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Geleerter Stadtbahnhof. Cornelia Kadatz ist Managerin des Berliner Hauptbahnhofs.

© Sven Darmer

Die Chefin des Berliner Hauptbahnhofs über die Coronapandemie: „Die Leere zeigt, dass sich praktisch alle an die Regeln halten“

Die Kunden bleiben aus, die Mieten der Läden im Hauptbahnhof werden gestundet. Ein Interview mit der Chefin Cornelia Kadatz.

Cornelia Kadatz ist seit Mai 2019 die Bahnhofsmanagerin der Deutschen Bahn im Berliner Hauptbahnhof. Seit Anfang des Jahres verwaltet sie auch alle Fernbahnhöfe in der Hauptstadt. 

An Ihrem Arbeitsplatz im Berliner Hauptbahnhof sind normalerweise täglich rund 330.000 Menschen unterwegs. Jetzt sind die Züge leer, viele Läden zu. Wie funktioniert der Hauptbahnhof als Geisterhaus?
Es fühlt sich auf dem Weg zur Arbeit schon etwas surreal an, wenn so wenige Gäste im Hauptbahnhof unterwegs sind. Aber ich versuche das positiv zu sehen, denn die Leere zeigt, dass sich praktisch alle an die Regeln halten. Und einiges ist ja geöffnet, etwa der Bäcker, der Supermarkt und unsere DB Information an der Nordseite Richtung Europaplatz, zumindest mit einer Person.

Erhöht das ausgedünnte Angebot die Gefahr, dass doch wieder Gedränge entsteht?
Keinesfalls. Zum einen haben wir jederzeit zusätzliche Kollegen verfügbar, die sich nur mehr „backstage“ aufhalten als sonst. Zum anderen haben wir nicht nur Plexiglasscheiben montiert, sondern auch Abstandshalter. Und drittens kommen einfach deutlich weniger Kunden als sonst, weil ja kaum noch Touristen unterwegs sind, sondern fast nur noch Pendler, die in der Regel weniger Informationsbedarf haben.

Die BVG musste ihr Sicherheitspersonal sogar aufstocken, um zu verhindern, dass sich Menschengruppen mangels Alternativen auf U-Bahnhöfen treffen. Haben Sie ähnliche Probleme?
Aktuell nicht, aber wir behalten das genau im Blick, um bei Bedarf schnell einzugreifen. Wir fahren ja in vielen Dingen momentan auf Sicht, so wie letztlich das ganze Land.

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Viele Läden in Bahnhöfen sind geschlossen, die Einnahmen also null. Wie kommen Sie denen entgegen?
Uns ist es wichtig, unsere Mieter partnerschaftlich zu unterstützen. Wir haben deshalb bereits letzte Woche pragmatisch angeboten, ihre Mieten zu stunden.

Leere Gleise am Hauptbahnhof in Berlin. 
Leere Gleise am Hauptbahnhof in Berlin. 

© Kay Nietfeld/dpa

Selbst eine gestundete Miete kann zum Problem werden für jene, die kein Geld mehr einnehmen. Sollte sich die Bahn als einer der größten Ladenvermieter in der aktuellen Situation nicht kulanter zeigen?
Die Regelung gilt zunächst für den April. So wollen wir einen Beitrag leisten, damit alle möglichst gut durch die Krise kommen und danach weitermachen können. Wir bekommen dafür viel positives Feedback von unseren Partnern.

Der Fahrgastverband Igeb kritisiert, dass der Toilettenpächter Sanifair weiter kassiert. Sanifair verwies auf eine einheitliche Regelung der Bahn. Wie passt das zur Maßgabe, sich oft die Hände zu waschen?
Diese Kritik kann ich nicht nachvollziehen, weil an großen Bahnhöfen Reisende im Moment die Möglichkeit haben, sich kostenlos die Hände zu waschen. Die Anbieter der Sanitäranlagen, Rail & Fresh und Sanifair, öffnen einen Toilettenraum. Dies gilt in Berlin für den Hauptbahnhof, den Alex und die Friedrichstraße.

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Nutzen Sie die ruhige Zeit für Dinge, die ohnehin anstehen, etwa Grundreinigungen oder Reparaturen?
Kontaktflächen, die häufig angefasst werden, reinigen wir öfter als sonst. Im Übrigen ist die übliche Reinigung jetzt effektiver, weil viele Bereiche bei weniger Andrang besser zugänglich sind. Was sonstige Arbeiten betrifft, halten wir uns zurück. Es wäre kontraproduktiv, wenn wir große Gruppen von Handwerkern zusammenziehen. Die vorgeschriebenen Abstandsregeln haben ja ihren Grund.

Kommt allmählich Langeweile auf?
Wir langweilen uns keine Minute, weil so viel zu organisieren ist: An erster Stelle die Kommunikation an die Mitarbeiter, aber auch das normale Geschäft. Die Tage sind wirklich gut ausgefüllt.

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