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Karen Pohlmann ist die diesjährige Preisträgerin in der Rubrik "Schüler zeichnen Lehrer aus".

© privat

Update

Deutscher Lehrerpreis 2019: Eine Berliner Pädagogin und das Geheimnis ihres Erfolgs

Fleiß, gute Laune und ganz viel Motivation: Karen Pohlman wurde von ihren Schülern für den diesjährigen Lehrerpreis vorgeschlagen.

Wie kann man Schüler, die Probleme in einem Fach haben, so motivieren und unterstützen, dass sie nicht nur ihre Noten verbessern, sondern sogar eben dieses Fach studieren und Lehrerin werden wollen?

Die Antwort kennt Karen Pohlman, und deshalb gehört sie zu den diesjährigen Preisträgern des bundesweiten Wettbewerbs um den „Deutschen Lehrerpreis".

Pohlman ist Lehrerin für Englisch und Französisch am Evangelischen Gymnasium zum Grauen Kloster in Wilmersdorf und wurde von zwei ehemaligen Schülerinnen in der Rubrik "Schüler zeichnen Lehrer aus" vorgeschlagen. Dem Tagesspiegel berichtete die 16-jährige Francesca Iorio, wie es dazu kam: "Frau Pohlman wollte, dass alle Kinder den Stoff verstehen und Spaß daran haben. Oft hat sie die ganze Pause mit uns gesessen, um Dinge zu erklären, die wir nicht verstanden hatten. Sie hat mich extrem für das Fach motiviert".

Aber das ist nicht alles: Denn Pohlman weckte nicht nur die Begeisterung für Englisch sondern auch für Französisch, obwohl das Fach am Grauen Kloster nur eine Nebenrolle spielt: Zu diesem Schuljahr hat Francesca die Schule gewechselt, um - neben Englisch - auch Französisch als Leistungsfach belegen zu können, denn sie möchte beide Fächer auf Lehramt studieren.

Am Anfang stand die Liebe zu den Sprachen

Der Pädagogin, die so viel von ihren Schülerinnen gelobt wird und auch im Kollegium großes Ansehen genießt, ist die Aufmerksamkeit um ihre Person sichtlich unangenehm. Nur zögerlich will sie überhaupt über ihre Auszeichnung sprechen, denn sie meint, dass an ihrer Schule "bestimmt jeder zweite den Preis verdient hätte". Dann aber ist die 44-jährige gebürtige Kielerin doch bereit für ein Gespräch in der Schule unweit des Hohenzollerndamms, und so erzählt sie von ihrer "Liebe zu den Sprachen", aus der sich dann die Entscheidung entwickelt habe, Lehrerin zu werden.

Entscheidend für ihre Art und Weise, auf die Schüler zuzugehen, sei eine Erfahrung in ihrem Studium gewesen: "Da war eine Dozentin, die so motivierend war, dass ich auch so unterrichten wollte". Was das heißt: "Ich versuche humorvoll, motivierend, freundlich und gut gelaunt in den Unterricht zu gehen, weil ich das umgekehrt auch erwarte". Zudem habe sie "das absolute Glück" gehabt, im Referendariat in beiden Fächern auf zwei "herausragende Fachseminarleiterinnen zu treffen, die mich optimal für den Lehrerberuf ausgebildet haben".

Was die Mutter eines achtjährigen Sohnes nicht sagt: Dass sie auch extrem fleißig ist. Das erfährt man nur von den Schülern und von ihren Kollegen.

