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Verkaufsstand auf dem Thai-Markt im Preußenpark in Berlin-Wilmersdorf.

© Mike Wolff

Diskussion um Streetfood-Verkauf in Wilmersdorf: Wie sich der Thai-Markt im Preußenpark verändern soll

Ebenso berühmt wie umstritten ist der thailändische Streetfood-Markt auf der Wiese des Preußenparks. Der Bezirk will ihn verkleinern und legalisieren.

Über eine Umgestaltung des Wilmersdorfer Preußenparks mit dem thailändischen Streetfood-Markt wird seit bald drei Jahren diskutiert und teils in scharfem Ton gestritten. Am Freitagabend haben die vom Bezirksamt beauftragten Planer ihre Fortschritte vor etwa 150 interessierten Bürgern, Politikern und Vertretern der Händler präsentiert – wobei sich allerdings auch zeigte, dass es nach Meinung vieler Anwohner zu langsam vorangeht.

Der Thai-Markt soll verkleinert und legalisiert werden. Bisher bauen Imbisshändler an Wochenenden oft mehr als 100 Stände auf. Vom Grün auf der Wiese ist kaum noch etwas übrig. Künftig soll es nur noch 60 Stände auf einem asphaltierten neuen Plateau geben.

Der Markt ist weit über Charlottenburg-Wilmersdorf hinaus bekannt und steht in Reiseführern, wurde jedoch nie genehmigt, sondern erwuchs anarchisch aus Familientreffen thailändischer Berliner. Nun will der Bezirk die Anbieter dazu verpflichten, sich an alle Hygienevorschriften, das Gewerberecht und die Parkordnung zu halten. Sie sollen auch eine Nutzungsgebühr und endlich Steuern zahlen. Der Markt werde „nicht steuerlich subventioniert“, betonte der bezirkliche Umwelt- und Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne).

Erste Bauarbeiten in diesem Jahr

In diesem Jahr möchte der Stadtrat eine Ausschreibung starten, um einen privaten Marktbetreiber zu finden. Zusätzlich will er einen „Parkmanager“ einsetzen und 40 Prozent der Wiese im Sommer mit Zäunen absperren, um den im Herbst geplanten Baubeginn vorzubereiten. Dieser erste Bauabschnitt könne 2021 fertig werden, sagte Schruoffeneger.

Der Plan für den Preußenpark. Leider konnten wir den Entwurf nur von einer Leinwand in mäßiger Qualität abfotografieren.
Der Plan für den Preußenpark. Leider konnten wir den Entwurf nur von einer Leinwand in mäßiger Qualität abfotografieren.

© Modell: capattistaubach urbane landschaften / Foto: Cay Dobberke

Die Pläne basieren auf Entwürfen, die Landschaftsarchitektur-Studenten der Technischen Universität (TU) Berlin in einem Ideenwettbewerb entwickelt und vor einem Jahr bei der ersten Einwohnerversammlung vorgestellt hatten. Das Konzept der Studenten Robin Schick und Lene Anne Sommer gewann den Wettbewerb und gefiel auch dem Bezirksamt am besten.

Robin Schick ist mittlerweile studentischer Mitarbeiter des Landschaftsplanungsbüros Capattistaubach, welches das Konzept etwas überarbeitet hat. Beispielsweise will man den Spielplatz im Nordwesten des Parks nicht mehr in den Bereich südöstlich der Wiese verlagern, weil dafür viele Bäume gefällt werden müssten.

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Stattdessen soll der Spielplatz an der bisherigen Stelle etwas schrumpfen. Gleichzeitig sind zwei kleinere neue Spielflächen für Kinder und Jugendliche geplant. Die bestehende „Play-Fit“-Anlage mit Outdoor-Sportgeräten möchten die Landschaftsplaner ausbauen. Insgesamt stehe in Zukunft mehr Spiel- und Sportfläche zur Verfügung, rechneten sie vor.

Ein Multifunktionsgebäude ist als Lager für mobile Stände der Händler gedacht. Außerdem sollen darin Waschbecken, Toiletten und ein Raum für einen Kiosk entstehen. Die Arbeiten für den Neubau beginnen voraussichtlich erst im Frühjahr 2022 und werden schätzungsweise ein Jahr lang dauern. Das davor geplante Plateau könne außerhalb der Wochenenden für Sport und andere Zwecke genutzt werden, hieß es.

So sollen die Spiel- und Sportflächen im Preußenpark künftig verteilt sein.
So sollen die Spiel- und Sportflächen im Preußenpark künftig verteilt sein.

© Modell: capattistaubach urbane landschaften / Foto: Cay Dobberke

Außerdem fehlten dem Park gut erkennbare Zugänge, sagte Schick. Es sei „gar nicht wirklich sichtbar, wo er beginnt“. Um das zu ändern, soll unter anderem der Südeingang umgestaltet werden, wofür ein paar Parkplätze in der Brandenburgischen Straße entfallen müssten.

Anwohner kritisieren anhaltende Rechtsbrüche

Einige Bürger zeigten sich in der Versammlung unzufrieden darüber, dass in diesem Jahr noch nicht konsequent gegen den illegalen Handel vorgegangen werde. Ein Mann sagte, er „verliere den Glauben an die rechtliche Ordnung in diesem Land“. Der Charlottenburg-Wilmersdorfer Ordnungsstadtrat Arne Herz (CDU) äußerte Verständnis für die Kritik, betonte aber, dass frühere Bezirksstadträte die Zustände lange geduldet hätten.

Er setze das Ordnungsamt zumindest schon „ein bis zwei Mal im Monat“ für Kontrollen ein. Bei den angestrebten Verbesserungen gehe es um einen „Ausgleich“ zwischen den Interessen. Dagegen sprachen sich Anwohner für die ersatzlose Schließung des Markts aus.

Für das Frühjahr kündigte Stadtrat Schruoffeneger eine weitere Einwohnerversammlung an. Im Sommer würden „Dialog-Inseln“ für Diskussionen im Park aufgebaut. Darüber hinaus läuft im Internet seit Freitag eine Ideensammlung auf dem Berliner Bürgerbeteiligungs-Portal mein.berlin.de.

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