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Berlin: Die ausdauerndste Stimme der SPD wird 65 Jahre alt

Er ist nicht nur Pressereferent, sondern eine Institution. Eigentlich treffen viele Klischees, die zum politischen Betrieb gehören, auf Hans Peter Stadtmüller zu.

Er ist nicht nur Pressereferent, sondern eine Institution. Eigentlich treffen viele Klischees, die zum politischen Betrieb gehören, auf Hans Peter Stadtmüller zu. Urgestein, graue Eminenz … Aber jetzt tritt er munter ins Rentenalter ein. Heute wird der Sprecher der SPD-Abgeordnetenhausfraktion 65 Jahre alt. Ein dem Leben und den Menschen zugewandter Mann, der gern reist, gutes Essen mag und ausführlich erzählt, was er weiß.

Wenn auch nicht alles. Und immer mit einem leichten, weichen fränkischen Akzent, der seine Herkunft verrät. Stadtmüller kommt aus Aschaffenburg, und er hat nach der Schule Industriekaufmann gelernt. Etwas Bodenständiges also, und das blieb haften. Später verdiente er sein Geld als Dozent bei der evangelischen Kirche. Drei schöne Jahre verbrachte der Sozialdemokrat in Athen, wo er für die Friedrich-Ebert-Stiftung tätig war.

Davon schwärmt er noch heute. Stadtmüller zieht es ins Mediterrane, vor allem nach Italien. Aber seit dem 16. Mai 1989 hat ihn das raue, kühle Berlin kaum noch losgelassen. Politisch jedenfalls nicht. Damals wurde er Pressesprecher der SPD-Fraktion im Landesparlament. Ein interessanter, aber undankbarer und manchmal lästiger Job. So eine Fraktion ist ein gackernder Hühnerhaufen – und viele Hähne krähen. Dafür zu sorgen, dass dies wie eine Stimme klingt, und dem Vorsitzenden zu rhetorischem Gewicht zu verhelfen, das ist die Kunst. Stadtmüller hat das gut hingekriegt. Mit Eloquenz, schlitzohriger Schläue und einer mentalen Robustheit, die nicht jedem eigen ist.

Vier Fraktionschefs hat Stadtmüller gedient (böse Zungen sagen, sie hätten ihm gedient): dem barocken Ditmar Staffelt, dem strengen, etwas bröseligen Klaus Böger, dem gewitzten, vorwärtsstrebenden Klaus Wowereit und seit 2001 dem geradlinigen Parteimann Michael Müller. Allen vieren hat der Sprecher nach bestem Vermögen geholfen zu überleben. Nicht mit Unmengen von Presseerklärungen, sondern stundenlang am Telefon, mit tiefgründigem Hintergrundwissen und raffinierter Massage der journalistischen Seelen.

Gern wäre Stadtmüller noch Senatssprecher geworden. Aber daraus wurde nichts. Im Juni 2008 geht er dann wirklich in den Ruhestand. za

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