zum Hauptinhalt
Die Kraniche kommen dieses Jahr zwei Wochen früher zurück.

© dpa

Die Rückkehr der Vögel: "Bei den Kranichen fliegen die Fleischfetzen"

Huch, sind das da schon Kraniche am Himmel? Ja, sagt Beate Blahy, und spricht über Wärme und einen Kranich, der sich für einen Menschen hielt.

Von Sandra Dassler

Sind die Kraniche schon wieder zurück?

Ja, gut zwei Wochen früher als gewöhnlich. Und manche waren gar nicht fort, weil es hier warm genug und reichlich Futter zu finden war.

Derzeit sieht man viele Tiere anfliegen.

Ja, das sind vor allem jene Kraniche, die bei uns in der Uckermark und anderswo in Brandenburg heimisch sind, also hier brüten. Die Vögel, die nach Skandinavien weiterfliegen, kommen erst später, da in ihrer Heimat noch tiefer Winter ist.

Kommen sie aus Afrika zurück?

Nein, die meisten haben in Spanien und Frankreich überwintert.

Aber viele leben doch auch im Süden Europas, oder?

Wie kommen Sie denn darauf?

Wegen Schillers Kraniche des Ibykus natürlich. Das spielte doch in Griechenland?

Ja, aber vor mehr als 2000 Jahren. Da gab es in Griechenland noch Wälder und Moore. Jetzt ist es dort viel zu trocken.

Wie viele Tiere brüten in Brandenburg?
2015 waren es etwa 2600 Brutpaare.

Die Brutplätze sollen sehr begehrt sein.

Das stimmt. Wer ein Brutgebiet erfolgreich besetzt hat, verkündet dies mit lautem Rufen. Männliche Einzeltiere lassen die typischen Kranichrufe auch erklingen, um eine Partnerin zu finden.

... die ihnen dann immer treu bleibt.

Von wegen. Das ist ein Mythos. Die Weibchen bleiben treu, so lange das Männchen fit und zu gebrauchen ist. Ändert sich das, suchen sie einen neuen Partner.

Stimmt es, dass es bei den Revierkämpfen auch Tote gibt?

Ja. Die Brutplätze müssen verteidigt werden. Da fliegen nicht nur Federn, sondern oft auch blutige Fleischfetzen.

Und wenn es doch noch einmal kalt wird?

Da müsste es schon lange sehr kalt sein. Nur wenn die Kraniche keine Nahrung und keine Schlafplätze mehr finden, wird es problematisch. Sie sind flexibel.

Beate Blahy kümmert sich auch um Kraniche und arbeitet im Biosphärereservat Schorfheide-Chorin.
Beate Blahy kümmert sich auch um Kraniche und arbeitet im Biosphärereservat Schorfheide-Chorin.

© privat

Und deshalb nicht ausgestorben?

Ja, obwohl das vor 50 Jahren prophezeit wurde. Dafür stirbt die Großtrappe aus.

Was unterscheidet die Tiere?

Der Kranich lebt lieber im geschützten Wald, die Trappe will sehen, was um sie vorgeht, und brütet auf dem freien Feld. Dort findet sie wegen der vielen in der Landwirtschaft angewandten Gifte kaum Nahrung, muss diese in großer Entfernung suchen, vergisst auf dem Rückweg, dass der Wurm für ihren Nachwuchs gedacht war und frisst ihn selbst. Außerdem sind die ungeschützten Trappen-Küken ein gefundenes Fressen für Füchse.

Greifen Kraniche eigentlich Menschen an?

Nein, sie flüchten lieber, es sei denn, sie fühlen sich in die Enge gedrängt. Ich habe mal einen Kranich aufgezogen, der griff alle an, die uns besuchten. Er verteidigte damit aber nur sein Revier, und im übrigen hielt er sich für einen Menschen. Das wurde ihm bei einem Zusammentreffen mit zwei Füchsen zum Verhängnis.

Beate Blahy kümmert sich um die Kraniche und arbeitet im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Jedes Jahr rasten hier unzählige Vögel auf dem Weg von den Winterquartieren.

Zur Startseite