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Dreimal mehr als im Vorjahresmonat: 100 Flüchtlinge erreichen pro Tag Berlin

In Berlin werden angesichts des wachsenden Zustroms von Flüchtlingen die Wohnplätze für Asylbewerber immer knapper. Die IHK plädiert für schnellere Integration in den Arbeitsmarkt.

In Berlin kommen im Monat mehr Flüchtlinge an als in den vergangenen 20 Jahren üblich. Im zuständigen Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) haben allein an diesem stark frequentierten Montag 806 Flüchtlinge einen Asylantrag gestellt. Im Juni waren es insgesamt 2831 Neuankömmlinge – dreimal mehr als im Vorjahresmonat.

Angesichts der Kriege im Nahen Osten flüchten immer mehr Männer, Frauen und Kinder nach Europa. Trotz der von Sozialsenator Mario Czaja (CDU) in Auftrag gegebenen Neubauten mangelt es an Wohnplätzen: Fast 15 500 Asylbewerber leben in Heimen, rund 10 000 in Wohnungen und knapp 2000 mussten über Gutscheine des Lageso in Hostels untergebracht werden. Dazu kommen Flüchtlinge, die sich nie haben registrieren lassen oder nach einer Ausweisung unerkannt zurückgekommen sind. In zwei Wochen wird am Blumberger Damm im Stadtteil Marzahn ein neues Wohncontainerdorf eröffnet. Darin sollen bis zu 400 Flüchtlinge leben können.

Zwei Traglufthallen in Berlin

Auch in anderen Städten mangelt es an Plätzen. In Hamburg werden Flüchtlinge nun auch in Zelten untergebracht, kündigte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) an. Auch in Bayerns Erstaufnahmeeinrichtung in Deggendorf waren Zelte errichtet worden. In Berlin sind zwei Traglufthallen in Benutzung. Über Flüchtlinge wird derzeit bundesweit debattiert. Auf der aktuellen Hochschulrektorenkonferenz in Bonn wurde am Dienstag erklärt, an 60 Einrichtungen gebe es Pläne, Flüchtlingen ein Studium zu ermöglichen. Im sächsischen Freital hatte es am Montagabend auf einer Anwohnerversammlung erneut Tumulte gegen ein Asylbewerberheim gegeben.

Die Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) appellierte an die Behörden, die Verfahren, mit denen Asylsuchende in den Arbeitsmarkt integriert werden, zu beschleunigen. Dazu legte die Kammer einen Plan mit zehn Vorschlägen vor. Unter anderem sollten Personalkapazitäten und Prozesse angepasst werden, speziell beim Berliner Lageso in Moabit, der ersten Anlaufstelle für Asylsuchende, sowie beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Spandau. Beide Behörden müssten ihre Zusammenarbeit verbessern.

IHK will, dass Flüchtlinge an Firmen vermittelt werden

Die IHK als Interessenvertretung der Berliner Unternehmen wünscht sich, dass Qualifikationen und Sprachkenntnisse der Asylsuchenden früh registriert werden, um sie schnell an Firmen zu vermitteln, die händeringend Personal suchen. Zudem sollten laufende Pilotprojekte, bei denen die Bundesagentur für Arbeit Mitarbeiter an das BAMF entsendet, um bei den Antragstellern arbeitsmarktrelevante Daten zu erfassen, ausgebaut werden.

„Wir möchten Menschen, die hierherkommen, eine Perspektive bieten“, sagte Berlins IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder. Ziel sei es auch, die Folgen des Fachkräftemangels, der sich in Berlin wegen der robusten Konjunktur und des demografischen Wandels noch verstärken dürfte, zu lindern. Beschleunigte Asylverfahren seien aber kein Ersatz für Programme, um qualifizierte Zuwanderer zu gewinnen.

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