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Der Schriftzug "Wir wollen die Spiele. Berlin für Olympia" steht im Januar 2015 Brandenburger Tor in Berlin.

© Soeren Stache/dpa

Der nächste Versuch: Michael Müller trommelt mit Unternehmern für Olympia 2036 in Berlin

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) wünscht sich, dass Berlin sich – unter Umständen – um die Olympischen Spiele bewirbt.

Müller sprach am Dienstagnachmittag zum Abschluss eines Symposiums des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) und wurde von Moderator Jörg Thadeusz gefragt, was er von der Anregung einer Arbeitsgruppe des VBKI halte, eine Bewerbung für die Sommerspiele im Jahr 2036 anzustreben.

"Olympische Spiele 2036 könnten einen Riesen-Push geben", erklärte Müller. "Solche Chancen können wir nicht an uns vorbeigehen lassen. Wir müssen jetzt um jede einzelne Ansiedelung, jedes einzelne Event und jeden Kongress kämpfen".

Allerdings wünsche er sich keine Spiele, wie sie das Internationale Olympische Komitee (IOC) bisher veranstaltet habe, "wo Olympia wie ein Ufo in der Stadt landet".

Spiele müssten sich einbinden lassen in die Infrastruktur. Es stecke jedes Mal mehr Geld drin und Berufsathleten würden bei Wettkämpfen Geld „absahnen". Das gehe so nicht mehr weiter. „Ich glaube, dass das viele Leute anödet und nicht mehr begeistert”.

Er wolle keine Spiele, bei denen die einhundert Top-Funktionäre nur einen Platz auf der Ehrentribüne wollten. "Wenn das IOC sagt, wir machen weiter wie bisher, dann wird es nicht funktionieren", sagte Müller voraus. "Die Leute wollen einen anderen, einen demütigeren Auftritt, von dem man sagt: Der Sport fügt sich ein."

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Das aber vorausgesetzt wünsche er sich eine Bewerbung – auch für das Jahr, von dem mancher sagen werde, das gehe aus historischen Gründen nicht. Berlin war zuletzt 100 Jahre zuvor, im Sommer 1936, Austragungsort der Spiele. Damals hatten Adolf Hitler und sein nationalsozialistische Regime, die drei Jahre zuvor an die Macht gekommen waren, Olympia konsequent für ihre Propagandazwecke genutzt. "Mit der Geschichte müssen wir offensiv umgehen", warb Müller. Man könne das Datum nutzen, um eine andere Geschichte zu erzählen. "In der Sache stehe ich voll dahinter."

Diktator Adolf Hitler (5. von links) bei der Eröffnung der XI. Olympischen Spiele am 01. August 1936 in Berlin.
Diktator Adolf Hitler (5. von links) bei der Eröffnung der XI. Olympischen Spiele am 01. August 1936 in Berlin.

© picture alliance / dpa

2015 war die letzte Bewerbung früh gescheitert

Der Gastgeber der live im Internet übertragen Veranstaltung, VBKI-Präsident Markus Voigt, regte an, dass eine neue Bewerbung Berlins "aus der Mitte der Gesellschaft kommen muss, und nicht von der Politik aufoktroyiert werden darf". Es wäre aber unter anderem eine große Chance, die Infrastruktur zu modernisieren.

Michael Müller (SPD) bei der Live-Übertragung einer Veranstaltung der Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller.
Michael Müller (SPD) bei der Live-Übertragung einer Veranstaltung der Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller.

© Kevin P. Hoffmann

Zuletzt hatte sich der VBKI vor fünf Jahren mit anderen Vereinen, Verbänden und den großen Wirtschaftskammern IHK und HWK stark gemacht für eine Bewerbung Berlins um die Olympischen Spiele im Jahr 2024. Rund 1,6 Millionen Euro brachten die Institutionen und vor allem die Steuerzahler damals dafür auf. Das Projekt endete mit einer Niederlage um die nationale Bewerbung gegen Hamburg. Die Hansestadt zog die Bewerbung nach einem Referendum aber zurück, am Ende setzte sich Paris durch. 2028 ist Los Angeles als Austragungsort vorgesehen.

Müller gibt Länderfusion keine Chance

Müller sprach auf einem Symposium, auf dem Mitglieder des VBKI in zehn Arbeitsgruppen ihre Visionen von Berlin im Jahre 2037 erarbeitet hatten. In jenem Jahr feiert die Stadt ihren 800. Jahrestag der Gründung. Vor dem Hintergrund wurde Müller zu einem anderen historischen Wiedergänger gefragt: Wie er zu einem – ebenfalls erneuten – Anlauf auf eine Fusion der Länder Berlin und Brandenburg stehe. "Eine Länderfusion kann man diskutieren, aber sie wird die nächsten 15 bis 25 Jahre nicht kommen", sagte der Regierende Bürgermeister voraus.

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Er wolle sich lieber bemühen, dass beide Bundesländer auf vielen Gebieten gut zusammenarbeiten, etwa beim Verkehr, der Wohnungspolitik oder Wirtschaftsförderung. Mit Blick auf die Ansiedlung von Tesla in der Gemeinde Grünheide sagte Müller: "Na und? Ist doch toll, dass die Brandenburger das haben" Man hätten Tesla wohl gar nicht die nötigen Flächen bieten können, trotzdem profitiere Berlin davon. "Ich in meinem letzten Amtsjahr halte mich nicht mehr mit der Länderfusion auf".

Der letzte Versuch war vor bald einem Vierteljahrhundert, am 5. Mai 1996, gescheitert. Damals stimmten die Brandenburger mehrheitlich gegen einen Zusammenschluss. Gut 53 Prozent der Berliner hatten zuvor dafür gestimmt. Seither bemühen sich regelmäßig Initiativen, die Region politisch und verwaltungsrechtlich zusammenzuführen. Auch ein gemeinsames Bundesland Berlin-Brandenburg hätte mit gut sechs Millionen Einwohnern etwas mehr Einwohner als Hessen, bliebe aber deutlich kleiner als Nordrhein-Westfalen (knapp 18 Millionen), Bayern (13 Millionen) oder Baden-Württemberg (11 Millionen Einwohner).

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