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Paketzusteller haben in der Weihnachtszeit viel zu tun.

© Oliver Berg dpa

Dienstleister im Advent: Wie viel Trinkgeld bekommen Paketboten in Berlin?

Schenken Sie Ihrem Postboten etwas zu Weihnachten? Ein Angestellter von DHL berichtet über die kleinen Freuden des Alltags in der Hauptstadt.

Philipp Heine ist bescheiden: „Ein Lächeln reicht auch.“ So pflegt er es ja selbst, wenn ihm mal wieder jemand eine Münze zusteckt – als Dankeschön für seine zuverlässige Arbeit als Zusteller bei DHL. Heine, der anders heißt, ist Stammzusteller in Berlin, das heißt: Er beliefert fünf Straßen, und die meisten seiner Kunden dort kennen ihn persönlich. Sie schätzen ihn, weil er es zur Not auch dreimal versucht, ein Paket zuzustellen, bevor er es zum Abholen zur nächsten Post bringt. In der Weihnachtszeit passiert ihm das besonders häufig.

Das Jahr geht zu Ende, Kunden sagen Danke – mit Schokolade, Plätzchen oder einem Umschlag. Einmal seien darin 50 Euro gewesen. Eine ältere Dame hatte ihm den Umschlag in die Hand gedrückt. Das war natürlich eine große Ausnahme in den vielen Jahren, in denen er bei der Post angestellt ist. Normalerweise fallen Belohnungen geringer aus.

Doch wie viel ist angemessen und erlaubt? Diese Frage hatten wir vorige Woche hier im Tagesspiegel gestellt und auch Sie, die Leserinnen und Leser, um Tipps gebeten. Dienstleister bekommen von ihren Unternehmen genaue Vorschriften. DHL-Boten dürfen etwa „geringwertige Sachgeschenke bis zu einem Wert von 25 Euro“ entgegennehmen. Hermes erlaubt seinen Zustellern, Geschenke in Form von Geld oder Sachwerten bis maximal zehn Euro anzunehmen.

„Ältere Menschen geben in der Regel immer etwas“

Für Angestellte der BSR sind die Richtlinien strenger: Die Einsatzkräfte von Müllabfuhr, Straßenreinigung und Recyclinghöfen dürfen als Dankeschön bis zu fünf Euro Trinkgeld annehmen, Sachgeschenke müssen unter 10 Euro liegen. Ein gelegentlicher Kaffee, ein Imbiss oder Plätzchen sind auch in Ordnung, „aber nicht täglich“. Soweit die Theorie. Heine bekommt viele Weihnachtskarten zugesteckt, mal ist ein Fünfer drin, mal ein Zehner, mal 20 Euro. Mit Pralinen und Schokolade kann er nicht nur Familie, sondern auch Freunde versorgen.

Und das, obwohl seine Tour in der Vorweihnachtszeit, in der besonders viele Pakete verschickt werden, von fünf auf nur drei Straßen verkleinert wird. Die anderen beiden Straßen beliefert dann ein Springer. „Manchmal bekommt er dann das Trinkgeld, das sie sonst mir geben würden“, sagt Heine. „Und manchmal warten die Kunden auf mich. Dann bekomme ich auch mal im März ein Weihnachtsgeschenk.“ Heine arbeitet in einem Bezirk am Stadtrand. „Ältere Menschen geben in der Regel immer etwas“, so ist seine Erfahrung, „das gehört einfach zur alten Schule“.

Die beste Trinkgeld-Anekdote?

So hat Heine mehr Glück als andere Zusteller, die jüngere Bezirke wie Kreuzberg oder Neukölln beliefern. Bei Studierenden-WGs etwa sei es nicht selbstverständlich, Paketzustellern Trinkgeld zu geben. „Das hängt dann stark von der Einzelperson ab“, sagt Heine. Außerdem komme es darauf an, ob man sich kennt. In manchen Bezirken wechseln die Paketboten einfach zu oft. Vielleicht ist der häufige Wechsel auch ein Grund dafür, dass Hermes-Boten laut Pressestelle von Hermes bisweilen sogar vollkommen leer ausgehen.

Unter Kollegen werde übrigens nicht viel über Trinkgeld gesprochen. „Damit kein Neid aufkommt." Nur ganz besondere Ausnahmefälle machen dann die Runde. Einmal, so erzähle man sich, soll ein Zusteller in der Weihnachtszeit 2000 Euro gemacht haben. Heines beste Trinkgeld-Anekdote? "Einmal wollte ich ein Retour-Paket aus der Packstation entnehmen, dann lag da stattdessen ein Umschlag mit zehn Euro drin."

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