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Aus Europa für Europa. Der Nissan Qashqai wurde in London entworfen und wird in Sunderland gebaut.

© Nissan

Der neue Nissan Qashqai: Das Grinsen des Kühlergrills

Die dritte Generation des "Crossover-Pioniers" zeigt ein aggressiveres Design und ist dank Mild-Hybrid ein bisschen elektrisch.

Der exotische Name dürfte bei der ersten Markteinführung des Wagens irritiert haben: Qashqai – ist das japanisch? Schließlich ist Anbieter Nissan, Hauptsitz Yokohama, drittgrößter Fahrzeughersteller in seinem Land. Dort allerdings wird der Qashqai als Dualis verkauft. Stand etwa, wie man bei Wikipedia wissen will, ein im Iran ansässiges Nomadenvolk mit halbwegs gleichklingendem Namen Pate? Nicht Ferner, sondern Naher Osten als Quelle der ungewöhnlichen Buchstabenfolge?

Japaner oder Engländer?

Wie auch immer, all dies spielt bei Nissan keine Rolle mehr. Der Name ist selbst zur Marke geworden, und was die Geburtsstätte des Wagens betrifft: „Aus Europa für Europa“, wie bei der Präsentation der dritten Generation des „Crossover-Pioniers“ betont wurde. Genaugenommen ist er ein Engländer: Wie schon die vorigen Versionen entworfen in einem Londoner Designstudio und gebaut in Sunderland, einer Hafenstadt im Nordosten Englands.
Für Nissan ist der Qashqai mittlerweile das „wichtigste Auto in Europa“, er wurde allein dort 3 Millionen mal verkauft, weltweit 2 Millionen mal mehr – an eine sehr treue Kundschaft, die sich bereits zu Clubs zusammengeschlossen hat. Er sei, so wird der Pionierstatus des 2007 auf dem deutschen Markt eingeführten und dort mehr als 300.000 mal verkauften Wagens erläutert, der erste in dem jetzt so populären Crossover-Segment gewesen – also ein Fahrzeug, das dem Wesen nach eine Limousine ist, doch in Gestalt eines SUV daherkommt. Kein geländegängiges Dickschiff im Porsche-Cayenne- oder Audi-Q8-Format, doch von robustem Aussehen und mit SUV-Vorzügen wie der heute von vielen so geschätzten höheren Sitzposition samt großem Innenraum.

Für Nissan ist der Qashqai, mittlerweile in der dritten Generation, "das wichtigste Auto in Europa".
Für Nissan ist der Qashqai, mittlerweile in der dritten Generation, "das wichtigste Auto in Europa".

© Nissan

Dieser hat im neuen Qashqai sogar noch zugelegt, auch dank der etwas verlängertem Karosserie bei gleichzeitig längerem Radstand. Um 28 Millimeter haben die Knie im Fond nun mehr Platz, zwischen Kopf und Dach sind es vorn wie hinten 15 Millimeter, was als wenig erscheinen mag, doch beim Raumgefühl zählt jeder Zentimeter. In den Kofferraum passen sogar 75 Liter mehr rein. Auch optisch hat der Wagen zugelegt, Nissan lobt seine Formen als „schärfer, moderner, durchtrainierter“, man könnte auch sagen: aggressiver. Zum Beispiel die Frontpartie und hier das Nissan-typische „V-Motion“-Design des Kühlergrills: In der Ur-Version des Wagen noch ein zurückhaltend modelliertes V in der Mitte, das im Verlauf der Modellpflege immer breiter wurde, nun erstmals den zudem vergrößerten Grill komplett umschließt. Es lässt nicht länger an ein Victory-Zeichen denken, erinnert eher an ein breites Grinsen, auch dank der dieses dominierende Frontelement wie Lichtpfeile einrahmenden LED-Scheinwerfer.

Auch das für Nissan typische "V-Motion-Design" des Kühlergrills wurde beim neuen Qashqai überarbeitet.
Auch das für Nissan typische "V-Motion-Design" des Kühlergrills wurde beim neuen Qashqai überarbeitet.

© Nissan

Was man dem Design nicht ansieht, aber Auswirkungen aufs Gewicht und damit den Verbrauch hat: Die mit dem Allianzpartner Renault neu entwickelte Fahrzeugarchitektur – auf der CMF-C-Plattform baut auch der Kadjar auf – soll gegenüber dem Vorgänger eine um 48 Prozent höhere Steifigkeit aufweisen, der gesamte Wagen hat aber rund 60 Kilogramm abgenommen. Für Motorhaube, Türen und vordere Kotflügel wird jetzt eine leichtere Aluminiumlegierung verwendet.