"Sie hat jedes einzelne Kind im Blick"

"Sie geht immer super gut vorbereitet in den Unterricht und hat jedes einzelne Kind im Blick - gerade wenn es Schwierigkeiten gibt", erzählt ihre Kollegin, die Religionslehrerin und Schulpfarrerin Susanne Dannenmann, mit der Pohlman zusammen eine Klasse geleitet hat. "Alle haben sich gefreut, dass sie die Auszeichnung bekommt", sekundiert Schulleiterin Annette Martinez Moreno. Sie sei selbst Sprachlehrerin und wisse daher auch, dass Pohlman einen "sehr fundierten Unterricht macht. Das stampft man nicht so einfach aus dem Boden". Mit einer "Mischung aus Stolz und Freude", hat Martinez Moreno von der Auszeichnung erfahren und fügt hinzu: "Sie hat es verdient für ihre tolle Arbeit und den unglaublichen Fleiß".

Die Senatorin würdigt Karen Pohlman

"Dieser Preis ist eine hervorragende Anerkennung Ihrer täglichen Arbeit für Ihre Schülerinnen und Schüler"; wandte sich Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Montag an die Lehrerin, die auch Fachleiterin für Englisch und Französisch ist sowie Mentorin für die Semesterpraktikanten, die am Grauen Kloster ihr Unterrichtspraktikum im Fach Englisch machen.

Einen Tag nach dem Gespräch meldet sich Pohlman nochmal, denn eine weitere Botschaft ist ihr noch wichtig - zu der Tatsache, dass sie als Lehrerin am Evangelischen Gymnasium zum Grauen Kloster ja in einer "privilegierten Lage" sei: "Ich habe großen Respekt vor all den Lehrern, die an Schulen in Problembezirken unterrichten".

Bundesweit wurden 16 Lehrer ausgezeichnet

Insgesamt 16 Lehrerinnen und Lehrer sowie sechs Pädagogen-Teams aus insgesamt zehn Bundesländern erhielten in der Wettbewerbsrunde 2019 den „Deutschen Lehrerpreis“. Dabei gingen sechs Auszeichnungen nach Nordrhein-Westfalen (Borken, Dülmen, Essen, Moers, Münster, Waltrop). Vier Auszeichnungen vergab die Jury nach Baden-Württemberg (Engen, Pfullendorf, Öhringen, Villingendorf). Je zwei Preisträger gibt es in Bayern (Neu-Ulm Pfuhl, Neufahrn bei Freising), Hessen (Idstein, Obertshausen), im Saarland (Blieskastel, Saarbrücken) und in Sachsen-Anhalt (Wernigerode, Halle/Saale). Je ein Preisträger kommt in diesem Jahr aus Berlin, Hamburg, Niedersachsen (Bad Zwischenahn) und Thüringen (Saale-Orla-Kreis).

Über 5400 Schüler und Lehrkräfte beteiligten sich 2019 am Wettbewerb, der von der Vodafone Stiftung Deutschland und dem Deutschen Philologenverband durchgeführt wird. In der Rubrik „Schüler zeichnen Lehrer aus“ dürfen nur Schüler votieren, die nicht mehr an der betreffenden Schule sind. Pro Lehrer gibt es 1000 Euro Preisgeld.

Darüber hinaus gibt es die Kategorie „Unterricht innovativ“, die bisher allerdings nie von Berliner Pädagogen gewonnen wurde. Diese Kategorie wendet sich an Sekundarschullehrer, die fächerübergreifend unterrichten und im Team zusammenarbeiten. Für ideenreiche Unterrichtskonzepte der Teams werden Preise von insgesamt 13000 Euro vergeben.

Zum siebten Mal ging der Lehrerpreis nach Berlin

Erstmals war der Lehrerpreis 2011 nach Berlin gegangen, und zwar an Ralf Krüger von der Freien Waldorfschule Havelhöhe in Kladow. 2012 hieß die Preisträgerin Katja Natascha Nordhaus vom Steglitzer Hermann-Ehlers-Gymnasium, 2013 war es Geschichtslehrer Robert Rauh vom Lichtenberger Barnim-Gymnasium.

Es folgten Robert Heinrich und Ronald Wappke vom Lichtenberger Johann-Gottfried- Herder-Gymnasium sowie Clara Maria Wengler, die an der Kreuzberger Ferdinand-Freiligrath-Schule unterrichtet.

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