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Gedränge am Bahnsteig - fast, als gäbe es keinen Lockdown. Immerhin tragen die meisten Fahrgäste Masken.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Doppelt so viele Fahrgäste wie im ersten Lockdown: In Berlins Bussen und Bahnen bleibt es voll

Etwa halb so viele Fahrgäste wie vor Corona verzeichnet die BVG derzeit – im März waren es 25 Prozent. Der Senat hält eine Reduzierung für nicht umsetzbar.

In Berlins Bussen und Bahnen gibt es keinen Lockdown. Nach Angaben eines BVG-Sprechers sind derzeit etwa halb so viele Fahrgäste wie vor der Pandemie unterwegs. Im März, während des ersten Lockdowns, waren es nur 25 bis 30 Prozent. Die BVG bestätigt damit den Eindruck, den viele Berliner von ihrer Stadt haben: Es sind viel mehr Menschen unterwegs als im März.

Vor dem Bund-Länder-Treffen hatte eine Expertin des Max-Planck-Instituts gefordert, die Zahl der Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr bundesweit auf 25 Prozent der verfügbaren Sitzplätze zu reduzieren. Genau diese Regelung hatte Irland wegen der hohen Corona-Zahlen bereits im Oktober eingeführt.

Auf der Insel darf nur jeder vierte Platz belegt sein, zu Spitzenzeiten dürfen nur Angehörige systemrelevanter Berufe den ÖPNV nutzen. Irlands Corona-Zahlen sind zuletzt wegen der harten Einschnitte in das öffentliche Leben deutlich gesunken.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa hatte die Expertin des Max-Planck-Instituts der Politik vor dem Bund-Länder-Treffen am Dienstag diese Maßnahme zur Senkung der Infektionszahlen empfohlen – sie wurde aber nicht aufgenommen in den Katalog der Beschränkungen.

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Kurz fiel die Stellungnahme der zuständigen Berliner Verkehrsverwaltung aus: „Der Vorschlag wurde an uns nicht herangetragen. Wir halten das auch nicht für umsetzbar“, sagte Dorothee Winden, die Sprecherin von Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne).

Ähnlich reagierte die BVG. Eine solche Zwangsreduktion sei kaum zu kontrollieren. „In unseren Bussen und Bahnen ist auch ohne Kapazitätsbeschränkung deutlich mehr Platz als sonst“, sagte Sprecher Jannes Schwentu. Eine Kontrolle der 25 Prozent „wäre bei Tausenden von Haltestellen und Fahrzeugen sowie Millionen Fahrgästen am Tag auch nicht umzusetzen“.

Keine Einschränkungen bei den Takten

Schwentu betonte, dass trotz des Lockdowns das „volle Angebot gefahren“ werde, es also keine Einschränkungen bei Takten gebe. Dabei seien derzeit keine Schulkinder unterwegs. Auch sonst seien die Belastungsspitzen in Bussen und Bahnen im Berufsverkehr deutlich abgeflacht, hieß es im Unternehmen. Der Verkehr verteile sich viel besser über den Tag.

Auch das sonst übliche Gedränge zu Massenveranstaltungen wie Messen oder Fußballspielen sei komplett weggefallen. Die BVG setzt – wie auch alle anderen Nahverkehrsunternehmen bundesweit – auf die Maske. Sprecher Schwentu sagte: „Die wichtigste Maßnahme ist weiterhin, dass alle eine Maske tragen. 97 bis 98 Prozent der Fahrgäste halten sich daran.“

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Dies gilt übrigens für den gesamten Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB). Der VBB hatte sich im November an den bundesweiten Aktionstagen mit der Polizei zur Kontrolle der Maskenpflicht beteiligt. Ergebnis: „Uneinsichtige sind kaum mehr vorhanden“, sagte ein Sprecher. Die Akzeptanz sei in den letzten Monaten kontinuierlich gestiegen.

Angesichts der Platzverhältnisse in Bussen und Bahnen, aber auch Taxis und Flugzeugen kann zwischen Gängen und Sitzplätzen naturgemäß kein Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden. Der Verkehr ist deshalb ausgenommen von der geltenden 1,5-Meter-Regel.

Bahn lehnt Reservierungspflicht ab

Seit dem 16. Dezember sind viele Geschäfte in Deutschland, aber auch die Schulen und die meisten Kitas dicht. Es gelten zudem strenge Beschränkungen für private Treffen; Gaststätten, Kultur- und Freizeiteinrichtungen mussten bereits im November schließen.

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In den letzten Monaten wurde immer wieder diskutiert, die Zahl der Plätze im Fernverkehr zu reduzieren. Die Bahn lehnt jedoch eine Reservierungspflicht seit Beginn der Pandemie kategorisch ab. „Unsere Kunden sollen die Möglichkeit haben, spontan in jeden Zug einzusteigen“ – diesen Satz wiederholen sämtliche Bahnsprecher immer wieder.

Im November hatte die Deutsche Bahn jedoch die Reservierungsmöglichkeiten in Fernzügen eingeschränkt. Seitdem können nur noch noch 60 Prozent aller Sitzplätze online oder in der App reserviert werden, in Abteilen sogar nur zwei der sechs Plätze. „So schaffen wir mehr Platz, damit Sie auch in Corona-Zeiten sicher reisen können“, teilte die Bahn mit.

Da es in deutschen Fernzügen aber keine Reservierungspflicht gibt, können sich Fahrgäste auf diese Sitzplätze setzen – sie sind nur elektronisch geblockt, aber nicht mit Flatterband abgesperrt. Im Fernverkehr gibt es nach Bahn-Angaben derzeit eine Auslastung von 20 bis 25 Prozent, es sei also unwahrscheinlich, dass Doppelplätze von Einzelreisenden belegt werden.

Die Zugbegleiter sind aufgefordert, auf „eine gleichmäßige Verteilung der Reisenden an Bord“ zu achten. All dies gilt im Regionalverkehr nicht, da hier keine Plätze reserviert werden können.

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