Schon wird der "e-Power"-Antrieb vorbereitet

Auch die neue Motorisierung folgt dem Trend zu höherer Effizienz: Erstmals fährt der Qashqai elektrisch, jedenfalls ein bisschen dank Mild-Hybrid-Technik: Ein von einer Lithium-Ionen-Batterie gespeister Elektromotor unterstützt den mit 138 und 156 PS verfügbaren 1,3-Liter-Benziner. Versorgt wird das System mittels Rekuperation, also der Umwandlung kinetischer in elektrische Energie beim Verzögern des Wagens. Zwischen 20 und 110 km/h liefert es ein zusätzliches, den Verbrenner entlastendes Drehmoment, schaltet in den Automatik-Versionen den Motor beim Ausrollen vorzeitig ab, kommt auch in der Stopp-Start-Automatik bei verkehrsbedingtem Anhalten zum Einsatz.

Den neuen Nissan Qashqai gibt es nur als Benziner mit Mild-Hybrid-Unterstützung.
Den neuen Nissan Qashqai gibt es nur als Benziner mit Mild-Hybrid-Unterstützung.

© Nissan

An der weiteren Elektrifizierung des Qashqai wird bereits gearbeitet: Bei dem „e-Power“ genannten System, verfügbar ab 2022/23, wird der Wagen von einem 187 PS starken E-Motor angetrieben, dessen Batterie von einem nur zur Stromerzeugung genutzten 1,5-Liter-Benziner geladen wird. Es ist die Weiterentwicklung einer Technik, die in Japan bereits im Nissan Note angeboten wird. Bislang aber bleibt die Palette der Motoren sehr überschaubar, deren PS-Stärken überraschend nah beieinander liegen. Auf die Räder übertragen wird ihre Kraft über ein klassisches handgeschaltetes Sechs-Gang-Getriebe oder ein – nur beim stärkeren Motor verfügbares – Automatikgetriebe. In den kurvigen Straßen durch die Weinberge rund um Bonn lieferte diese neue, im sachten Dahingleiten wie in der Beschleunigung sehr flüssig arbeitende X-Tronic-Generation gegenüber der fleißig zu bedienenden Handschaltung doch noch einmal eine Extraportion Fahrspaß.

Im Innenraum des neuen Qashqai wurde mehr Platz geschaffen.
Im Innenraum des neuen Qashqai wurde mehr Platz geschaffen.

© Nissan

All dies ist nun also „Made in England“, doch hat auch, so wird betont, die „japanische DNA des Modells“ Spuren hinterlassen, sogar hörbare. Die Hinweis- und Warntöne, die der Wagen von sich gibt, wurden gemeinsam mit dem Videospiele-Entwickler Bandai Namco entwickelt. Dem japanischen Unternehmen mit Hauptsitz in Tokio verdankt die Spielergemeinde unter anderem den gefrässigen, nun schon vier Jahrzehnte alten Pac-Man, während die der Qashqai-Fahrer nun durch die als melodisch beschriebene Zweiton-Akustik für Gurtwarner und Blinker erfreut wird.

Ohnehin wurde der Wagen mit den heute üblichen digitalen Ingredienzien des Fahrzeugbaus erheblich aufgerüstet. Sie reichen von diversen sicherheitsrelevanten Assistenzsystemen, die etwa das eingestellte Tempo und den Sicherheitsabstand halten und bei drohender Kollision automatisch bremsen, über die Sprachhelferlein von Google und Amazon, denen man schon zuhause das nächste Fahrtziel mitteilen und so das Navi programmieren kann, bis zur Smartphone-App „Nissan-Connect“, die den Fahrer etwa über anstehende Wartungen und Fehlfunktionen informiert oder auch darüber, dass Sohn oder Tochter mit dem ihnen ausnahmsweise überlassenen Wagen schneller fahren als erlaubt. Auch lassen sich über die App die Türen ver- und entriegeln, die Beleuchtung steuern, sogar die Hupe betätigen und manches mehr. Obwohl, Hupen aus der Ferne und ohne Not: Will man das? Darf man das?

Technische Details

Abmessungen: 4,43 m (L), 1,84 m (B), 1,63 m (H)

Ladevolumen: 436 – 1447 Liter

Antrieb: 1,3-Liter-Benzinmotor mit 140 oder 158 PS; max. Drehmoment 240 – 270 Nm, Höchstgeschwindigkeit 196 – 206 km/h, von 0 auf 100 in 10,2 – 9,2 Sekunden, Kraftstoffverbrauch 5,5 – 6,2 Liter auf 100 Kilometer. Angaben schwanken je nach Motor und Getriebe (Vorderrad-Hand/Vorderrad-Automatik/Allrad-Automatik)

Preis: ab 25.790 Euro

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