, die zu Wohn-, Firmen- oder sonstigen Gebäuden gehören, müssen künftig mit Lademöglichkeiten ausgestattet werden.

Alles im Blick: Das Display des Peugeot e-208.
Alles im Blick: Das Display des Peugeot e-208.

© Markus Heimbach

Standardisierter E-Antrieb: Das ist die Stärke von PSA, denn das standarisierte Elektro-Paket arbeitet in vielen Modellen des Konzerns. Es besteht aus einem effizient arbeitenden Dreiphasen-Synchronmotor mit Permanentmagnet mit 100 kW (136 PS) und einem Akku mit 50 kWh. Das Paket ist gut für eine Reichweite von bis zu 340 Kilometern nach WLTP-Messzyklus. Auch unter dem Blech des gegenüber dem e-208 rund 117 Kilogramm schwereren Crossover e-2008 steckt das gleiche Antriebssystem. Na ja, fast: Es wurde speziell an dieses Modell angepasst. Der modulare Elektro-Baukasten lässt dies ohne extremen Aufwand zu. Das ist der große Vorzug im PSA-Konzern. Der 100-kW-Elektromotor treibt ebenso den e-Corsa von Opel an, wie auch den DS 3-Elektro-Crossover. Das im PSA-Konzern beliebte E-Paket steckt auch im künftigen e-C4 von Citroen, der im nächsten Jahr erscheinen wird und der bis zu maximal 350 Kilometer weit kommen soll.
Bereits jetzt verfügen mehr als 50 Prozent der Peugeot-Modelle über einen voll- oder teilelektrischen Antrieb – vom e-208, e-2008, 508 Hybrid, 508 SW Hybrid, 3008 HybridD4 bis zum e-Traveller. Im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge sind das die vollelektrischen Modelle e-Expert und e-Boxer.
Auch das macht die Kombination von Benzin und Elektro bei Plug-in-Hybriden auf clevere Weise möglich – einen Allradler der besonderen Art. Das Kompakt-SUV 3008 Hybrid4 fährt mit Allradantrieb und erreicht bis zu 220 kW (300 PS). Damit ist dieser Peugeot das leistungsstärkste Serienauto der Marke. Von 0 auf 100 km/h sprintet es in 5,9 Sekunden. Das maximale Drehmoment beträgt stattliche 520 Newtonmeter.
Erzielt wird diese Leistung durch die Kombination eines 147 kW (200 PS) starken 1.6-Liter-PureTech-Benzinmotors mit zwei Elektromotoren. Die vordere E-Maschine ist an das neue Acht-Stufen-Automatikgetriebe e-EAT8 gekoppelt und leistet 81 kW (110 PS). Die zweite E-Maschine ist mit dem hinteren Antriebstrang verbunden und bringt 83 kW (112 PS). Der 3008 Hybrid4, ab 48.203,36 Euro abzüglich der Zuschüsse von 9.480 Euro brutto, kann auch echtes Gelände!
Peugeot hat sich ein ehrgeiziges Ziel gestellt: Bis 2025 soll es für jedes Modell auch eine elektrische Variante geben.

Allez les Bleus. Der Peugeot e-208 und der e-2008.
Allez les Bleus. Der Peugeot e-208 und der e-2008.

