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Feuerwehrmänner im Einsatz am Dong Xuan Center.

© AFP/Paul Zinken

Update

Dong Xuan Center in Berlin-Lichtenberg: Hätte das Feuer schneller gelöscht werden können?

Es ist schon der zweite Großbrand innerhalb weniger Jahre in dem Asia-Center. Beide Male kämpfte die Feuerwehr vor Ort mit der Infrastruktur.

Es gab zu wenig Hydranten in der Nähe der brennenden Lagerhalle. Deshalb hatte die Feuerwehr anfangs nicht ausreichend Löschwasser zur Verfügung, um den Großbrand im Lichtenberger Dong Xuan Center am Donnerstagnachmittag effektiv zu bekämpfen. Die Einsatzleitung musste erst zusätzliche Kräfte herbeirufen und lange Schlauchleitungen zu weiter entfernten Hydranten legen lassen, bevor man offensiv vorgehen konnte. „Die Wasserversorgung war sehr beschwerlich“, sagte Feuerwehrsprecher Frederic Finner am Freitagvormittag. Dadurch seien die Löscharbeiten zu Beginn massiv behindert gewesen.

Ursprünglich hatten mehrere Medien berichtet, es habe technische Probleme mit den Hydranten gegeben, einige hätten schlecht funktioniert.

Im Feuer gingen zahlreiche Chemikalien auf

Der Großbrand war zwar am späten Donnerstagnachmittag kurz vor 18 Uhr offiziell „unter Kontrolle“, doch auch während der Nacht hatten die Einsatzkräfte noch viel zu tun. Immer wieder schlugen Flammen aus kleineren Glutnestern, das einsturzgefährdete Gebäude musste abgesichert werden, die Aufräumarbeiten dauerten an. Freitagfrüh waren noch immer rund zwanzig Feuerwehrmänner am Ort, man werde noch den ganzen Tag über gut beschäftigt sein, hieß es. Am Donnerstagnachmittag hatten bis zu 140 Einsatzkräfte gegen die Flammen gekämpft und ein Übergreifen des Brandes auf Nachbargebäude verhindert.

Wie berichtet, war das Feuer in einer rund 5000 Quadratmeter großen Lagerhalle neben der Verkaufshalle 8 des Asia-Einkaufszentrums ausgebrochen. Die Ursache ist bislang noch unklar, eine Brandkommission der Kriminalpolizei ermittelt. Laut Feuerwehr war zuerst gegen 12 Uhr ein Container in Flammen aufgegangen, danach habe der Brand auf die benachbarte Halle übergegriffen. Verletzte gab es nicht. Zu keiner Zeit waren Verkaufshallen direkt vom Feuer betroffen, teilte die Feuerwehr mit.

Die Rauchschwaden waren am Donnerstag weithin sichtbar, hier vom S-Bahnhof Warschauer Straße.
Die Rauchschwaden waren am Donnerstag weithin sichtbar, hier vom S-Bahnhof Warschauer Straße.

© Klaus Martin Höfer / Imago

Eine zweite Lagerhalle und weitere benachbarte Gebäude wurden durch den Brand gleichfalls teils stark geschädigt. Die Qualmwolken waren weithin zu sehen, im Feuer gingen zahlreiche Chemikalien auf, gelagert wurden in der Halle Substanzen für Nagelstudios, Polyester-Textilien, Verpackungsfolien, Gaspatronen für Feuerzeuge und vielerlei andere teils brennbare Materialien.

Laschere Brandschutzvorschriften für ältere Gebäude

Doch wieso gab es neben einem derart brisanten Warenlager zu wenig Löschhydranten? Grund sei vermutlich die sogenannte Bestandsschutzklausel in der Bauordnung, sagt Feuerwehrsprecher Finner. Die abgebrannte Backstein-Halle sei vor längerer Zeit errichtet worden, als die Brandschutz-Vorschriften noch nicht so streng waren wie heutzutage. „Für solche Gebäude gilt der Bestandsschutz“, sagt Finner. Und das bedeutet: Falls sie nach den Regeln errichtet und genehmigt wurden, die zu ihrer Bauzeit galten, müssen die heutigen schärferen Vorschriften nicht zwingend angewendet werden. Es gibt aber eine Ausnahme. Stellen Bauaufsicht und Feuerwehr bei einer Brandschutzschau Mängel fest, die eine erhebliche Gefahr für Leib und Leben bedeuten, so müssen sie trotz Bestandsschutz strengere Auflagen erteilen. Brandschutzschauen werden alle fünf Jahre durchgeführt. Nach dem Großbrand der Lichtenberger Lagerhalle fragen nun auch Feuerwehrleute kritisch, weshalb sich der Bezirk hier nicht über den Bestandsschutz hinweggesetzt und mehr Löschhydranten verlangt hat.

Die FDP rügt den Bezirk wegen Untätigkeit

Der bau- und wohnungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus Stefan Förster sieht das ähnlich. "Spätestens seit dem Großbrand im Dong Xuan Center 2016 hätte der Brandschutz konsequent überprüft werden müssen", rügt er den Bezirk. Er selbst habe das Asia-Center mehrfach besucht und festgestellt, "dass hier leicht entflammbares Material in Größenordnung liegt, die schärfere Auflagen erfordern". Tatsächlich war der Brand am Donnerstag nicht das erste Großfeuer im Dong Xuan Center. Bereits im Mai 2016 brannte eine Lagerhalle des Centers komplett nieder, eine riesige, stinkende Rauchwolke zog über die Stadt. Und bei diesem Brand gab es gleichfalls Probleme mit der Wasserversorgung. Damals schrieb der Tagesspiegel: „Die Löscharbeiten kamen wegen mehrerer nicht funktionierender Hydranten nur mühsam voran.“

Die zuständige Baustadträtin von Lichtenberg Birgit Monteiro (SPD) widerspricht den Kritikern. Das Ordnungsamt des Bezirks kontrolliere im Center fast wöchentlich, „ob Brandschutzauflagen eingehalten werden“, sagt sie. Im vergangenen Jahr habe man 32 Anzeigen geschrieben, beispielsweise wegen verstellter Rettungswege. Nach den Problemen mit Löschwasser 2016 habe das Center einen Löschwasserbrunnen geplant, das Projekt sei noch in Vorbereitung. Gemeinsame mit der Feuerwehr werde man nun aber rasch die Erfahrungen aus dem letzten Brand auswerten.

Das 2006 eröffnete „Dong Xuan Center“ befindet sich auf dem einstigen Gelände des DDR-Betriebs „VEB Elektrokohle Lichtenberg“. Es wird auch „Klein Hanoi“ genannt, weil dort vor allem mehrere hundert vietnamesische Händler unter anderem günstige Textilien, Spielzeug und asiatische Lebensmittel anbieten. Außerdem ist das Center ein beliebter Großhandelsmarkt. Mitte Juni hatte es Berichte gegeben, dass das Center eine Drehscheibe für den Handel von verschleppten minderjährigen Vietnamesen sei. (mit jbi / mgr / mmh)

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