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Ihm geht’s gut.

© dpa

Dürre in Berlin: Wie geht es dem Stadtgrün?

Alles dürstet, vor allem Parks und Straßenbäume. Was wird dagegen getan und wie können die Bürger helfen? Eine Sammlung.

Von Fatina Keilani

Sie bieten ein seltsames Bild, die Platanen an den Straßen, deren Rinde in großen Platten abgefallen ist. Ist das normal? In Berlin ist es so trocken wie seit Jahren nicht mehr, daran wird auch so mancher Tropfen in den nächsten Tagen nicht viel ändern. In den Gärten laufen seit Wochen unablässig die Rasensprenger, doch wie geht es dem Stadtgrün, und was sollen die Bürger tun? Eine Sammlung.

Die Platanen

Derk Ehlert ist nicht nur der Wildtierbeauftragte des Senats, er kann auch im Schlaf über Platanus Acerifolia referieren und darüber, dass diese keine Borke am Kallus bilde. Ähm, was? „Pflanzen wachsen nicht nur in die Höhe, sondern auch in die Breite. Die Eiche bildet über die Jahre ihr Rindenmuster, die Platane schält sich ab. Sie bildet auf dem Stamm keine Borke.“

Das sei in diesem Jahr viel auffälliger als sonst, weil die Rinde in außergewöhnlich großen Stücken abfalle. Bei feuchterem Wetter wie in anderen Sommern zerfalle sie. Wer die Rinde einsammelt, könne sie im eigenen Garten gut als Mulch einsetzen, das sei ein schöner Dauerhumus. „Die Platanen können die Hitze ab. Vor 200 Jahren, als wir noch nicht hinreisen konnten, brachte man sie aus Italien zu uns“, sagt Ehlert, Lenné habe damit angefangen. Kurzum: Bei den Platanen ist alles im grünen Bereich.

Der Tiergarten

Er ist die Oase der Stadt und wird intensiver gegossen und gepflegt als viele andere Parks. 900 Kubikmeter Wasser werden laut Bezirksamt Mitte pro Stunde (!) aus dem Landwehrkanal gepumpt, um ihn grün zu halten. Der Tiergarten hat sozusagen die höchste „Pflegestufe“ aller Grünanlagen in der Stadt. Es geht ihm gut.

Andere Parks

Einige Grünanlagen der Stadt verfügen über Tiefbrunnen, etwa der Volkspark Friedrichshain und einige Parks in Mitte. Dort werden über ein Leitungssystem an Zapfstellen Regner angeschlossen. Straßenbegleitgrün wie Rasen und Sträucher an Straßen werden in vielen Bezirken, etwa Mitte, nicht gewässert.

Marzahn-Hellersdorf hat Baumbewässerungsaufträge für die aktuellen Tage im Umfang von 70.000 Euro für etwa 650 Jungbäume vergeben und gießt in Eigenleistung im Umfang von 3000 Euro pro Tag. Rasenflächen werden vielerorts überwiegend nicht gewässert, etwa in Friedrichshain-Kreuzberg. Gesprengt wird der Annemirl-Bauer-Platz am Ostkreuz.

Straßenbäume

Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf teilt mit, es werde seit Wochen verstärkt gegossen, auch mit Unterstützung von Firmen, jedoch sei dies teilweise erschwert, weil in den letzten Jahrzehnten viele Wasserleitungen in Parkanlagen undicht geworden seien und Anschlüsse stillgelegt werden mussten. Es gebe auch nicht genug Personal. Der Bezirk freue sich, wenn Bürger mit Wassereimern oder dem Gartenschlauch den Straßenbäumen helfen.

Wasserbetriebe und BSR machen auch mit: „Die Kollegen, die die Rohrnetzspülungen machen, tun das jetzt in Grünanlagen“, sagt Wasserbetriebe-Sprecher Stephan Natz, und die Fahrzeuge, die mit 115 bar Druck die Kanäle reinigen, würden ihre Wassertanks an den Straßenbäumen leeren.

Der Senat stellt den Bezirken außerdem zusätzliches Geld zur Verfügung, um die rund 433.000 Berliner Straßenbäume zu retten – insbesondere die jungen und frisch gepflanzten Bäume benötigten dringend Hilfe. 600 000 Euro macht der Senat locker, abrufbar ab kommender Woche. In manchen Bezirken, etwa Mitte, werden Straßenbäume mit Wasserwagen des Bezirksamtes versorgt.

Der eigene Garten

Im eigenen Garten gilt: Schwerpunkte setzen, abends gießen, lieber viel auf einmal als täglich ein bisschen. „Auf das Wesentliche konzentrieren“, rät Derk Ehlert und meint: Stauden, Sträucher, Bäume. „Rasenflächen sind schwach wurzelnd, regenerieren sich später von allein, hier kann man eher sparen.“ Den Rasensprenger müsse man sehr lange laufen lassen, damit überhaupt etwas an den Wurzeln ankomme. Besser also gezielt gießen.

Das Wasser

Geld mag Mangelware sein, wassertechnisch ist Berlin liquide, es ist genug da. Im Mai und Juni wurde so viel Wasser verbraucht wie seit Jahren nicht mehr, berichtet Stephan Natz von den Wasserbetrieben. Im Jahresmittel flössen täglich rund 570.000 Kubikmeter Wasser durch die Berliner Rohre, derzeit seien es 800.000 Kubikmeter.

Der Höhepunkt sei aber schon vorbei, da jetzt viele Berliner in den Ferien seien und die Touristen hier keine Gärten wässern. Der Tag der höchsten Fördermenge sei im Mai gewesen. Bei der ersten Sonne würden die Berliner in die Gartencenter strömen und dann ordentlich gießen. Bei vielen sei mittlerweile trotzdem der Rasen gelb, dann würden sie aufgeben und darauf vertrauen, dass er sich im Herbst von allein erhole – was ja auch geschehe.

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