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Dr. Motte bei der Loveparade 2002. Mehr als 30 Jahre nach ihrer Gründung will der DJ eine Neuauflage nach Berlin holen.

© imago/Eisend

„Dr. Mottes neue Quatschpolitik“: Linke Club-Initiative distanziert sich von Loveparade-Plänen

Dr. Motte will eine neue Loveparade nach Berlin bringen. Die Initiative Reclaim Club Culture hält nichts von den Plänen – oder einer Zusammenarbeit.

Berlin soll eine Neuauflage der legendären Loveparade bekommen – zumindest, wenn es nach Dr. Motte geht. Das verkündete der DJ und Loveparade-Gründer am Montag bei einer Pressekonferenz in der Mall of Berlin.

Dort sagte er auch, man arbeite mit verschiedenen Initiativen, Kollektiven und Clubs zusammen, um das Projekt auf die Beine zu stellen, darunter auch die linke Initiative Reclaim Club Culture.

Doch dementierte nun in einem öffentlichen Statement eine Zusammenarbeit mit Dr. Motte und seiner für das Projekt gegründeten gemeinnützigen GmbH „Rave the Planet“.

Die Initiative verweist in Beiträgen auf Facebook und Twitter auf die „diffusen“ politischen Ziele des Projekts und die Kooperation mit der Mall of Berlin, die für die schlechten Arbeitsbedingungen während ihrer Bauphase in der Kritik gestanden habe.

Keine klaren politischen Ziele von Rave the Planet

„Das mit der Loveparade 2.0 ist natürlich Quatsch. Feiern mit Massen unter freiem Himmel allein ändert nichts. Wenn sich ein Rave mit Millionenpublikum ein Stück Stadtraum und damit eine breite Öffentlichkeit aneignet, sollte auch die Frage gestellt werden: warum und wozu?“, schreibt die Initiative.

Die Veranstaltungen von Reclaim Club Culture, die sich für eine politische Clubkultur, gegen Verdrängung und "kapitalistische Stadtumstrukturierung" einsetzen, hätten immer konkrete politische Ziele verfolgt. Sie waren zum Beispiel maßgeblich an der „AfD wegbassen“-Demo im Sommer 2018 beteiligt.

Weiter heißt es, Reclaim Club Culture habe an einer neuen Loveparade in ihrer „kapitalisierten und patriarchalen Form“ wie bei Rave the Planet kein Interesse und distanziere sich „von der Vereinnahmung durch Dr. Mottes neue Quatschpolitik“.

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Laut Ellen Dosch-Roeingh, Pressesprecherin von Rave the Planet, handelt es sich bei der genannten Vereinnahmung um ein Missverständnis. Dr. Mottes Aussage bei der Pressekonferenz sei lediglich als eine Einladung an Reclaim Club Culture und andere Kollektive gemeint gewesen, zusammenzuarbeiten.

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Bei verschiedenen „Vernetzungstreffen“ im Vorfeld habe es dazu bereits Gespräche gegeben, jedoch keine konkreten Abmachungen. Sie hoffe trotzdem, dass man in der Zukunft zusammenarbeiten könne.

Neue Loveparade soll über Crowdfunding finanziert werden

Dr. Motte, der mit bürgerlichem Namen Matthias Roeingh heißt, rief die Loveparade 1989 ins Leben, damals tanzten unter dem Motto „Friede Freude Eierkuchen“ 150 Raver durch Berlin. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sie sich zu einer Millionenveranstaltung, die seit 2007 nicht mehr in Berlin stattfand.

Ihr tragisches Ende erreichte sie 2010 in Duisburg, als bei einer Massenpanik 21 Menschen ums Leben kamen. Dr. Motte war da schon längst nicht mehr mit an Bord.

Mit seiner neuen Technoparade, die unter anderem Namen stattfinden soll, will der DJ auf die bedrohte Berliner Clubkultur aufmerksam machen und sie stärken. Finanziert werden soll das Ganze über Crowdfunding.

Unterstützer können für fünf Euro eine kleine Figur kaufen, die dann an eine Skulptur angebracht wird, die im öffentlichen Raum die Loveparade in Miniatur nachstellt.

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