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Hell und luftig. Für den neuen Bahnhof Unter den Linden werden 50 000 Umsteiger pro Tag erwartet.

© dpa

Die neue U5 ist eröffnet: Berlin hat eine große Lücke geschlossen

Seit Freitagmittag fahren die Züge der U-Bahn-Linie 5 von Hönow bis zum Berliner Hauptbahnhof. Drei neue Stationen gibt es, an zweien halten auch Züge.

Berlin hat eine ganz große Lücke geschlossen. Zehn Jahre nach Baubeginn fahren seit Freitagmittag die Züge der U-Bahn-Linie 5 von Hönow zum Hauptbahnhof durch. Etwa 540 Millionen Euro kosteten die 2,2 Kilometer vom Alex bis zum Brandenburger Tor.

Drei neue Stationen gibt es, an zweien halten auch Züge. „Museumsinsel“ wird erst im nächsten Sommer fertig, hier gab es Probleme im Untergrund. Korrekt müsste es natürlich heißen: 25 Jahre nach Baubeginn. In ihrer Pressemeldung von Freitag ignoriert die BVG den heftigen Streit ums Geld vor 20 Jahren, der zu einem langen Baustopp führte. Deshalb entstand ja zunächst nur der U55-Stummel, auf dem viele Jahre ein Mini-Zug pendelte. Die U55 hatte übrigens weitere 320 Millionen gekostet.

Und nun in die Zukunft: Die U5 ist nun mit 22 Kilometern die zweitlängste U-Bahn-Linie Berlins, nach der U7. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) nutzte die – coronabedingt kleine – Eröffnungsfeier, für noch mehr U-Bahn zu werben.

Müller nannte die Anbindung ins Märkische Viertel (U8), zum BER (U7) und die U3 von Krumme Lanke zum Mexikoplatz. „Es gibt solche Stellen, wo man mit zwei, drei weiteren Stationen einfach ein großartiges Angebot, das schon da ist, ergänzen kann“, sagte Müller.

Ungewöhnlich scharf griff der Regierende Bürgermeister dann die vor wenigen Tagen von U-Bahn-Gegnern vorgelegte Studie an, dass nämlich der Bau von U-Bahnen durch die Verwendung von Beton klimaschädlich sei. Eine „Milchmädchenrechnung“ warf Müller den Autoren vor, „dann müssten wir auch den Bau von Wohnungen oder Krankenhäusern einstellen“. Ohne Beton sei nun mal keine Infrastruktur möglich. Die Studie habe viele Dinge nicht berücksichtigt.

Bahnhof Museumsinsel soll 2021 fertig werden

6662 Sterne sollen in der Decke der Station Museumsinsel einmal flimmern, wenn sie fertig ist. Und in den Sternen steht, ob und wann in Berlin die nächste U-Bahn gebaut wird. Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) kündigte bei der Eröffnung an, dass die Studien zu vier Streckenverlängerungen auch in diesem Jahr – wie versprochen – nicht fertig werden. Günther nannte nun das erste Quartal 2021. Die U5 wird nicht mehr genannt, wenn es um mögliche Verlängerungen geht. Die alte Planung vor 25 Jahren sah einen Weiterbau nach Moabit und zum Flughafen Tegel vor. Der ist nun Geschichte.

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Der Hauptbahnhof wird also Endstation bleiben. Kritiker sehen in der U5 eine unnötige Parallele zur Stadtbahn der S-Bahn, die ohne Weiterbau nach Westen zu wenig Fahrgäste habe. Aber selbst der Fahrgastverband Igeb lobte am Freitag: „Die Stadtbahn und wahrscheinlich auch die U2 werden entlastet. Der beengte Umsteigebahnhof Friedrichstraße wird entlastet. Das Berliner Schnellbahnnetz wird leistungsfähiger und bei Störungen gibt es zusätzliche Umleitungsmöglichkeiten.“

Angesichts der Dauer und der hohen Kosten von U-Bahnen sei „die Verkehrswende nur mit einem zügigen Straßenbahnausbau zu schaffen“, so Igeb-Chef Christfried Tschepe.

50 Prozent weniger Fahrgäste während der Pandemie

Die BVG erwartete vor Corona auf dem neuen Abschnitt täglich 155.000 Fahrgäste. Besonders großzügig wurde der Knoten mit der U6 (Nord-Süd-Richtung) ausgelegt, 50.000 Umsteiger wurden erwartet. Der U6-Bahnhof Französische Straße ist am Freitagmittag dauerhaft geschlossen worden, er ist nur wenige Meter von der neuen Umsteige-Station Unter den Linden entfernt.

Derzeit sind in Berlin nur etwa 50 Prozent Fahrgäste unterwegs, aufs ganze Jahr gerechnet erwartet die BVG einen Rückgang um 30 Prozent. Vor Corona wurde ein deutlicher Zuwachs auf der U6 erwartet, sobald neue Züge da sind, soll der Takt auf der U6 von 5 auf 3,3 Minuten verkürzt werden.

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Doch die ersten neuen Züge kommen 2022. Solange sind auf der neuen Linien U5 zum Teil Provisorien unterwegs, nämlich umgebaute Züge für das Kleinprofil. Diese sind deutlich kleiner als die Tunnelröhren der U5 („Großprofil“). Berlin hatte aus Geldmangel viele Jahre die Bestellung neuer Züge verschoben.

Das ficht die Kanzlerin natürlich nicht an. „Berlin, die einst geteilte und seit 30 Jahren geeinte Stadt, rückt heute ein weiteres Stück näher zusammen“, lautete das Grußwort zur Eröffnung. Sie könnte jetzt mit der U5 von ihrer Wohnung ins Kanzleramt fahren.

Der Regierende Bürgermeister wird die Kanzlerin mit seinem Appell zur Eröffnung („Lasst das Auto stehen, bewegt Euch umweltfreundlich“) wohl nicht gemeint haben. Die ersten Züge waren rappelvoll: mit Fotografen und Schaulustigen. „U5 – Berlin tief verbunden“, wirbt die BVG.

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