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Die Pinguine aus Madagascar: Conchita Borschtsch

Russische Eule, hochmütiger Agent: Im Zeichentrickfilm "Die Pinguine aus Madagascar" agieren Conchita Wurst und Heino Ferch als Synchronsprecher.

In Abendgarderobe steht sie da. Mittig in einem Dämmerlicht-Separee des Hotel de Rome. Conchita Wursts Präsenz ist bekannt aus dem Fernsehen, ihr Auftritt souverän, aber nahbar. „Arrogant, aber nicht unsympathisch“, erhofft sie sich ihre Wirkung, sagt sie, „bestimmt, aber nicht überheblich.“ Ein angebotenes Du und einen Cappuccino später bestätigt sich ihre Hoffnung.

Wurst ist zusammen mit dem Schauspieler Heino Ferch in Berlin für die Promotion des Zeichentrickfilms „Die Pinguine aus Madagascar“. Es ist Wursts erste Rolle als Synchronsprecherin.

Sie hat auf einer schweren Chaiselongue Platz genommen, Beine überkreuz, Hände auf dem Knie: „Ich wollte immer schon synchronsprechen, habe mich aber nicht aktiv darum bemüht“, sagt sie. Gerade könne sie es sich leisten, nur das zu machen, was ihr Spaß macht.

Heino Ferch spricht Geheimsache, dessen Name Geheimsache ist

Dazu gehört die Synchronisierung der russischen Eule Eva, Datenanalystin in der Nordwind-Eliteeinheit, die den Helden des Films, den Pinguinen, mal mehr und mal weniger zur Seite steht. Chef der Bande ist Agent Geheimsache, dessen Name nicht „Geheimsache“ ist, sondern Geheimsache. Heino Ferch spricht ihn, passend zur Figur: „Was man mit mir assoziiert, liegt auf der Hand, glaube ich.“ Die Rolle des Starken, mit natürlicher Autorität, mitunter auch überheblich. Dass am Ende ein ganz anderer als Held dasteht, ist Animationsfilm-Binse. In Ferchs Worten: „Der Held ist der Held, der die Geschichte zusammenhält.“

Auch ein Animationsfilm-Muss: Ein Held braucht eine (sich anbahnende) Liebschaft. In Hollywood heißt das: Männlein und Weiblein. Einzige weibliche Figur: die Eule Eva. Die Datenspezialistin trägt schweres russisches Kolorit in der Stimme.

Wie kommt Tom Neuwirth – geboren in Österreich – oder besser: seine Drag-Kunstfigur Conchita Wurst – „geboren“ in den Bergen Kolumbiens – dazu, mit russischem Akzent zu sprechen? „Ich hatte die Wahl“, sagt sie. Im Original wird Eva von Annet Mahendru gesprochen, einer in Russland geborenen US-Amerikanerin. Wurst hätte den Akzent nicht übernehmen müssen. Aber: „Klar, kann ich! Mach ich!“ Von Russland sei sie sowieso begeistert. „Die Schwere, das Glamouröse, die Zarenfamilie, Schnee, Diamanten und Gold!“ Bei den letzten Wörtern, schwenkt sie den rechten Arm, als werfe sie Diamanten und Gold ins Volk.

Kein Platz für Schmuck

Conchita Wurst verklärt ihren Erfolg nicht. Auf die Frage, wie es zur Rolle kam, antwortet sie: Natürlich durch den European Song Contest. Da zählte das ganze Paket. „Die Figur war da, die Stimme, der Auftritt.“ Jetzt müsse sie sich eben beweisen, wenn nur die Stimme bleibt. Kein Platz für Schmuck.

Ihr auffälligstes Schmuckstück ist der Bart, er machte sie bekannt. Wurst sagt: „Manchmal muss man Leuten plakativ klarmachen, worum es geht.“ Und: „Ich will so aussehen.“ Zu viel reininterpretieren solle man aber nicht. Auch wenn sie oft als „Mensch mit Botschaft“ verstanden werde, bei aller Ernsthaftigkeit und Politik, am Ende gehe es um Entertainment. Die Abwechslung ist, etwas Botschaftsfreies zu machen – „mit dem besten russischen Akzent, den ich draufhabe“.

Conchita Wurst ein Ruhepol, wie die Eule

Eule Eva ist im Film oft der Ruhepol, wenn kindlich-frotzelnde Pinguine und der überheblich-snobistische Agent Geheimsache sich streiten. Wurst wolle das in sich selbst auch verkörpern. Und so ist von Aufregung im Separee auch nichts zu spüren: Conchita Wurst bewegt sich bedacht, der Cappuccino wird nur gerührt, nicht getrunken. „Arrogant aber nicht unsympathisch“ will sie wirken. Authentisch und sympathisch wirkt sie.

„Die Pinguine aus Madagascar“ läuft ab 27. November in Berliner Kinos

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