© Markus Heimbach

Erschwinglichkeit: Peugeot bietet nun eine neue Versicherungsflat für Elektroautos und Plug-In-Hybride an. Sie ist erhältlich für die vollelektrischen Modelle e-208 und e-2008 sowie für die Plug-In-Varianten des Peugeot 508 und des Peugeot 3008. Für 24,90 Euro im Monat sind die Stromer rundum abgesichert, die Plug-In Hybride für 29,90 Euro. Abgedeckt sind damit unter anderem Kfz-Haftpflicht plus Schutzbrief, Teilkasko- (mit 150 Euro Selbstbeteiligung) und Vollkaskoversicherung (mit 500 Euro Selbstbeteiligung) sowie Übernahme von Leistungen bei Tierbiss, Zusammenstoß mit Tieren aller Art, Kaufpreisersatz bei Totalschaden und Totaldiebstahl innerhalb der ersten zwölf Monate. Die Versicherungsflat kann bei einem Leasing oder einer Finanzierung über die PSA Bank beim Händler abgeschlossen werden.
Effizienz: Damit die mögliche Reichweite auch im Winter nicht zu schnell schwindet, hat Peugeot seine E-Autos mit einer effizienten Wärmepumpe ausgerüstet. Reicht der Stromvorrat dennoch nicht, kann der flüssiggekühlte Akku an der Gleichstrom-Schnellladesäule mit bis zu 100 kW geladen werden; von null auf 80 Prozent dauert das im Idealfall eine halbe Stunde. An der Haushaltssteckdose mit 230 Volt dauert das allerdings 16 Stunden, während eine Wallbox die Ladezeit auf fünf Stunden und 15 Minuten verkürzt.
Anders als bei einigen Wettbewerbern ist bei elektrischen Peugeots immer ein dreiphasiger Lader an Bord, so dass Wechselstrom mit bis zu 11 kW ins Auto fließen kann. Mit seiner Ladeleistung von 100 kW bewegt sich der e-208 auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Ein VW ID.3 schafft mit 125 kW keine wesentlich kürzere Ladezeit.
Reichweitenangst: Künftig sollen bei PSA Reichweiten bis 650 Kilometer drin sein. Denn die PSA-Gruppe (Citroën, DS, Opel, Peugeot, Vauxhall) entwickelt eine neue Plattform für Elektroautos. Ab 2023 basieren die E-Modelle dann auf der eVMP-Plattform (Electric Vehicle Modular Plattform). Sie ist bestimmt für E-Autos der Kompakt- und Mittelklasse. Die neue Plattform integriert die Batterie in den gesamten Fahrzeugboden und bietet Kapazitäten zwischen 60 und 100 kWh an. Bei 50 kWh pro Meter können – je nach Karosserielänge – zwischen 400 und 650 Kilometer Reichweite nach WLTP erreicht werden. Überdies ist die Plattform auch für den Einsatz von Hybrid-Versionen ausgelegt.
Und bis 2025 will PSA eine weitere rein elektrische Plattform für die Elektromobilität auflegen – als neue Basis für Nutzfahrzeuge und Kleinwagen.

Fahrfreude: Der e-208 fährt sich trotz seines hohen Gewichts von 1585 Kilogramm so sportlich wie er aussieht. Selbst wenn man das Fahrpedal nur sanft niederdrückt, setzt sich der e-208 laut- wie ansatzlos in Bewegung. 260 Newtonmeter Drehmoment, die quasi aus dem Stand heraus anliegen, sorgen eben für nachdrücklichen Vortrieb. Das fasziniert vom ersten Kilometer an. Und in nur 8,1 Sekunden ist Tempo 100 erreicht. Bei 150 km/h ist allerdings Schluss mit dem Spaß, sonst ist der Saft zu schnell alle.
Subjektiv schiebt der e-208 ähnlich gut an wie der Top-Benziner mit 130 PS. Doch eine Franzosen-Schaukel ist der straff gefederte Franzose nicht gerade. Die elektromechanische Lenkung agiert schön präzise. Durch die tiefe Einbaulage senkt der Lithium-Ionen-Akku den Fahrzeugschwerpunkt, wodurch die e-Version besser auf der Straße liegt als der Verbrenner. Insgesamt gefällt der e-208 mit seinem forschen Handling und seiner unkomplizierten Beherrschbarkeit. Statt wie die Verbrenner beim Bremsen Energie in Wärme umzuwandeln, gewinnt der e-208 diese über zwei unterschiedlich starke Rekuperationsmodi zurück in die Batterie. Über einen Wahlhebel lässt sich die Stärke der Verzögerung in zwei Stufen von sanft bis stark regeln. Das funktioniert sehr gut. Im Eco-Modus „gewinnt“ man auf diese Weise immer wieder einige Kilometer hinzu.

Immer mit der Ruhe

Am bemerkenswertesten ist jedoch dies: Die Abwesenheit von Lärm ist ein ungeahnter Zuwachs an Komfort. Wer einmal längere Zeit ein E-Auto gefahren ist, kann sich eigentlich nichts anderes mehr vorstellen: Diese Kraft, diese Ruhe, diese Souveränität – dieses Zusammenspiel macht den großen Reiz aus. Und der Verbrenner kommt einem anschließend, sozusagen nach dem Wieder-Umstieg, extrem laut, vibrationslastig und nervös vor. E-Mobilität kann so berauschend sein, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Doch bis dahin ist noch ein weiter Weg.

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