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Noch einmal soll der Lenin-Kopf auf Reisen gehen, einmal von Ost nach West zur vorerst letzten Station in Spandau.

© Andreas Altwein/dpa

Der letzte Akt in Berlin: Lenins Kopf geht heute auf Reisen

Die Zauneidechsen zogen zuerst um, nun folgt ihre revolutionäre Heimstatt. Bernd Matthies begleitet den Genossen Lenin auf dem Weg nach Spandau.

Heute wäre also noch einmal – und zum allerletzten Mal – Gelegenheit für die Proletarier aller Länder, sich hinter ihrem führenden Theoretiker zu versammeln. Jedenfalls hinter seinem Kopf, was an sich genügen sollte. Denn am heutigen Donnerstag wird das Haupt von Wladimir Iljitsch Lenin aus dem geheimen Erdloch in Köpenick in die Spandauer Zitadelle überführt, wo es um elf Uhr vormittags eintreffen soll.

Vorausgesetzt jedenfalls, dass die Umsiedlung der streng geschützten Eidechsen gelingt, die sich um das seltsame Grab herum angesiedelt haben – ein später Nachhall von Lenins eigenem Bonmot, nach dem sich deutsche Revolutionäre, wenn sie einen Bahnhof stürmen wollen, erst eine Bahnsteigkarte kaufen.

Allerdings ist mit einer revolutionären Massenbewegung auch kaum zu rechnen. Vermutlich wird der Kopf zum Schutz gegen begehrliche Blicke mit irgendetwas Grobleinenem eingewickelt, und ohnehin müssten hiesige Leninisten ja erst einmal den Ausgangspunkt kennen, um sich anzuschließen.

In Spandau ist ohnehin alles vorbei. Der Vorort hat keinerlei revolutionäre Aura, Liebknechtluxemburg waren sicher nie dort, da gibt es keinen Resonanzboden. Und wenn von hier doch Signale ausgehen, ist gottlob ziemlich sicher, dass die Völker sie nicht hören.

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