zum Hauptinhalt

Dokumente aus Konzentrationslagern geben Einblick: Jeder kann den Opfern noch helfen

Freiwillige erfassen Daten von Holocaust-Opfern. Aktion der Arolsen Archives.

Jeder Name zählt. Und daran, dass kein Name von Holocaust-Opfern vergessen wird, kann sich jeder beteiligen. Darauf unter anderem macht eine Medieninstallation aufmerksam, die vom 21. bis zum 27. Januar jeweils von 17 bis 22 Uhr an der Französischen Botschaft auf dem Pariser Platz zu sehen sein wird. Das Künstlerkollektiv Urbanscreen hat die Medien-Installation #everynamecounts in Kooperation mit den Arolsen Archives entwickelt. Sie soll weltweit gestreamt werden, um im Lockdown einen Raum für digitales Gedenken zu schaffen. Dadurch sollen auch Freiwillige motiviert werden, die mithelfen wollen, das größte digitale Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus aufzubauen.

Personalkarten von Häftlingen

Von zu Hause aus kann jeder mitarbeiten daran, Dokumente aus Konzentrationslagern zu digitalisieren und die besondere Ruhe dieser Zeit so sinnvoll zu nutzen. Man braucht nicht mal besondere Kenntnisse. Auf der Crowd-Sourcing- Webseite aroa.to/enc bekommen Interessierte eine Einführung zu sehen, Tipps, wie sie Namen und biografische Daten am besten digitalisieren können und werden durch die Dokumente geführt. So bekommen sie Einblick, wie und warum die jeweiligen Opfer von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. „Das ist alles selbsterklärend“, sagt die Sprecherin der Arolsen-Archive. Auf diese Weise soll das umfangreichste Online-Archiv über NS-Verfolgte aufgebaut werden. Insgesamt enthält die Sammlung Hinweise zu rund 17,5 Millionen Menschen und sie gehört zum Unesco-Weltdokumentenerbe. Die Archive stellen rund 600 000 Dokumente aus verschiedenen Konzentrationslagern bereit. Darunter befinden sich viele Häftlings-Personalkarten und -Personalbögen mit wichtigen biografischen Angaben wie dem Geburtsort und Angehörigen. Als Wohnorte von Eltern oder Geschwistern sind dort oft Konzentrationslager wie Auschwitz-Birkenau oder Majdanek dokumentiert.

Motive für Verfolgung immer noch da

Offizieller Start für das Projekt ist der 27. Januar, der internationale Gedenktag für den Holocaust und die Opfer des Nationalsozialismus. „Jede Information, die neu erfasst wird, ist ein Ausdruck von Solidarität mit den Opfern“, erklärt Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives. Wer mitmache, setze ein Signal für Respekt, Vielfalt und Demokratie. Die Teilnehmer würde auch sehen, dass die damaligen Motive für die Verfolgung heute noch weiter existierten. Schirmherrin der Aktion ist die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, die, gemeinsam mit Frankreichs Botschafterin Anne-Marie Descotes und Floriane Azoulay, die Installation am Donnerstag auf dem Pariser Platz eröffnet. Als Partner wirken mit die UNESCO, das Anne-Frank-Haus in Amsterdam und das Staatliche Museum Auschwitz.

Die Arolsen-Archive haben das Pilotprojekt #everynamecounts 2020 gestartet, Infos gibt es auf Deutsch und Englisch – sowie neu auf Spanisch, Polnisch und Französisch. Schon jetzt sind zahlreiche Schulen beteiligt; knapp 10 500 registrierte Freiwillige aus vielen Ländern arbeiten bereits mit.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false