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Der siebenjährige Mikail Akar ist ein kleiner Star in der deutschen Kunstszene. Das Bild, vor dem er posiert, ist bereits verkauft – für 8000 Euro.

© Mike Wolff

Der kleine Picasso: Mit sieben Jahren schon ein großer Star in der Kunstwelt

Mikail Akar hat mit vier Jahren zu malen begonnen. Die aktuelle Ausstellung in Charlottenburg ist bereits seine siebte.

Applaus, Menschengedränge, Blitzlichtgewitter. Und mittendrin: ein kleiner Junge, der mit den Händen in den Hosentaschen vor einem Gemälde steht und in die Kameras lächelt.

Die Bilder, die der gerade einmal siebenjährige Mikail Akar malt, sind bunt und abstrakt und zum Teil größer als er selbst. Manchmal erinnern sie an Jackson Pollocks Actionpaintings, manchmal an die expressionistischen Figuren der französischen Künstlerin Niki de Saint Phalle oder des Amerikaners Keith Haring. Und sie begeistern nicht nur, wie es bei den meisten Kindern üblich ist, Mikails Familie, sondern auch Kunstkenner und Sammler. Am Donnerstagabend eröffnete die siebte Ausstellung des Kölner Schülers im Bankhaus Lenz, einer Privatbank in der Nähe des Kurfürstendamms in Charlottenburg.

Am Anfang waren die Fingerfarben

Mikail malt seit seinem vierten Lebensjahr. Seine Eltern schenkten ihm damals eine Leinwand und Fingerfarben, die fertigen Bilder fotografierten sie und stellten sie ins Netz. In kurzer Zeit wurden derart viele Menschen auf den jungen Künstler aufmerksam, dass seine erste eigene Ausstellung in Köln eröffnete, als er gerade mal fünf Jahre alt war. „Er genießt den Rummel, hat wirklich Spaß daran“, sagt Mikails Mutter, Elvan Akar. Anfangs sollte er Kunstunterricht nehmen, er habe sich aber geweigert, dort weiter hinzugehen. „Er mag keine Ratschläge“, sagt sie. Manchmal komme er aus der Schule und ziehe sich sofort zurück, um zu malen, erzählt die Mutter lächelnd. Die Familie habe vorher in einer Dreizimmerwohnung in der Nähe von Köln gelebt, mittlerweile seien sie in ein Haus umgezogen. Dort habe Mikail drei Zimmer für sich alleine, in denen er an seinen Bildern arbeitet.

Rummel gibt es an diesem Abend genug. Mehrere Reporter und zwei Kamerateams sind vor Ort, dazu 150 Gäste. Ihm gefalle die Spontaneität der Bilder, erzählt ein Mann aus Hamburg, der bereits zwei Werke des Jungen besitzt. „Die sind ein bisschen chaotisch, aber die Farben sind toll“, sagt er. Auf einem großen Bildschirm läuft ein Video in Dauerschleife, das den Jungen beim Malen zeigt. Die drei Ausstellungsräume füllen sich schnell, Mikail und seine Bilder scheinen auch in Berlin viele zu interessieren.

Alle wollen ein Foto mit dem Jungen haben

Während die Hamburger Galeristen Nisvican Roloff-Ok und Bernd Roloff die Vernissage mit einer kurzen Rede eröffnen, wandern ungeduldige Blicke in Richtung der Tür, hinter der Mikail sitzt. Vermutlich spielt er, während er draußen als „junger Picasso“ und „Wunderkind“ gepriesen wird. Mikails Eltern stehen etwas abseits. Sie wirken von dem Andrang überwältigt, auch wenn der Abend schon lange in Planung gewesen sei, wie Roloff-Ok erzählt: „Mikails Vater kam im Frühjahr auf mich zu und sagte, wir müssen ihn nach Berlin holen.“ Schließlich ist es so weit, der Siebenjährige betritt den Raum, sofort bricht Gedränge aus. Alle wollen ein Foto von dem kleinen Jungen mit dem dunklen Wuschelkopf machen. Er stellt sich vor eines seiner Bilder und posiert mit nach oben gereckten Daumen. Die Galeristin Roloff-Ok fordert ihn auf, noch ein bisschen breiter zu grinsen. Das Bild wird später für 8000 Euro verkauft.

Was macht das mit einem Siebenjährigen, seine Bilder einer so großen Öffentlichkeit zu zeigen? „Schon wenn die Bilder gerahmt sind, erfahren die Kinder eine viel stärkere Wertschätzung. Sie sind dann schon sehr stolz“, sagt Anette Muhrbeck dazu. Sie hat lange Zeit in der Kinderkunstgalerie der Klax-Kindergartengruppe gearbeitet, wo Bilder und Skulpturen von Kindern aus Kitas, Kindergärten und sozialen Projekten ausgestellt werden. „Ich würde erst mal fragen, wie es dem Kind geht. Malt es wirklich frei? Oder hat es immer schon den Verkaufspreis im Kopf?“, sagt Muhrbeck. Wenn er aber aus freien Stücken male und Spaß daran habe, sei nichts dagegen einzuwenden.

Die nächste Ausstellung ist schon geplant

Mikails Bilder scheinen bei der Vernissage so ernst genommen zu werden, als habe sie ein Erwachsener gemalt. Dabei wirkt der junge Künstler wie jeder andere Siebenjährige: Er trägt ein Jeanshemd mit aufgedruckten Dinos und seine Frisur ist zerzaust, wie sie es bei Kindern, die gerade vom Spielen kommen, eben so ist. Aber hinter ihm stehen drei Erwachsene, die hauptberuflich die Marke „Mikail Akar“ verkaufen. Dazu eine offenbar riesige interessierte Öffentlichkeit. Und eine Privatbank, die die Räumlichkeiten zusammen mit den passenden Anlageoptionen für Mikails Bilder bietet. „Ich frage mich, ob seine Zukunft wirklich ihm gehört oder ob sie nicht eher den Erwartungen verpflichtet ist, die die Menschen an ihn haben“, sagt ein Gast aus Südafrika. Auf die Frage, was passiert, wenn der Junge eines Tages keine Lust mehr auf das Malen hat, antwortet sein Vater, Kerem Akar: „Wir lassen ihn sein Ding machen.“ Die nächste Ausstellung ist allerdings schon geplant, sie wird im Februar nächsten Jahres in Köln stattfinden.

Die aktuelle Ausstellung ist noch bis zum 30. Oktober im Bankhaus August Lenz in der Bleibtreustraße 24 in Charlottenburg zu sehen.

Jette Wiese

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