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Die Berliner Landesmeisterin der Floristen Dominique Herold in ihrem Studio.

© Kai-Uwe Heinrich

Deutsche Meisterschaft der Floristen in Berlin-Mitte: Blumenkunst nach der Stoppuhr

Deutschlands beste Floristen treten in Berlin bei der Meisterschaft an - mit dabei ist die Landesmeisterin Dominique Herold.

Die Anforderungen sind hoch: An Geburtstagen sollen sie ein Lächeln ins Gesicht zaubern und unter Liebenden die großen Gefühle direkt ins Herz übermitteln. Bei Trauerfeiern dagegen ist es ihre Aufgabe, Trost zu spenden. Blumen halten für vieles her. Welche Botschaft auch immer sie überbringen; sie werden mit Symbolik und Bedeutung aufgeladen. Auf ihren Stängeln lasten hohe Erwartungen.

Vor Erwartungen ist auch Dominique Herold nicht gefeit – allerdings ist der Druck selbst gewählt. An diesem Freitag sowie am Sonnabend tritt die Neuköllnerin bei der Deutschen Meisterschaft der Floristen in den Potsdamer Platz Arkaden an und will mit ihren Blumenkünsten Publikum und Jury überzeugen.

Bohren sägen und schleifen aus Liebe zu den Blumen

Ein Hinterhof in Neukölln. Dort hat Herold ihr Atelier, das sie sich mit Designern, Illustratoren und einem Comic-Verlag teilt. Die Kollegen dürfte sie kaum bei der Arbeit stören, wenn sie kunstvoll Blumen zusammenbindet. Doch falsch gedacht: Zu den blühenden Kreationen gehörten oft auch gezimmerte oder geschweißte Konstruktionen dazu, die die Pflanzen zusammenhalten und ihnen eine Bühne bieten. Bohren, sägen, schleifen sind Teil ihrer Arbeit. „Die anderen müssen hier einiges aushalten“, sagt Herold und wiegt lachend ihren blonden Kurzhaar-Bob.

Die amtierende Landesmeisterin für Berlin und Brandenburg steckt mitten in den Vorbereitungen für die Meisterschaft. Der Schlaf komme gerade etwas kurz. Auch finanziell ist das Projekt eine Investition; bereits 7000 Euro hat Herold in die Materialien investiert, die sie für den Wettbewerb benötigt.

Doch der Aufwand lohnt: Der Wettbewerb sei „die Eintrittskarte ins internationale Arbeiten“, sagt Herold. Ihre Ausbildung hat sie bei ihrer Mutter im Blumengeschäft auf dem Land in Sachsen-Anhalt gemacht. Doch Herold zog es raus. Sie wollte was sehen von der Welt. Es ist doch als Floristin so viel mehr möglich, als nur Sträuße zusammenzustellen, dachte sie sich.

Blumen sind immer echt

Inzwischen ist die 31-Jährige selbstständig. Gibt Seminare für Floristen in Deutschland, aber auch in China. Sie entwirft Arrangements aus Blumen für Magazin-Fotostrecken und Bühnenshows. Dazu kommen im Sommer Aufträge für Hochzeiten. In der Branche gibt es wenig Anlass zum Feiern: viel Arbeit, wenig Geld und der Nachwuchs fehlt.

Wohl auch deshalb setzt die Jury auf Anschluss zum Zeitgeist und versucht, sich mit der Themenwahl modern zu geben: So müssen Dominique Herold und ihre Mitstreiter aus den anderen Bundesländern eine Tischdekoration unter dem Motto „Eat together – offline chatten“ und eine Arbeit in Bezug zu einem selbst gewählten populären Hashtag entwerfen.

Insgesamt sind fünf Wettbewerbsaufgaben zu meistern – alle unter dem Thema „Be real“. Doch Blumen, sagt Dominique Herold, seien immer echt. Die analoge Kunstform kann sich ihrer Meinung nach auch in der digitalen Welt durchsetzen.
Seit Juni brütet Herold über den Aufgaben. Sie zog auf der Suche nach Inspirationen durchs Grüne und sammelte in den Gärten von Freunden oder auf dem Markt passende Blumen zusammen. Herold verrät, dass ihr, die auf Facebook und Instagram aktiv ist, die geforderte Arbeit zu einem Hashtag besonders Kopfzerbrechen bereitete.

Blumenkunst vor Publikum

Dominique Herold hat in ihrem Atelier bereits unter dem Zeitdruck der Stoppuhr geübt. Im Kampf um die schönste Blume gilt bei der Meisterschaft nämlich ein strenges Regelwerk. Wer von den Vorgaben zu Größe und Zeit abweicht, wird mit Punktabzug bestraft. Umso wichtiger ist eine gute Vorbereitung. Material und Blumen bringen die Teilnehmer zum Wettbewerb selbst mit. Die Kunstwerke zusammenstellen und die Blumen ineinander winden muss Herold dann live vor den Augen des Publikums.

Ihr Mann, Jürgen Herold, teilt die Leidenschaft für Blumen. 2012 konnte er die Meisterschaft der deutschen Floristen erfolgreich für sich entscheiden. Auch zu Hause drehe sich ihr Gespräch daher oft um Pflanzen, erzählt Dominique Herold. In ihrer Wohnung haben sie allerdings nur Orchideen, weil die nicht so viel Wasser brauchen. Das ist praktisch, da das Ehepaar beruflich viel unterwegs ist.

Wenn Freunde zu Besuch kommen entwerfen die beiden Floristen allerdings keine aufwändigen Tischdekorationen. Dann reiche auch ein Bund Tulpen in der Vase aus – ganz unverarbeitet und natürlich. Blumen müssen eben nicht immer mit Bedeutung aufgeladen werden. Sie dürfen auch einfach schön sein.
Deutsche Meisterschaft der Floristen. Potsdamer Platz Arkaden. Wettbewerb vor Publikum Freitag von 10 bis 18 Uhr und Samstag von 11 bis 15.30 Uhr. Die Arrangements sind bis Sonntag um 14 Uhr zu sehen, Eintritt frei. Infos: www.dmfberlin.de

Milena Fritzsche

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