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Vom Siechenhaus zur Feierhalle: Heute verfällt das Gebäude in der Prenzlauer Allee 75. Zuvor wurde es auf vielfältige Weise genutzt.

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Der Tagesspiegel-Adventskalender: Hinter der 19. Tür steckt eine bewegte Geschichte

Bis zum 24. Dezember öffnen wir täglich Berliner Türen - und berichten, was sich dahinter befindet. Heute wagen wir einen Blick in die Vergangenheit.

Es müssen schreckliche Zustände geherrscht haben. Massenarmut, Mangelkrankheiten und Obdachlosigkeit waren im späten 19. Jahrhundert einige der großen Herausforderungen der rapide wachsenden Stadt Berlin. Also wurden vor den Stadttoren im Norden ein Hospital und Siechenhaus sowie ein Obdachlosenasyl errichtet.

Hinter unserer heutigen Adventstür an dem roten, acht-eckigen Klinkerbau in der Prenzlauer Allee 75 hatte das Leid so mancher armen Seele ein Ende: Das Gebäude war zwischen 1886 und 1889 als Leichenhalle und Pathologie errichtet worden und diente später als Kapelle, in der man Verstorbene aufbewahrte.

Die Nationalsozialisten machten das Haus zur Feierhalle. Nach dem Zweiten Weltkrieg bezog die Sowjetische Kriegskommandantur die Kapelle, weiß Bernt Roder, Leiter des Museums Pankow. 1950 kam die Stasi. In der ehemaligen Kapelle war die Fahrbereitschaft der Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit untergebracht.

Ab 1986 wurde der Komplex vom Rat des Stadtbezirks bezogen, seit 2001 sitzt hier das Bezirksamt Pankow. In der Kapelle zeigten Bernt Roder und seine Kollegen vom Bezirksmuseum bis 1999 Ausstellungen, bevor sie ganz zum Hauptstandort weiter südlich an der Prenzlauer Allee umzogen.

Da sich der Bezirk die Unterhaltung des Areals nicht mehr leisten kann, ist seit 2016 die Berliner Immobilienmanagement GmbH verantwortlich. Für die leer stehende Kapelle gibt es Ideen, sie als Kulturort zu nutzen – wenn sich jemand findet, der das Gebäude vor dem weiteren Verfall rettet.

Türchen Nummer eins führte bereits nach Schöneberg, die zweite Tür erzählt von alten Zeiten und die dritte vom Untergrund. Die vierte Tür ist ein geheimer Übergabeort, um die fünfte "kommste nicht drumrum" und die sechste bringt das Glück. Hinter der Sieben aber steppt der Berliner Bär und die achte Tür ist unscheinbar. Hinter der neunten steckt Tradition, auf die zehnte Tür ist Verlass und Türchen Nummer 11 versprüht Großstadtromantik. Das 12. Türchen nun führt in die tropische Unterwelt und Tür Nummer 13 ist ein Relikt. Wer das 14. "Türchen" öffnet, braucht drei Schlüssel. Türchen 15 sollte besser verschlossen bleiben und hinter dem 16. Türchen stecken 300 Jahre Geschichte. Das 17. Türchen steht jedem offen und hinter der 18. Tür verstecken sich alte Akten und Propagandamaterial.

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