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Am Donnerstag gab es in Berlin eine Abkühlung. Am Sonntag wird es aber wieder richtig heiß.

© Christoph Soeder/dpa

Der Rat des Experten: Extreme Temperaturschwankungen können gefährlich sein

„Das ist ja eiskalt“ – dieses Gefühl hatten heute Morgen viele Berliner und Brandenburger. Was muss man bei Temperaturschwankungen beachten? Ein Interview.

Von Sandra Dassler

Herr Matzarakis, der starke Temperaturabfall von fast 40 Grad am Mittwoch auf 12 bis 14 Grad am frühen Donnerstagmorgen war angekündigt worden. Viele Hitzegeplagte sind ohne oder nur mit dünner Decke schlafen gegangen und haben heute Morgen gebibbert.

Das ist normal, wenn die Temperaturen so stark zurückgehen. Aber es ist auch sehr leichtsinnig. Denn im Schlaf produziert der Körper weniger Wärme und kann deshalb sehr schnell auskühlen, Wer ohne Decke oder nur mit einem Bettlaken geschlafen hat - der dürfte einige Stunden gebraucht haben, um wieder warm zu werden. Vor allem, wenn er Fenster und Türen auf Durchzug gestellt hatte. Die haben sicherlich gebibbert, wenn wie in der Nacht zu Donnerstag geschehen, eine Kaltfront durchgegangen ist.

Zumal auch den Rad- oder Rollerfahrern ein „eisiger“ Wind" entgegen wehte...

Ja, der Fahrtwind kühlt bekanntlich. Deshalb sollte man auch bei großer Hitze lieber Rad fahren statt laufen oder gar Joggen. Bei extremen Temperaturen über 30 Grad ist es aber besser, wenn möglich auf jegliche anstrengende körperliche Aktivität zu verzichten.

Am Sonntag soll es sogar noch wärmer werden.

Die Hitze, aber auch die Temperaturschwankungen, sind besonders für Kinder sowie ältere und kranke Menschen, sehr belastend. Schauen Sie also mal nach der 80-jährigen Nachbarin, die sonst niemand hat: Ob sie genügend trinkt und versorgt ist. Ob vielleicht auch mal ein Arzt nachsieht, weil manche Medikamente angesichts des veränderten Flüssigkeitshaushalts des Körpers auch anders dosiert werden müssen.

Was kann man sonst noch tun?

Sich nicht der direkten Sonneneinstrahlung aussetzen, das lässt die Körpertemperatur noch weiter steigen. Viel trinken und nur leichte Kost zu sich nehmen. Ausgiebiges Essen verbraucht Energie und das heizt den Körper weiter auf. Vor allem sollte man aber dafür sorgen, dass die Innenräume kühl sind.

Also Klima-Anlagen und Ventilatoren besorgen?

Ich bin kein Freund davon. Herkömmliche Klima-Anlagen geben die Abwärme lediglich nach außen, im Zweifel zum Nachbarn ab. Ventilatoren gehen im Notfall, aber stellen Sie sich mal vor, wenn sich Millionen Haushalte plötzlich Ventilatoren zulegen.

Was dann?

Rollläden schließen, und am besten die Sonne ganz draußen lassen. Und bitte nicht glauben, dass geöffnete Fenster bei geschlossenen Jalousien für bessere Luft sorgen. Auch ein Luftaustausch funktioniert nur, wenn es draußen kälter ist als drinnen. Und man sollte sich über die Hitze informieren. Das gilt besonders für Leute, die draußen arbeiten müssen. Und natürlich auch für Arbeitgeber.

Die dann den Mitarbeitern ein Eis spendieren?

Das ist schon mal ein Anfang. Ich persönlich finde allerdings Wassermelonen besser.

Andreas Matzarakis ist Leiter des Zentrums für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdiensts in Freiburg. Das Gespräch führte Sandra Dassler

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