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Immer wieder müssen Geisterräder in Berlin aufgestellt werden, weil Radfahrer im Straßenverkehr ums Leben kommen.

© picture alliance/dpa/Soeren Stache

Update

Die meisten Unfälle gibt's im Westen: ADAC findet Berlins große Kreuzungen „alle recht gefährlich“

Die schlimmsten Unfallkreuzungen Berlins liegen im Westen der Stadt. Der ADAC hat die Knotenpunkte analysiert. Viele Gefahren ließen sich leicht beheben.

Der letzte Todesmeldung ist erst wenige Tage alt. Vergangene Woche starb eine Radfahrerin, nachdem sie an der der Kreuzung Am Friedrichshain, Ecke Friedensstraße von einem Lkw überrollt wurde. Die 58-Jährige war die Letzte von bislang 38 Menschen, die in diesem Jahr auf Berlins Straßen ums Leben kamen.

Der Straßenverkehr in der Hauptstadt bleibt auch im Jahr 2021 gefährlich. Für viele Menschen ist der sichere Weg durch die Stadt eines der größten Probleme im Alltag. Auch der ADAC Berlin-Brandenburg blickt sorgenvoll auf den Berliner Verkehr, insbesondere auf die Situation an Kreuzungen. Der Automobilclub hat daher untersucht, wo die große Gefahren für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen lauern – und mit welchen Mitteln sie sich beheben lassen.

Seit 2015 sei jährlich eine konstant hohe Zahl von 40 bis 50 Verkehrstoten pro Jahr in Berlin zu verzeichnen, sagte Volker Krane, Verkehrsvorstand beim ADAC Berlin-Brandenburg. „Die Ergebnisse sind frappierend.“ Vor allem Menschen, die sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad durch die Stadt bewegen, seien unter den Opfern.

Der ADAC hat sich das Unfallgeschehen in der Hauptstadt näher angesehen. Die meisten Verkehrsunfälle ereigneten sich 2020 demnach am Jakob-Kaiser-Platz. 266 Mal krachte es in Charlottenburg-Nord.

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Dahinter folgt der Große Stern mit 226 Kollisionen, knapp vor Ernst-Reuter-Platz (225) und Theodor-Heuss-Platz (224). Komplettiert wird die Top Fünf vom Verkehrsknoten am Schlesischen Tor mit der Skalitzer, Schlesischen und Oberbaumstraße, wo es im vergangenen Jahr 221 Unfälle gab.

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Insbesondere an den großen Knotenpunkten handele es häufig nur um Blechschäden, sagte Krane. „Das sind keine Unfälle mit tödlichen Folgen. Es zeigt aber: Komplexe Verkehrssituationen sind ein Risikobereich, wo Verkehrssicherheitsarbeit ansetzen muss.“

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Die Kreuzungen mit Todesfällen wiederum verteilten sich „relativ gleichmäßig“ über das Stadtgebiet. „Man kann nicht sagen, dass es einzelne Kreuzungen mit auffälligen statistischen Häufungen gibt. Es gibt aber symptomatische Situationen an Kreuzungsbereichen, die als unfallträchtig gelten“, sagte der ADAC-Vorstand.

Schlechte Fahrbahnmarkierungen erhöhen das Unfallrisiko

Wo genau die Probleme lägen, die immer wieder auftauchten, machte Merve Serim, Verkehrsreferentin beim ADAC anhand einiger Beispiele deutlich. So führten unter anderem schlechte Baustelleneinrichtungen zu gefährlichen Situationen, da etwa für Radfahrer teils nicht klar erkennbar sei, wo ihr Weg nun verlaufe.

[Lesetipp bei Tagesspiegel Plus: Auswertung der Unfallstatistik - An diesen Kreuzungen gibt es die meisten Radfahrunfälle]

An der Kreuzung Warschauer Straße, Ecke Frankfurter Tor etwa würden sich an der Fahrradweiche immer wieder Radfahrer:innen rechts bei den Abbiegern einsortieren, obwohl sie geradeaus fahren wollten. Das führe oft zu Konflikten. Einerseits wählten die Radfahrer:innen den Weg aus einem Gefühl der Sicherheit, sagte Serim. Zugleich sei ihnen häufig nicht klar, dass die geradeaus führende Radspur in Mittellage verlaufe, da es keine farbliche Hervorhebung gebe.

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Schlechte oder ungenaue Markierungen seien insgesamt eines der größten Probleme, sagte Krane „Man muss sich um die Eindeutigkeit und den Wartungszustand der Markierungen kümmern.“ Die Wege müssten für alle Fahrzeugarten so konzipiert sein, dass auch Ortsunkundigen sofort klar sei, wo ihr Weg entlang führe. Unklarheiten hingegen führten schnell zu gefährlichen Situationen. Positivbeispiele konnte der ADAC hingegen nicht finden. "Die großen Kreuzungen finde ich alle recht gefährlich", sagte Krane.

Senat will gefährliche Kreuzungen umbauen

Um die Verkehrssicherheit in Berlin zu erhöhen, gilt der Umbau von Kreuzungen als zentraler Punkt. Die Senatsverkehrsverwaltung hat teilweise nach tödlichen Unfällen mit Radfahrer:innen Gefahrensituationen entschärft, unter anderem am Kottbusser Tor und der Otto-Braun-Straße, Ecke Karl-Marx-Allee.

Seit vergangenem Jahr plant die Verwaltung auch keine Radweichen mehr, wo rechtsabbiegende Autos die geradeausführenden Radstreifen kreuzen. Damit soll vor allem auch die subjektive Sicherheit der Radfahrer:innen erhöht werden.

[Lesen Sie mehr bei Tagesspiegel Plus: Fahrradfahrerin filmt Unfall in Berlin: Die Sekunde des Aufpralls – und was danach bei Twitter geschah]

Als Pilotvorhaben will der Senat zudem zwei Verkehrsknoten nach dem Modell der „geschützten Kreuzung“ nach niederländischem Vorbild umbauen. Dabei sollen sich Verkehrsteilnehmer:innen durch einen anderen Abbiegeradius besser sehen. Als ein Ort dafür wurde dafür der Platz der Vereinten Nationen in Friedrichshain ausgewählt.

Ein zweiter Punkt an der Kreuzung Oranienstraße, Ecke Alte Jakobstraße musste aus Platzgründen hingegen wieder verworfen werden. „Die niederländische Kreuzung löst nicht alle Probleme“, sagte Krane. Oft sei der Kreuzungstyp nicht umsetzbar. „In Berlin schon gar nicht, wegen dem gewachsenen Stadtkörper und der hohen Verkehrsdichte.“

Getrennte Ampelschaltungen könnten an Problemstellen helfen

Helfen sollten stattdessen getrennte Ampelschaltungen für Rechtsabbieger an besonders heiklen Punkten, forderte der ADAC-Vorstand. „Das kann im Einzelfall eine sinnvolle Maßnahme sein und hat einen positiven Effekt auf die Sicherheit. Es behindert aber auch ganz gehörig den Verkehrsfluss.“

Unabhängig von der Infrastruktur fordert der ADAC von allen Verkehrsteilnehmer:innen, bewusster auf die Sicherheit zu achten. Dazu seien auch von Seiten des Senats Kampagnen, aber auch ständige Schulungen schon bei Kindern nötig. „Der Staat muss auch hier Verantwortung übernehmen und darf die Arbeit nicht den Verbänden überlassen“. sagte Krane.

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